Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Fast das halbe Dorf schult sich
hohenkirchen/MZ. - "Was in Hohenkirchen abgeht, habe ich noch in keinem anderen Dorf erlebt" - Falk Klein kommt ins Schwärmen, wenn er von der Verkehrsteilnehmerschulung in dem rund 150 Einwohner zählenden Dörfchen berichtet. Und das war auch am vergangenen Freitag der Fall: Etwa 40 Frauen und Männer, vom "Mittelalter" bis hin zu den Senioren, versammeln sich im Gemeinschaftsaum in der ehemaligen Schule, um dem Zeitzer Fahrlehrer zuzuhören.
Dass die Veranstaltung so gut angenommen wird, hat unter anderem mit dem "Schnauderblitz" etwas zu tun. "Unser Verein unterstützt das Dorfleben", so dessen Vorsitzender Ingo Eckert. Und auch Kathrin Klein sowie Gerald Rauschenbach, der ehemalige Bürgermeister, helfen bei der Vorbereitung des Treffens. "Es sind 52 Briefkästen, in die ich die Einladungen geworfen habe", erzählt er.
Es ist gegen 18.30 Uhr. Noch kein Mensch ist da. Wie viele Leute diesmal zur Verkehrsteilnehmerschulung kommen? Eckert zuckt mit den Schultern. Es wird bestimmt voll, glaubt er zu wissen. Er sollte Recht behalten. Keine Viertelstunde vergeht, als die ersten kommen. Im Nu ist der kleine Raum voll. Falk Klein bereitet derweil alles vor, baut seine Geräte auf und legt sich sein Material zurecht. Kathrin Klein und Gerald Rauschenbach servieren Getränke, einige trinken ihr Bier, andere Wasser, es herrscht eine freundliche Stimmung. Birgit Klein, die Ehefrau des Fahrlehrers, stempelt die Schulungskarten der Anwesenden mit dem Signet der Verkehrswacht Zeitz ab. An und für sich hätten die Karten keine Bedeutung. "Aber die Leute legen dennoch Wert darauf", sagt sie. "Es unterstreicht die Ernsthaftigkeit, mit der sie an die Schulung gehen."
19 Uhr - die Schulung beginnt. Thema: Ältere im Straßenverkehr. Der Fahrlehrer bringt von der ersten Minute an die Leute auf seine Seite. Er hält keinen Vortrag, er moderiert locker und leicht. Er berichtet von Verkehrsunfällen, von Toten auf der Straße, er bringt die Unfallstatistik ins Spiel und sagt, wie sich junge Leute im Straßenverkehr verhalten. Und er nennt Fakten: Jeden Tag gibt es auf Deutschlands Straßen einen Geisterfahrer. 88 Prozent aller Unfälle sind auf menschliches Versagen zurückzuführen. Im Raum herrscht Ruhe. Aufmerksam verfolgen alle die Ausführungen.
Was können Ältere tun, um sicherer zu fahren? Auf einer an die Wand projizierten Folie können die Anwesenden die Antworten selbst nachlesen - Stress vermeiden, nicht zur Hauptverkehrszeit fahren, um nur einige Fakten zu nennen.
Der Zeitzer geht auf die "Sünden" des "Mittelalters" ein: Er zeigt einen Filmausschnitt, in dem Sünder berichten, was sie falsch machen: Autofahren ist Nebensache, bewusst gegen Regeln verstoßen und von Unaufmerksamkeit ist die Rede. Dazu Falk Klein: "Niemand kann von sich behaupten, er fährt fehlerfrei. Wir sind Menschen und keine Roboter." Nur eins gehe absolut nicht - unter Alkohol und Drogen fahren. "Das ist eine Einstellungsfrage."
Weiter im Text. Gezeigt wird eine Bushaltestelle. "Wie verhalte ich mich? " Einige bejahen, andere verneinen. Der Fahrlehrer erklärt: "Blinkt der Bus nicht, kann jeder vorsichtig weiterfahren, Fuß vom Gas, Bremsbereitschaft herstellen. Blinkt der Bus rechts, kann in Ortschaften höchstens mit Tempo 50 vorbeigefahren werden. Gehen beide Blinker, sprich die Warnblinkleuchten sind gesetzt, darf mit Schrittgeschwindigkeit vorbeigefahren werden. Das betrifft auch den Gegenverkehr."
Es ist 21 Uhr. Falk Klein könnte wahrscheinlich noch länger reden. Doch nach den zwei Stunden bricht er ab. Er bekommt Beifall. "Einwandfrei, wie der das macht. Ich denke, jeder von uns hat was dazu gelernt", sagt eine Frau unaufgefordert. Und auch Stefan Hornauer (46), Reiner Henze (57) und Katrin Fritzsch (39) klatschen in die Hände, ihnen habe der Abend sehr gut gefallen.