Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Jenny weint Freudentränen
LÜTZEN/MZ. - Jenny Franke sitzt stumm da und die Freudentränen laufen über ihr hübsches Gesicht. Das passiert, als sie während ihrer Überraschungsparty erfährt, dass sie zum "Starlight-Express" nach Bochum fahren darf. Das hat Jens Thielemann möglich gemacht. Er gehört zu den etwa 150 Menschen, die die Elfjährige bei ihrer Feier haben wollte.
Es ist eine bunte Mischung. Zu den Gästen zählen Ärzte, Freunde, Klassenkameraden, Apotheker ... - Menschen, die in einer Verbindung zu der Elfjährigen stehen. Für Jenny sind sie und die Party sehr wichtig. Das Mädchen weiß nicht, wie lange es noch lebt. Es hat Krebs und wird sich nicht mehr behandeln lassen. Das soll an diesem Tag aber nicht im Vordergrund stehen. So lange es geht, will das ruhige Mädchen sein Leben genießen. Während der Feier ist Jenny zurückhaltend. Nur die glänzenden Augen und ein gelegentliches Lächeln zeigen, dass sie es genießt, im Mittelpunkt zu stehen. Schön sieht sie aus in ihrem rosafarbenen Ballkleid mit dem weißen Bolerojäckchen. Ein glitzerndes Diadem schmückt ihr frisiertes Haar. So sitzt sie auf ihrem Stuhl vor der Bühne. Sie staunt, was sich ihre Freundin Jasmin Heine alles hat einfallen lassen. "Jenny, lebe und denke nicht an morgen" steht in bunten Buchstaben auf dem weißen Plakat der Bühne in einem Lützener Gasthof. Jasmin trägt ein schwarzes festliches Kleid. Sie erzählt Auszüge aus Jennys Lebensgeschichte und wie sie Jenny kennen gelernt hat. Wie sie sich mit der Familie anfreundet und vom Schicksal erfährt. "Für mich stand fest, dass ich für Jenny da sein will und ihr ein Lächeln auf ihr Gesicht zaubern will", sagt Jasmin. Sie hat ihr Versprechen gehalten. Lächelnd singt sie mit Jenny auf der Bühne. Singend sind auch Jenny und ihr Bruder Frank zu erleben. Außerdem kommen Jennys Klassenkameraden auf die Bühne. Sie schenken ihr Sonnenblumen und einen Apfelbaum. Den soll sie an einen schönen Platz einpflanzen. Souverän führt Jasmin durch das wunderschöne Programm. Nur die wenigsten Gäste bekommen ihren Gefühlsausbruch am Rande mit. Da liegt sie in den Armen von Steffi Franke, der Mutter ihrer kleinen starken Freundin, und weint. "Seit ich Jenny kenne, ist mir das nicht passiert", sagt die 20-Jährige. "Ich habe auch ganz viel Kraft, um mich zu engagieren aber vorhin lief das Gefühlsfass über", sagt die junge Frau mit den warmen Augen und kann schon wieder lächeln. So soll es an diesem Tag auch sein.
Bald schon türmen sich Geschenke auf einem Tisch neben dem Eingang. Briefumschläge, mit Präsenten gefüllte Luftballons, hübsch eingepackte Überraschungen . . .
Curt Wenzel schenkt Jenny ein Keyboard. Es sind wieder die leuchtenden Augen, die nur erahnen lassen, wie sehr sie sich darüber freut. "Jennys Mutter hat erzählt, dass das Mädchen sehr musikalisch ist", erklärt der Mann. Ihm liegt das Schicksal des Kindes ebenfalls am Herzen. Wenzel ist Apotheker und kennt die Familie seit mehreren Jahren. Er bewundert die Stärke, mit der Jenny ihr Schicksal meistert. Deswegen hat er zu dem Instrument auch noch die Noten des Liedes "Call my name" des Sängers Pietro Lombardi gelegt und ihr die Möglichkeit aufgetan, Unterrichtsstunden in der Weißenfelser Musikschule zu nehmen. Er weiß, wie sehr das Mädchen diesen Song mag. "Call my name" singt aus diesem Grund Maxi Schöneck. Sie, Kristin Jähnert und Sebastian Spitschkas Auftritte hat ebenfalls Jasmin Heine organisiert. "Ich war echt ergriffen", gibt Kristin Jähnert unumwunden zu. Deshalb sei es Ehrensache gewesen dabei zu sein, sind sich die drei jungen Menschen einig gewesen.
"Es ist alles noch ganz unwirklich", sagt Jasmin Heine während einer kurzen Pause und kommt auf ihre Verbindung zu Jenny zu sprechen. "Ich beschäftige mich viel mit ihr. Sie ist etwas Besonderes und anders als Kinder in ihrem Alter. Jenny hat vor ihrer Freundin keine Geheimnisse. Deshalb hat sie ihr kürzlich eine Sorge anvertraut. Sie wisse nicht, was mit ihren persönlichen Dingen geschehe, wenn sie nicht mehr da sei. Jasmin hatte einen Vorschlag. Gemeinsam setzten sie ein Testament auf. Mutter, Bruder und Freunde kommen darin vor. "Es ist ein richtiges Buch geworden", freut sich Jasmin. Jasmin ist es auch gewesen, die Jenny versprochen hat, ihr einen wichtigen Wunsch zu erfüllen. "Sie hat gesagt, ich soll ihre Hand halten, wenn es zu Ende geht." Jasmin will das Versprechen halten.