Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Erste Hilfe für Samtpfoten
TEUCHERN/MZ. - Viele Katzen ausgesetzt
"Die Situation ist dramatisch. Das Tierheim Zeitz ist völlig ausgelastet, das Katzenheim in Weißenfels marode und die Tierauffangstation in Blösien zu weit weg. Es werden immer mehr Tiere, vor allem unkastrierte Katzen, ausgesetzt, die sich dann weiter vermehren. Deshalb müssen wir etwas tun", erklärt Gabriele Gießler. Die Teuchernerin hat erst kürzlich eine Fundkatze aufgenommen, gesund gepflegt und mit Hilfe des Weißenfelser Tierheims und der Ratgeberredaktion der Mitteldeutschen Zeitung in ein gutes Zuhause vermittelt. Dies sei ein Glücksfall gewesen. Andernorts sehe es in Sachen Tierschutz schwieriger aus, so Gabriele Gießler. Sie erwähnt wilde Katzenpopulationen in Keutschen, in Jaucha und immer wieder ausgesetzte Tiere am Trockenwerk in Teuchern. "Wir müssen wirklich handeln, aber nicht kopflos", bestätigt Rita Wagner. Die 51-jährige Hohenmölsenerin führte von 1998 bis 2004 den Verein "Tiere in Not - bundesweit", der aus finanziellen Gründen aufgeben musste. Sponsoren und ein Grundstück für ein Tierheim würden nicht reichen. "Wir brauchen Leute mit Fachwissen, feste Mitarbeiter und nicht nur ehrenamtliche Kräfte. Und das Veterinäramt und die Gemeinden müssen mit ins Boot", betont Rita Wagner. Außerdem hält sie eine Einwohnerpauschale von ein bis drei Euro für die Fundtierbetreuung als finanzielle Arbeitsgrundlage eines Tierschutzvereins für unerlässlich.
Birgit Luka vom Verein "Tiere suchen Freunde", der in Blösien eine Tierauffangstation für den Raum Merseburg, Querfurt, Halle und Weißenfels betreibt, sieht das ähnlich. Sie rät den Tierschützern aus dem Hohenmölsen-Teucherner Raum, die Dinge nicht überstürzt anzugehen. "Seit zwölf Jahren arbeiten wir erfolgreich. Das geht aber nur mit einer guten wirtschaftlichen Grundlage und einem festen Vereinsregime. Man braucht vor allem Leute, die richtig arbeiten. Ohne unsere sechs Angestellten hier in Blösien, ginge nichts", betont Birgit Luka. Den Bau eines reinen Katzenhauses in Weißenfels haben die Blösiener Tierschützer vorerst zu den Akten gelegt. Aus Kostengründen. Denn ein kleiner Tierheimneubau koste wenigstens 150 000 Euro, so Birgit Luka.
Das weiß auch Andreas Böhme. Der Inhaber einer Naundorfer Recyclingfirma würde dem neuen Tierschutzverein vorerst kostenlos ein Grundstück am Teucherner Bahnhof zur Verfügung stellen und mit seiner Firma Umbaumaßnahmen für ein Tierheim vornehmen. Er werde sich um Sponsoren kümmern und Kontakt zum Landkreis knüpfen, verspricht er. Während eines Gesprächs mit dem Teucherner Bürgermeister Frank Puschendorf (parteilos), habe der sich sehr aufgeschlossen in Sachen Tierschutz gezeigt, so Böhme.
Veterinär rät zur Zusammenarbeit
Zurzeit landen Fundkatzen aus dem Bereich des Altkreises Hohenmölsen noch oft im Weißenfelser Tierheim in der Zeitzer Straße. "Momentan betreuen wir rund 35 Katzen jeden Alters hier und erwarten schon jetzt die Maikätzchenschwemme", erklärt Vereinschefin Heidi Kronenberg. Der Tierschutzverein Weißenfels sucht gemeinsam mit der Stadtverwaltung nach einem für ein Katzenhaus geeignetem Grundstück. "Leider ist es schwierig, eines zu finden, auf dem man ohne große Kosten bauen kann", so Maik Trauer, Fachbereichsleiter Bürgerdienste der Stadt Weißenfels.
Volkmar Schurig, amtlicher Tierarzt im Burgenlandkreis, begrüßt das Engagement der Teucherner und Hohenmölsener Tierschützer. Ihre Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt hält er allerdings für unumgänglich. Schließlich brauche man zum Betrieb eines Tierheims eine amtliche Erlaubnis und es gebe Vorschriften bezüglich der Raumgrößen.