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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: «Dayo» könnte Leben retten

Von ANDREA HAMANN 07.03.2011, 18:22

LANGENDORF/MZ. - "Dayo" heißt "Der Glückliche" und diesen Namen hat Katrin Grasin ihrem erst neun Wochen jungen Afrikanischen Löwenhund gegeben. Die Langendorferin hat Diabetes. "Dayo" soll zum Assistenzhund aufgebildet werden und könnte im Ernstfall ihr Lebensretter sein. Die 27-Jährige lebt mit ihrer Krankheit so gut es geht. Dazu gehört, dass sie viel und manchmal alleine unterwegs ist. Bei einer Unterzuckerung droht Koma und die Gefahr ist groß, dass die brünette Frau hilflos ist. Diese Gefahr soll durch "Dayo" gebannt werden. Der Hund wird es riechen, wenn bei Katrin Grasin eine Unterzuckerung vorhanden ist und anschlagen. "Es wird schon eine sehr große Erleichterung sein, wenn Dayo so weit ist", sagt Jens-Uwe Kraft. Er ist seit viereinhalb Jahren der Lebensgefährte der jungen Frau.

Er weiß um den Ernst der Lage. "Einmal musste ich den Notarzt rufen. Da war Katrin ins Koma gefallen", erinnert er sich noch heute an den Schreckensmoment. "Das Erlebnis hat sich eingebrannt."

Deswegen ist er dabei, als in Langendorf Hundepsychologin Maja Wonisch aus Hamburg zu diesem Thema informiert. Sie bildet Hunde wie "Dayo" aus. In den kommenden drei Monaten darf der Hundewelpe aber noch seine unbeschwerte Kindheit genießen. Denn ein halbes Jahr dauert die Prägezeit. Möglichst viele positive Erlebnisse sollten dazu beitragen, dass "Dayo" ein Tier wird, welches in die Gesellschaft integriert wird. "Wichtig ist, dass er gut erzogen ist", sagt Maja Wonisch. Denn Assistenzhunde dürfen überall mit hin. Angefangen vom Lebensmittelgeschäft, in ein Kino oder im Taxi mitfahren.

Da sei es wichtig, dass die Menschen keine Angst vor ihm haben, so Maja Wonisch. Aus diesem Grund seien Kampfhunderassen nicht geeignet. Sie rät beispielsweise zu Labradorarten, Collies, Spitz oder Pudel. In fünf Blöcken wird der Hund ausgebildet. Er lernt die Grundbefehle wie Sitz oder Platz. Anschließend bekommt Katrin Grasin Hausaufgaben, die sie mit dem Hund in den Zwischenzeiten abarbeiten wird. Nach und nach wird er in der Lage sein, einen Lichtschalter zu betätigen, ein Handy oder die Medikamente zu holen, einen Alarmknopf zu drücken, oder das Blutzuckermessgerät zu holen. Eine wichtige Grundvoraussetzung ist, dass der Hund unheimlich Spaß am Lernen habe, erklärt Maja Wonisch. "Nur über den Spieltrieb funktioniert das", macht sie klar. Daher favorisiere sie auch nicht die Fremdausbildung, sondern das gemeinsame Lernen mit Besitzer und Hund. "Bei der Fremdausbildung erwartet der Besitzer anschließend einen perfekten Hund, fast wie eine Maschine", erklärt sie. Aber jedes Tier habe seinen eigenen Charakter. Das müsse der Besitzer verinnerlichen.

Wie "Dayo" später arbeitet, zeigt Maja Wonisch nach ihrem Referat. Mit Hilfe ihres ausgebildeten Schnauzers "Tequila" demonstriert sie die Fähigkeiten eines ausgebildeten Hundes. Sofort regiert der Vierbeiner, als sie ihm befiehlt, den Notknopf zu drücken oder Handy und Blutzuckermessegerät zu bringen. Zwölf Hunde dieser Art hat sie bereits geschult und macht den Anwesenden abschließend noch einmal Mut. "Wir sind selbst immer wieder erstaunt, wie schnell die Hunde das alles lernen. "Woran es liegt, dass sie die Unterzuckerung rechtzeitig erschnuppern, kann sie nicht genau beantworten. Es gibt darüber noch keine Studien. "Aber es funktioniert", sagte sie abschließend.

Katrin Grasin ist sich sicher, dass sie die Ausbildung mit "Dayo" machen wird. Dabei schreckt sie auch nicht vor den Kosten in Höhe von knapp 3 000 Euro zurück. Mit ihrer Krankheit hat sie zwar umzugehen gelernt. Denn die Diagnose wurde ihr bereits vor 16 Jahren mitgeteilt. Dennoch: "Manchmal merke ich eine Unterzuckerung nicht", sagt sie. Das sei vor allem nachts der Fall. Sie erhofft sich durch "Dayo" ein Stück mehr Lebensfreiheit. Denn es ist vor allem diese Selbständigkeit, die ihr wichtig ist.