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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Für Biogasanlage in Zorbau wird es eng

Von HEIKE RIEDEL 13.11.2012, 19:33

LÜTZEN/MZ. - Ob eine Vergärungsanlage in Zorbau gebaut werden kann, die jedes Jahr 60 000 Tonnen organische Abfälle verarbeitet, ist unklar. Vor allem aus dem Schlacht- und Fleischbetrieb Tönnies erwartet der Investor das Material, aus dem er mehr als 11 000 Tonnen Biogas erzeugen will. Doch die Einwendungen der von der Anlage betroffenen Firmennachbarn, Kommunen, Verbänden und anderen sind massiv.

Mit Rechtsanwälten und Sachverständigen waren Unternehmen aus dem Gewerbegebiet Zorbau am Dienstag zum Erörterungstermin im Lützener Rathaus erschienen. So fürchtet der Aral-Autohof um seine 700 000 Kunden und 20 000 Übernachtungsgäste jährlich - vor allem Truckerfahrer. Denn ein Gutachter schätzt für das unmittelbare Nachbargrundstück mit der Vergärungsanlage ein, dass wegen Lärm- und Geruchsbelästigung ein längerfristiger Aufenthalt von Personen dort nicht möglich sei. Und der Aral-Autohof, der sich nur 150 Meter entfernt befindet, soll davon nicht betroffen sein? Das zweifelte Stefan Müller für sein Unternehmen an.

Gerade mal einen Stehplatz hatte er im Sitzungssaal ergattert, den das Landesverwaltungsamt für den Erörterungstermin gewählt hatte. Für rund 50 Personen ist der ausgestattet, dann wird es selbst für Stehplätze eng. Mehr demonstrativ als zwangsläufig hatte sich auch Oliver Wendenkampf, der Landesgeschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), einen Stehplatz ausgesucht. Gleich einen am Mikrofon. Denn zu sagen hatte er zunächst sehr viel.

Das begann bereits, bevor es überhaupt in die Erörterung der 51 gegen den Bau der Vergärungsanlage vorgebrachten Argumente von den 29 Einwendern ging. Denn Wendekampf beantragte einen Wechsel an einen anderen Ort oder einen neuen Erörterungstermin. "Hier kann keiner ordentlich arbeiten", kritisierte er, "es ist einfach zu eng". Selbst die Erklärung, dass er allein wegen dieser Zustände schon eine Genehmigung der Vergärungsanlage mit einer Klage anfechten werde, hielt Marita Rienecker, Referentin des Landesverwaltungsamts, nicht ab, in der Tagesordnung fortzufahren. Als die Firma Franz Kerstin dann auch noch ihr Objekt in Zorbau zur Verfügung stellen wollte, hieß es kurz: "Gut, in einer Stunde wird dort fortgesetzt." Die ersten Gäste strömten aus dem Saal, bis der Tontechniker Einspruch erhob. Für ihn war ein Umzug nicht binnen einer Stunde zu machen. So ging es dann entgegen aller Bitten um die Verlegung des Termins doch in Lützen weiter.

Die erste Pause nach gut anderthalb Stunden wurde eingeklagt, um den letzten zwölf Stehenden wenigstens Stühle zu besorgen. Die wurden dann noch irgendwie hingequetscht. Zu acht Themenkomplexen waren die Einwendungen vom Landesverwaltungsamt zusammengefasst worden und gerade mal der erste, die Verfahrensfragen, waren da abgearbeitet. Allerdings stand hier schon im Raum, dass noch einmal geprüft werden sollte, ob das Verfahren ohne Umweltverträglichkeitsprüfung auskommt. Nicht nur die Population der Feldhasen ist nicht berücksichtigt worden, sondern offenbar auch ein Fehler in der wasserschutzrechtlichen Bewertung unterlaufen. Denn für das Trinkwasserschutzgebiet Markwerbener Wiesen wurde keine Beeinträchtigung festgestellt. Aber das von Zorbau tatsächlich betroffene Trinkwasserschutzgebiet Langendorfer Stollen ist gar nicht genannt worden. Ohnehin stand die Gefährdung des Grundwassers aber auf der langen Liste der Einwendungen, die sich die Landmann Energie GmbH als Projektentwickler vorhalten lassen musste. Deren Sprecher Cornelius von der Heydt versuchte sie zu entkräften. So soll mit dem Bau einer Wanne unter der kompletten Anlage nun zum Beispiel die Kontamination des Bodens und Trinkwassers durch Versickerung von Gärresten entgegengewirkt werden.

Nur im Zusammenhang mit der benachbarten Biogasanlage von der Energiepark I Unternehmensgesellschaft mbH könne eine richtige Bewertung der zur Erörterung stehenden Anlage erreicht werden, waren sich die Einwender einig. Dieser Betrieb soll mit nachwachsenden Rohstoffen arbeiten und steht mit vorzeitigem Baubeginn gewissermaßen am Ende seines Genehmigungsverfahrens.

Als 16 Uhr die Menschen auseinandergingen, war ein Ende der Erörterung noch nicht abzusehen. Im Dezember wird das Landesverwaltungsamt einen Fortsetzungstermin bekanntgeben. Ein Baubeginn rückt schon dadurch weiter in die Ferne. Die Investoren wollen die Anlage im August 2013 in Betrieb nehmen.