Blauer Ferrari namens Nessi
Obernessa/MZ. - Ein strahlender blauer Ferrari 379 steht in Nessa. Der Riese wiegt stolze 90 Tonnen, hat bis zu 30 Tonnen Gewicht am Haken und fesselte am Freitag das öffentliche Interesse. Die Jüngsten der Runde, Felix und Victor, durften den blauen Riesenkran gemeinsam mit ihrem Vater Thomas Pfeiffer auf den Namen "Nessi" taufen.
"Das kleine Nessa wird sich damit zu einem Logistikstandort mit überregionaler Bedeutung entwickeln", sagte Pfeiffer zuversichtlich. Der Geschäftsführer der Firma Lumcat arbeitet seit Jahren mit der Deubener Unternehmensgruppe Böhme zusammen. "Immer, wenn ich durch das leere Industriegebiet gefahren bin, tat es mir in der Seele weh. So dachte ich mir, hier muss einfach etwas passieren", sagte Geschäftsführer Andreas Böhme. Und Pfeiffer fügte hinzu: "Unternehmer heißt zuerst, etwas zu unternehmen." Seinen langjährigen Geschäftspartner Böhme schätze er vor allem, weil jener nicht hören wolle, wie es nicht geht, sondern wie es geht.
In wenigen Monaten erlebte die Anschlussbahn in Nessa eine Wiederbelebung. 1988 wurde jener Schienenstrang gebaut, der eigentlich als strategischer Lagerplatz für den Bau der Autobahn in Richtung Westgrenze dienen sollte. Nach der Wende ging das Gelände in Eigentum der Gemeinde über und somit ist heute der Bürgermeister zugleich "Bahndirektor". "Ich finde Böhme & Böhme sind ein gutes Gespann. Besonders freut mich, dass das Unternehmen die blaue Traditionsfarbe der Gemeinde aufgreift", sagte Bürgermeister Böhme (parteilos). Mit dem neuen Containerterminal verbindet er die Hoffnung, dass das Industriegebiet einen Aufschwung erleben möge.
"Aufgrund der hohen Diesel- und Benzinpreise rechnet sich der Umstieg auf die Schiene ab 400 Kilometer Entfernung", versprach Firmenberater Torsten Rikl. Container aus ganz Europa liefern künftig Schüttgut an, sie bringen Fracht aus den Überseehäfen Rotterdam und Amsterdam. Schüttgut und rieselfähiges Material, dazu gehört auch Getreide, werden transportiert.
30 blaue Loks der privaten Pressnitztalbahn ziehen die Waggons. Ein Unimog steht auf den Gleisen und verlädt die Container. "Die Verlagerung der Transporte von der Straße auf die Schiene hat drei Gründe. Nämlich die aktuelle Diskussion um den Klimawandel, die Verantwortung für unsere Kinder und wirtschaftliche Konsequenzen aus den hohen Benzinpreisen", sagte Pfeiffer.
Zu den ersten Kunden des neuen Containerumschlagplatzes gehört die Westsächsische Entsorgungs- und Verwertungsgesellschaft mbH. "Unsere ersten Lieferungen stehen auf Gleis 1. Sie kommen aus Italien", sagte Geschäftsführer Holger Bauerfeind. Bis vor kurzem habe er noch nicht gewusst, wo Obernessa liege. Heute sei man stolz darauf, zu den ersten Kunden des Terminals zu zählen. Bauerfeind lobte die gute Zusammenarbeit mit der Firmengruppe Böhme, mit der man seit sieben Jahren zusammenarbeite. Aus seiner Sicht sei das kleine Nessa jetzt ein idealer logistischer Standort im Herzen von Mitteldeutschland.