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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Gefangenenchor in der Kirche

Von HOLGER ZIMMER 30.10.2011, 18:29

GROSSKORBETHA/MZ. - Zugabe-Rufe und enthusiastischer Beifall erfüllen das ehrwürdige Gotteshaus in Großkorbetha. "Das ist ein großartiges Gefühl. Das bestätigt, dass wir den Leuten etwas geben können", sagt Angela Wiedl. Es sind wohl die tiefen Gefühle und ihr Glaube, die sie in den Liedern beschreibt und die die Menschen berühren. Dabei singt sie nicht allein, sondern wird unterstützt von der Mezzosopranistin Barbara Sauter und dem Tenor George Humphrey. So erklingen auch der Gefangenenchor aus der Verdi-Oper Nabucco und Franz Schuberts Ave Maria.

Kirchenkonzerte seien immer etwas Besonderes, aber der Kontakt zum Publikum in Großkorbetha sei sehr eng. Angela Wiedl gibt sich bodenständig, erzählt von ihrem Vater, einem Metzger, wie der Fleischer im Süddeutschen heißt, von ihren neun Jahren in einem normalen Beruf als Steuergehilfin. In Spitzenzeiten sei sie jährlich mal in 300 Konzerten aufgetreten, jetzt aber seien es immer noch 150. Sogar in einer minus 16 Grad kalten Kirche habe sie schon gesungen. Was erst Pfarrer Uwe Hoff ausplaudert, als er den Künstlern Burgwerbener Wein und Großkorbethaer Weihnachtsmarkt-Becher überreicht, ist die Tatsache vom privaten Wiedl-Glück. Im September heiratete sie Uwe Erhardt, den Kopf der Volksmusikgruppe "Die Schäfer". Glücklich aber sind alle an diesem Abend. Hoff sagt: "Das hat die Seele berührt. Davon können alle etwas mit nach Hause nehmen." Und seine Frau Dagmar spricht von zwei schlaflosen Nächten, weil plötzlich 230 Karten verkauft waren und Bänke fehlten. Sie hatte mit ihrer Begeisterung für Angela Wiedl auch die Wengelsdorferin Bettina Engst angesteckt, die die Kontakte fürs Konzert knüpfte. Als die Künstlerin noch Autogramme schreibt, äußert Frau Engst: "Die Leute haben mich gedrückt, weil es ihnen gefallen hat."

Die Tagewerbenerin Uta Eichardt (64) und die Langendorferin Brigitte Föhre (60) sind fast zweieinhalb Stunden vor dem Auftritt die ersten, die vor der Tür stehen. "Wir wollten einen guten Platz", sagen sie und schwärmen von einem Konzert vor einigen Jahren in der Weißenfelser Marienkirche.

Mit zwei CDs steht Bernd Hobritz aus Schkortleben vor der Kirche. Er sei zwar mehr der Rock-Fan, doch wenn seine Frau die Wiedl-Platten einlege, höre er mit zu. Fünf habe man schon, diese seien nun für seine Frau Ines und die Schwiegereltern. Aus Bad Dürrenberg sind Ruth Greiner (79) und Roswitha Rosencranz (70) gekommen. Auch letztere ist Wiederholungstäterin und hat die Wiedl schon mal in Leuna gesehen. Sie schwärmt: "Es war von allem etwas dabei und es war einwandfrei."

Martin Knauf, der Leiter des Großkorbethaer Kirchenchores, betont: "Es sind sehr gute Musiker und es war ein sehr hohes Niveau." Der 75-Jährige, der in der Kirche als Organist wirkt, sagt, dass er sich diesmal nur auf die Bank an der Orgel gesetzt hätte, wenn kein Platz mehr frei gewesen wäre.