In den Westen geflohen Brauhaus Weißenfels: Friedrich Oettler ist mit Weißenfels verbunden

Weissenfels - Am liebsten würde Friedrich Oettler an seinem Auto das Nummernschild „WSF“ montieren. Das geht aber nicht, denn der 61-Jährige wohnt in der Nähe von Bonn. Trotzdem hat er einen ganz eigenen und engen Bezug zu Weißenfels. Friedrich Oettler ist ein Nachfahre der Familie Oettler, die früher in Weißenfels die Tradition des Bierbrauens im heutigen Gasthaus „Altes Brauhaus“ betrieb. Kürzlich ist er während des 25-jährigen Jubiläums des Hauses in der Saalestadt zu Gast gewesen.
Flucht nach dem Krieg
Friedrich Oettler schaut sich in dem Restaurant um. „Ich habe damals schon einige Zeit gebraucht, um mich damit anzufreunden“, sagt er. Denn die Familie floh 1946 in den Westen Deutschlands, ließ ihre Immobilien zurück. Die Unternehmer galten nach dem Krieg als Kapitalisten und wurden als solche verfolgt. Für die Oettlers gab es lange keinen Weg zurück. Die Grenzen zur DDR waren für die flüchtige Familie dicht. „Uns wäre das einer Reise von einem Astronauten zum Mond gleichgekommen“, sagt der Mann. So hatte er nie eine Verbindung zu dem Gebäude aufbauen können.
Innerhalb der Familie hätten vor allem die Eltern unter dem Trauma der Vertreibung gelitten. Friedrich Oettlers Mutter stammte aus Teuchern. Sein Vater war bis dahin mit Weißenfels fest verwurzelt. Sie konnten nichts für die alte Brauerei tun. Dass niemand für das Haus an der Fischgasse verantwortlich war, tat dem Gebäude nicht gut. Es verfiel immer mehr. Dann kam die Wende und Oettlers eröffneten sich plötzlich Wege zurück, die jahrzehntelang für sie nicht mehr existiert hatten. Fast 30 Jahre lang hatten Oettlers ihren früheren Besitz nicht zu sehen bekommen. In den 90er Jahren kamen sie dann zurück nach Weißenfels - als Besucher.
Als Friedrich Oettler mit seinem Vater Peter das erste Mal in dem Haus stand, war er schockiert. „Es war heruntergekommen und überall hingen Spinnenweben. Das war wie eine Höhle“, erzählt er. Sein Vater habe aber die Vision gehabt, das Gebäude wieder zum Leben zu erwecken - als Gasthaus. So wuchs das Band zwischen den Oettlers und Weißenfels wieder zusammen. Friedrich Oettler erlebte, wie das Haus 1994 als Restaurant eröffnet und von Wolfgang Hoffmann betrieben wurde. „Es ist immer stabil mit ihm gelaufen und dafür sind wir dankbar“, sagt er. Die Familie wisse es zu schätzen, dass sie einen verlässlichen Pächter haben.
Familientreffen im Brauhaus
Er selbst kommt regelmäßig hierher, übernachtet in einem der Zimmer über dem Restaurant. Im „Brauhaus“ finden mittlerweile auch die Familientreffen der Oettlers statt. Er freut sich, dass es ein Ort ist, an dem sich Weißenfelser und ihre Besucher gern aufhalten. Und er hofft, dass das „Alte Brauhaus“ auch in Zukunft eine lange Geschichte haben wird. Dass Ende des Jahres Wolfgang Hoffmann in Rente geht, beunruhigt ihn nicht - die Nachfolge ist geklärt.
Für den neuen Pächter Andreas Heidrich wünscht er sich, dass er das Lebenswerk von Hoffmann fortführt. Die Verbindung in die Region wird aber nicht nur wegen des „Alten Brauhaus“ bleiben. Seine Tochter ist Wahlleipzigerin, in der Messestandt wächst auch sein Enkelkind auf. (mz)