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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Jobcenter sorgt für Missmut

Von heike riedel 04.10.2012, 12:41

HOHENMÖLSEN/MZ/HR. - Als Programm zur Entvölkerung des ländlichen Raums wertet Hohenmölsens Bürgermeister Andy Haugk (parteilos) die seit 1. Juni geltenden Verwaltungsrichtlinien des Jobcenters Burgenlandkreis. Denn jetzt erhalten viele Mieter in seiner Stadt Post vom Jobcenter mit dem Hinweis, dass sie die angemessenen Kosten für ihre Unterkunft (KdU) überschreiten und die Kosten bis zum Jahresende zu senken haben.

"Ich möchte mit meinem Mann und den vier Kindern gern hier in meiner Wohnung bleiben", sagt Olga Yarosh. "Doch ob ich das zukünftig noch kann?" Sie ist verunsichert. Denn dass die Wobau Hohenmölsen nun 150 Euro weniger an Miete von ihr verlangen werde, könne sie nicht erwarten. Das würde der Anpassung an die Richtlinie entsprechen. Vom Jobcenter gab es die Sparvorschläge: sparsamer heizen, mit Wasser und Abwasser sparsamer umgehen, in eine kostenangemessene Unterkunft umziehen oder mit dem Vermieter über die Senkung der Miete verhandeln.

"Das wirkt zurück auf Zuzüge, auf Kindergärten, ja selbst heilpädagogische Angebote", hat Andy Haugk schon die Erfahrung gemacht. Man wolle dorthin ziehen, wo die KdU nicht gekürzt werden, ja manchmal sogar höher liegen, zum Beispiel nach Weißenfels. Die großen Vermieter beklagen, dass sie in wirtschaftliche Schieflage geraten, wenn die bei den energetischen Sanierungen kalkulierten Mieten nicht mehr reinkommen.

Gemeinsam haben sie und die Stadt eine Petition an Landrat Harri Reiche (parteilos) gerichtet. Die Antwort von dessem Dezernenten Ralf Michel hat sie aber nicht beruhigen können. "Die Herangehensweise an die regionale Differenzierung der Angemessenheit ist falsch", kritisiert Ronald Luckanus, Geschäftsführer der Wobau, die neue Richtlinie. Die realen Mieten seien zudem nicht berücksichtigt worden, die Kriterien, nach denen die Wohnungsmarkttypen gebildet wurden, nicht nachvollziehbar. Hartz-IV-Betroffenen unsanierte Wohnungen anbieten oder sie zum Umzug zu nötigen, komme das Jobcenter teurer, als weiterhin die 4,35 Euro Miete pro Quadratmeter zu bezahlen.

Letzteres sieht Ralf Michel ähnlich, sofern die Erhöhung im Vergleich zu den bisherigen monatlichen Mietkosten wie in den meisten Fällen nur drei Euro oder 4,50 Euro ausmache. Dort werde nichts geschehen, sieht er voraus. Bei großen Abweichungen, werde man sehen müssen, ob überhaupt geeigneter Wohnraum anzubieten sei. Ein Umzug in eine andere Stadt solle und könne nicht Lösung sein, denn mehr KdU als bisher werde das Jobcenter auch dort nicht bezahlen. "Die Menschen sollen in ihrem sozialen Umfeld bleiben", so Michel. Allerdings dürften die KdU auch nicht als Wohnraumförderung wirken, sagt er.