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Bundesfreiwilligendienst Bundesfreiwilligendienst: Katrin Müller war erste "Bufdi" in Teuchern

Von Julia Reinard 10.02.2014, 18:50
Im Lieblingsraum: Katrin Müller hat den Schulsaal des Museums mit eingerichtet.
Im Lieblingsraum: Katrin Müller hat den Schulsaal des Museums mit eingerichtet. Peter Lisker Lizenz

Teuchern/MZ - Sie kam in ein leeres Haus - nun verlässt Katrin Müller es in einem ganz anderen Zustand. Jetzt ist das Teucherner Kultur- und Vereinshaus „Zum Grünen Baum“ als Museum und Bibliothek eingerichtet, viel besucht, Heimstatt von Veranstaltungen. Dass es so wird, dafür hat die Teuchernerin als erste im Verein, die den Bundesfreiwilligen-Dienst machte, gesorgt.

„Bufdi“, nennt sie sich selbst ohne zu zögern, auch wenn es oft heißt, so sollen oder wollen die Engagierten nicht genannt werden. Aber sie findet, sie sei gern 18 Monate für den Heimatverein aktiv gewesen - und dass sie als „Bufdi“ kam, war ihre Idee. Beim Jobcenter sei ihr ein Flyer über den neuen Dienst ohne Altersbeschränkung gegeben worden. Daraufhin sei sie mit der Idee auf den Heimatvereinsvorsitzenden Manfred Gießler zugegangen. Er hat die Stelle beantragt und am 1. September ging es für Katrin Müller los. Und wie! Denn einen Monat später sollte das Museum eröffnet werden.

Der Bundesfreiwilligendienst wurde 2011 eingeführt. Über ihn sollte die ehrenamtliche Tätigkeit für Menschen jeden Alters sozial abgesichert sein. Frühere Angebote wie das freiwillige soziale Jahr hatte sich an Teilnehmer unter 27 Jahre gerichtet. Vereine, aber auch Institutionen, können beim Bund Stellen für Bundesfreiwillige beantragen. Zur Zeit gibt es jedoch einen Annahmestopp für Menschen über 27 Jahre. Im Teucherner Heimatverein war Katrin Müller die erste, die über dieses Programm arbeitete. Seitdem sind drei weitere hinzugekommen. Vereinsvorsitzender Manfred Gießler ist zufrieden mit seinem ersten „Bufdi“: „Katrin Müller hat voll reingepasst und viel Engagement gezeigt.“ (jur)

„Im ersten Monat habe ich viel Zeit hier verbracht“, sagt sie lächelnd. Eigentlich arbeitete sie 30 Stunden die Woche, aber das musste in anderen Monaten ausgeglichen werden. Denn während ihres ersten Monats wurde jede Hand gebraucht: „Am Anfang habe ich auch Fenster geputzt“, erzählt die 50-Jährige.

Ihre Hauptaufgabe waren aber andere: Sie richtete viele der Museumsräume ein, zum Beispiel den für Kinder und den Schulsaal. Die gehören bis heute zu ihren Lieblingsräumen. Wenn sie zurückblickt, sei die Eröffnung des Museums am Ende ihres ersten Monats der größte Erfolg gewesen. „Weil die Leute die Ausstellungen angenommen haben, sich alles anschauten und darüber geredet haben“, so ihre Begründung. Besonders habe ihr gefallen, wenn die Menschen Sachen von früher wiedererkannten. Ihr sei es da oft umgekehrt gegangen. Sie kannte manches nicht oder wusste nicht, wozu man es benutzt. In solchen Fällen habe sie sich an Vereinschef Gießler gewandt - und wurde nicht enttäuscht: „Er wusste es fast immer.“

Neben der Arbeit im Museum war Katrin Müller vor allem mit der Archivierung betraut. Auch der Start war hart: Die Sachen des Heimatvereins waren im ehemaligen Land-Ambulatorium untergebracht. Sicher auch wegen des Umzugs war dort „ein totales Chaos“, erinnert sie sich. „Als ich das erste Mal die Tür aufgemacht habe, habe ich sie gleich wieder zugemacht“, sagt sie. Aber nicht lange. Dann hat sie sich durch Zeitungen, Briefe, Postkarten und andere Schriftsachen geackert - und dabei manche Entdeckung gemacht.

Ein Beispiel: „Die Fotografen wussten damals schon, wie man trickst.“ Eine Erkenntnis, die sie einer Postkarte verdankt. Darauf abgebildet sind lauter Soldaten. Nur: So, wie sie darauf zu sehen sind, standen sie wohl nie zusammen. Sie sei irritiert gewesen, weil mit der Ansicht auf den zweiten Blick irgendetwas nicht stimmte. Ihr Mann brachte sie dann auf des Rätsels Lösung: Die Soldaten wurden offenbar aus verschiedenen Winkeln mit unterschiedlicher Lichteinwirkung fotografiert und nachträglich zusammengeschnitten.

Katrin Müllers Mann Thomas war auch der Ursprung ihrer Idee, erster „Bufdi“ im Heimatverein zu werden. Er engagiert sich nämlich für den Verein. Das will sie künftig auch weiterhin tun, wenngleich dann ehrenamtlich. Auf ihre eineinhalb Jahre schaut sie gern zurück: „Es hat mir viel gebracht und mein Interesse an Geschichte ist sogar noch gewachsen.“