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Bismarckturm in Weißenfels Bismarckturm in Weißenfels: Ein Turm für die Stadt

Von andreas richter 26.06.2015, 18:33
Der Bismarckturm ist fertig und zeigt sich in alter Schönheit.
Der Bismarckturm ist fertig und zeigt sich in alter Schönheit. Peter Lisker Lizenz

weissenfels - „Geh nicht nur die glatten Straßen. Geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub.“ - Worte von Antoine de Saint -Exupéry standen am Freitagnachmittag auf der Einladung zu einem Festakt zur Wiedereinweihung des Bismarckturms im Weißenfelser Goethegymnasium.

Der Anlass der Feier ließe sich kaum besser beschreiben. Hat doch der vor zehn Jahren gegründete Bismarckturmverein im vergangenen Jahrzehnt nahezu einzigartige Spuren in Weißenfels hinterlassen. Dass dies keineswegs ein Weg auf glatten Straßen war, daran erinnerte in seiner umfangreichen Rede der Vorsitzende des Vereins Falk Ritzmann. Vor zahlreichen Gästen aus der Kommunalpolitik, Vertretern von Vereinen, Unterstützern und Sponsoren schlug er in beeindruckender Weise einen Bogen von den Anfängen im Jahr 2006 bis zur Gegenwart, in der das Wahrzeichen auf dem Klemmberg endgültig in neuem Glanz erstrahlt. Schnell sollte deutlich werden: Wie schon hundert Jahre vorher, als Weißenfelser Bürger rund 22.000 Reichsmark spendeten, um die Baukosten für den Turm zu Ehren des Reichskanzlers Otto von Bismarck aufzubringen, war auch die Sanierung des verfallenen Bauwerks in den vergangenen zehn Jahren ein großes Gemeinschaftswerk. „Eine Vision ist Realität geworden“, sagte Ritzmann.

350.000 Euro durch Spenden

Er blickte zurück auf die ersten 12.000 Euro, die der Verein im Jahr 2005 nach einem Fest für den Turm zusammenbekommen konnte. Zehn Jahre später sind es knapp 350.000 Euro, die durch Spenden von Bürgern und Firmen, Geld der Stadt und Fördermittel von Lotto-Toto Sachsen-Anhalt zusammengetragen wurden. Der Vereinschef verschwieg nicht jene Zweifel, die die anfangs 14 Vereinsmitglieder plagten, ob denn ein solches Mammutvorhaben wie die Restaurierung des maroden Turms wirklich zu stemmen sei. Zehn Jahre später können die aktuell 54 Vereinsmitglieder stolz darauf sein, mit Willen, Gemeinschaftssinn und Durchhaltevermögen Großes geleistet zu haben. Ritzmann erinnerte an die ersten Entkernungsarbeiten im Jahr 2005, an das schwere Jahr 2008, in dem in mühsamer Arbeit Geschossdecken und Treppen erneuert wurden - und an die vier Adler, die heute nach historischem Vorbild wieder das Bauwerk zieren. Alles in allem seien von den Vereinsmitgliedern in jenen Jahren mehr als 4 200 Arbeitsstunden ehrenamtlich und unentgeltlich geleistet worden, sagte Ritzmann.

Ein Engagement, das auch Landrat Götz Ulrich (CDU) mit höchstem Respekt würdigte. „Wenn der Verein das alles nicht getan hätte, würde der Turm heute noch immer auf bessere Tage warten“, sagte er beim Festakt, der vom Doppelquartett des Goethegymnasiums musikalisch umrahmt wurde.

Weißenfelser Oberbürgermeister ist voll des Lobes

Voll des Lobes war schließlich auch der Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos). Der Verein habe mit seinem Wirken der Stadt ein großes Geschenk gemacht, sagte Risch, der alsdann vom Verein symbolisch den Schlüssel für den Bismarckturm und eine umfangreiche Dokumentation zu dessen Sanierung in Empfang nahm. Eine Übergabe des Wahrzeichens an die Stadt im wörtlichen Sinne sollte es indes nicht sein. Er hoffe, dass sich der Verein künftig nicht zurückziehe, sagte Risch.

Was in der Tat kaum zu glauben ist. Immerhin hatte Vereinschef Ritzmann nach seinem ausführlichen Exkurs in ein bewegendes Jahrzehnt noch Zeit für einen Ausblick, der neugierig macht. Zeitgemäßes Marketing, Erweiterung der Öffnungszeiten und Führungen über Audioguide waren nur Stichworte.

Nach der Veranstaltung im Gymnasium und der Eröffnung der Festwiese am Freitagabend mit einer Westernhagenshow verwandelt sich das Gelände rund um den Bismarckturm heute erst einmal in eine große Partymeile. (mz)