Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Im Landkreis tobt eine Schlacht ums Altpapier
WEISSENFELS/ZEITZ/MZ. - Als Neuling mit stationären Aufkaufstellen ist Markus Harr auf dem Markt eingestiegen, im Februar in Naumburg, vor einem Monat in Zeitz. "Da kann man sich etwas aufbauen", sagt er. Seit fünf Jahren bereits sei er mit Hausmeisterdiensten selbstständig, habe dann Altpapier und Schrott von Kunden geholt und zur Weiterverarbeitung in Fabriken gebracht. Dort, wo er eine Genehmigung bekomme, wolle er jetzt ein stationäres Sammelsystem aufbauen.
In Zeitz konnte er ein Geschäft übernehmen, das bereits zehn Jahre bestand, sagt Harr. In diesem nehmen zwei seiner Angestellten Glas, Altkleider, Schrott und Schuhe entgegen. Und auch Altpapier - das für sieben Cent pro Kilo. In den Vormittagsstunden herrscht reger Betrieb vor der Nase des Wertstoffhofes der Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd (AW SAS) in der Friedrich-Degelow-Straße. Wer da mit vollen Handwagen oder gefüllten Taschen kommt, der nimmt kaum den Weg zum Wertstoffhof. Denn dort werden ihm nur zwei Cent fürs Kilo gezahlt.
"In Naumburg nehme ich das Papier sogar für neun Cent an", berichtet der Unternehmer. Warum? "Dort ist die Konkurrenz noch größer, gegen die ich mich durchsetzen muss", sagt er. Es rechne sich derzeit in Naumburg überhaupt nicht, aber er müsse sich erst einmal mit guten Aufkaufpreisen die Kundschaft erarbeiten. Gegen Preise von fünf, sechs Cent geht er gegenwärtig an.
Sechs Cent zahlt zum Beispiel in Hohenmölsen Andreas Zschech, der seit 1995 "Sero" in der Stadt wieder zu einem Begriff gemacht hat und bisher "nur" von ambulanten Aufkäufern Konkurrenz bekam. Vorerst hat Harr den Weißenfelser Markt im Blickfeld, wo er auf drei amtlich angemeldete gewerbliche Aufkäufer und einen Wertstoffhof der Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd trifft.
Allein zur AW SAS müsste aber das Papier aus den Haushalten strömen - vor allem über die blauen Tonnen, sagt Gundram Mock, Chef des öffentlichen Abfallentsorgers. Die gewerblichen Händler dürften nur gewerblichen Papierabfall aufkaufen, verweist er auf das Kreislaufwirtschaftsgesetz. "Können wir mit dem Papier gute Geschäfte machen, senkt das die gesamten Abfallentsorgungsgebühren für die Haushalte", sagt Mock. Der Wertstoffhof bezahle den Haushalten das Papier auch nicht, sondern honoriere mit den zwei Cent nur die Mühe des Sortierens, Bündelns und Bringens, schließlich könne dieses Altpapier auch besser wieder an die Papierfabriken verkauft werden als das aus den blauen Tonnen, erklärt Mock.
Immer häufiger werde Papier aus den blauen Tonnen gestohlen, beschreibt er, wie er spürt, dass der Kampf um den Rohstoff heftiger wird. Den Sammlungen von Schulen, Kindergärten, Vereinen und ähnlichen, die das Papier dann an private Händler verkaufen, gewinnt Mock den Vorteil ab, dass damit Kindern und Jugendlichen klargemacht werde, dass Altpapier ein Wertstoff sei und nicht einfach Abfall. Was da aus den Haushalten verloren gehe, wiegt er mit dieser Werbung und der Unterstützung guter Initiativen zum Nutzen vieler auf. Doch gegen das gewerbsmäßige Sammeln direkt aus den Haushalten würden rechtliche Schritte geprüft.