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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Auf Blütenblättern zum Altar

Von CORNELIA FUHRMANN 13.03.2011, 21:23

STORKAU/MZ. - Zuerst war da Verwunderung: Wieso lagen auf dem Weg zur Kirche Blütenblätter? Dann Verstehen und Tränen der Rührung: "Damit hast du uns eine riesige Freude gemacht", sagte Roswitha Hering an Elvira Herger gewandt, die auch ein paar Tränen nicht zurückhalten konnte. Vor 50 Jahren nämlich hatte sie als Sechsjährige die Blumen gestreut - bei der Doppelhochzeit von Roswitha und Siegfried Hering sowie Gisela und Heino Koch in Storkau. "Sie hat noch genau die dunklen Haare wie damals", witzelte Heino Koch. "Ich habe es vor 50 Jahren gemacht und es ist mir eine Ehre, auch heute wieder die Blumen zu streuen", so Elvira Herger, die das Vorhaben bis zuletzt geheim gehalten hatte.

Doch nicht nur das machte das goldene Hochzeitsjubiläum zu etwas Besonderem. Roswitha Hering und Heino Koch sind zudem Geschwister und alle vier Ehejubilare leben seit mehr als 50 Jahren im kleinen Ort Storkau. Am 11. März 1961 gaben sich die Paare das Ja-Wort in der Kirche zu Storkau, feierten damals noch im großen Saal des Ritterhauses, das gleich gegenüber liegt. "Das Wetter war vor 50 Jahren mit Sonnenschein und milden Temperaturen genauso wie heute", erinnerte sich Siegfried Hering.

Die gemeinsame Hochzeit hatte praktische Gründe, sagte Heino Koch mit einem Augenzwinkern. Er und seine Gisela wollten heiraten und seine Schwester war in anderen Umständen. So beschlossen sie, dass alles gleich "in einem Aufwasch" stattfinden sollte, zumal es dadurch kostengünstiger wurde. Getraut wurden sie damals von Pfarrer Lamprecht, dessen Schwiegertochter Marika als Gemeindepädagogin ebenfalls einige Worte sprach. Den Segen erhielten sie diesmal von Uwe Hoff, für den das "Doppelpack" ebenfalls etwas Außergewöhnliches darstellte. Ein humorvoll von den Gästen gefordertes "Sie dürfen die Braut jetzt küssen" setzten die Jubilare gern um.

"Verständnis und dem Partner Freiräume zu lassen, das ist wohl unser Eherezept", sagte Roswitha Hering, die ihren Mann Siegfried beim Tanz kennenlernte und früher im Volksgut in Storkau arbeitete. Der gebürtige Pettstädter und gelernte Schlosser war in Leuna und beim Kreisbaubetrieb tätig. Er habe ihr auch während ihrer schweren Krankheit vor einigen Jahren immer zur Seite gestanden.

Im Volksgut Storkau war auch Gisela Koch, die ursprünglich aus Könderitz bei Zeitz stammt, seit ihrem 18. Lebensjahr als Buchhalterin tätig und lernte ihren Mann Heino kennen. Der arbeitete als Schäfer und liebt es auch heute noch, mit fast 80 Jahren, sich um seine Hühner und den Garten zu kümmern. Nicht nachtragend zu sein und nie im Streit schlafen zu gehen, sieht sie als Grund für 50 Jahre Eheglück. Außerdem gehen Kochs täglich bei Wind und Wetter spazieren, das halte fit, nennt Gisela Koch ein gemeinsames Hobby. Eines, das die Männer teilen, ist die Feuerwehr, wo beide viele Jahre aktive Mitglieder waren.

Beide Paare haben Familien gegründet, jedes hat zwei Kinder, Herings zudem zwei Enkel. Kochs haben neben drei Enkeln mit der kleinen Wiebke mittlerweile auch eine Urenkelin. Deren Eltern Katrin Braunke und Sebastian Koch sind seit anderthalb Jahren verheiratet. "Sie sind schon Vorbilder für uns, wir hoffen, dass wir auch irgendwann auf 50 Ehejahre zurückblicken können", sagte Katrin Braunke über die Jubiläre. Deren Liebe ist seit 50 Jahren kein Stück geschrumpft. "Mein Mann ist eine Seele von Mensch", sagte Gisela Koch voller Wärme. Und auch Roswitha sagte, ihre Liebe sei groß wie am ersten Tag.