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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: «Krossi» haut seit Jahren auf die Pauke

Von PETRA WOZNY 04.02.2011, 20:39

HOHENMÖLSEN/MZ. - Wer Günther Krosse als Mädchen für fast alles bezeichnet, erhält von dem 57-Jährigen ein breites freundliches Grinsen zurück. "Richtig" soll das heißen. "Krossi", wie ihn die Mitarbeiter rufen, ist in der Förderschule von Hohenmölsen und gegenwärtig als Aushilfe für einen erkrankten Kollegen am Agricolagymnasium von Hohenmölsen der Hausmeister.

Lange vor dem ersten Klingeln schlurft der grauhaarige Mann durch die Gänge der Schulhäuser, sieht hier nach dem Rechten und repariert dort, mäht Rasen, schippt Schnee. 22 Jahre geht das schon so "und ich finde es jeden Tag wieder schön", sagt der Mann im Blaumann. Er liebt im Beruf die Abwechslung und er mag Schulgebäude, weil er selbst nur gute Erinnerungen an seine Schulzeit hat.

Mitten im Zentrum von Hohenmölsen ist Krosse geboren worden. "Obst klauen, Flaschen sammeln, Verstecken spielen - das war alles herrlich", erinnert sich der Mann, der seit einem Jahr selbst stolzer Opa ist. Er ist verliebt in Hohenmölsen, wie er gesteht, mag die verwinkelten Ecken und schmalen Straßen, die Feste in der Stadt, die eine lange Tradition haben und das eigene Haus in der Zeitzer Straße. "Ne, mich kriegt hier keiner weg. Ich bin gern im Urlaub, kenne auch Berlin. Aber in einer Großstadt wohnen - nie im Leben, um Gottes Willen." In der damaligen Bergbauregion findet Krosse schnell eine Lehre. Was Handwerkliches sollte es sein. In der Brikettfabrik II von Deuben wird er Schlosser. Er steht an Pressen und Öfen. "Das war 'ne harte Arbeit, aber sie hatte ihren Reiz", erinnert sich der Hohenmölsener. Dreimal sei er gemustert worden, dreimal durfte er zu Hause bleiben. Ein Glück!, habe er jedes Mal gedacht. Mitte der 70er Jahre arbeitet er in der Synthesegasherstellung von Leuna. Seit 1979 ist er aus Hohenmölsen nicht mehr wegzubekommen, wie er lachend bemerkt.

Sicher auch deshalb, weil er in der Stadt der drei Türme seine Frau Birgit gefunden hat, mit der er bereits Silberhochzeit feierte. Hier leben auch die beiden Töchter. Hier verbringt er im Garten die Freizeit und mit Familienhund Bobby so manche Stunde an der frischen Luft. Und hier kann "Krossi" seinem Hobby frönen. Seit einem Vierteljahrhundert haut der Mann im wahrsten Sinne des Wortes auf die Pauke.

"Angefangen hat es aus heiterem Himmel, einfach so. Da habe ich mit zwei Stöcken einen alten Koffer traktiert." Das Schlagzeugspielen machte ihm so viel Spaß, dass er sich eins kaufte. Geübt habe er im Keller. 1975 steigt er in die "Clubcombo Hohenmölsen" ein, mit buntem Hemd und wehenden Haaren, versteht sich. In Granschütz, Zorbau und Trebnitz spielt die Gruppe vor allem deutsche Schlager zum Tanz am Wochenende. Nach acht Jahren wechselt "Krossi" zum Clubtanzorchester Profen, ein Ensemble mit sieben Musikern. "Manchmal ging es schon donnerstags los. Man waren das Zeiten, da waren wir richtig gefragt", erzählt er und seine Augen leuchten. Musik aus der Konserve sei damals nicht aktuell gewesen. Ob Howard Carpendale, Peter Maffay, Bernd Clüver - die Band spielte sich die Seele aus dem Leib. Die Tanzfläche sei bei ihrer Musik nie leer geblieben. Seine Birgit sei oft mitgekommen, so wie alle Musikerfrauen, sonst hätte es Krosse wohl nicht so lange ausgehalten, vermutet der Freizeitmusiker heute. Drei Schlagzeuge hat er immerhin in dieser Zeit zerspielt.

Birgit bleibt heute in Hohenmölsen, während ihr Mann am Schlagzeug sitzt. Seit fünf Jahren spielt er mit Jürgen Graul und Udo Junghans in der Clubcombo. Krosse grinst: "Zu dritt bringen wir es auf rund 180 Jahre." Die Musik hält sie jedoch jung. Einmal pro Woche treffen sie sich zur Probe. Über 100 Titel hat die Band im Repertoire.

Ihre Auftritte sind heutzutage in Altenheimen. "Das ist das beste Publikum", weiß Günther Krosse und fügt hinzu, dass er die Auftritte im Jahr mittlerweile an einer Hand abzählen kann. Er bedauert, dass es in seiner Heimatstadt keine Möglichkeit gibt, dass Hohenmölsener über 50 zu einer Tanzveranstaltung gehen können. "Also wir würden gern spielen", regt er an.