Besuch in Weißenfels Besuch in Weißenfels: Zwei US-Amerikaner entdecken Ostdeutschland für sich

Weissenfels - Die US-Amerikaner Barbara und Harold Miller lernten sich 1975 auf einem Stützpunkt der US-Armee bei Stuttgart kennen und lieben. 1978 kehrten beide ihrer zweiten Heimat Deutschland den Rücken. Nach 39 Jahren kamen die Millers nun wieder, um den Osten der Republik zu entdecken. Denn dort waren beide noch nie gewesen.
In den vergangenen 14 Tagen stand ihnen ihre ehemalige Gasttochter Annica Sonderhoff aus Weißenfels zur Seite. Zusammen haben sie eine sehr emotionale Tour von der Ostsee bis nach Dresden unternommen und quasi auf die andere Seite der Mauer geschaut.
Ehepaar Miller aus den USA zu Besuch in Weißenfels: „Wir kannten den Osten nur aus dem Geschichtsbuch.“
„Wir kannten den Osten nur aus dem Geschichtsbuch“, erzählt Harold Miller nachdenklich. Der US-Bürger ist in der Zeit des Kalten Krieges aufgewachsen. „Die Beiträge damals waren sehr von Propaganda geprägt“, ergänzt Barbara Miller ihren Ehemann. In ihrer beider Vorstellung ist der kommunistische Osten grau, dunkel, verarmt und depressiv gewesen. „So wurde es uns aber auch geschildert“, erklärt sie weiter.
Nach dem einjährigen Aufenthalt ihrer Gasttochter Annica in Clear Lake, South Dakota, haben sie beschlossen, dass sie den Osten besuchen wollen. „Wir finden es hier wunderbar und sehr bunt, wie es in anderen Ländern auch ist. Anni hat uns Deutschland ganz anderes näher gebracht“, schwärmt die 60-Jährige.
Gasttochter Annica aus Weißenfels zeigte den Millers Ostdeutschland von der Ostsee bis Dresden
Annica Sonderhoff hat mit ihren Eltern versucht, ihren Gästen so viele Sehenswürdigkeiten in im Osten zu zeigen. „Wir waren an der Ostsee, in Berlin am Checkpoint Charlie, im barocken Dresden. Einen Abstecher nach Tschechien zum Knödelessen haben wir ebenso gemacht wie in Wernigerode an einem Oldtimertreffen teilgenommen“, berichtet Annica.
Das Programm ist sehr umfassend für die Reisenden gewesen. „14 Tagen waren sie unsere Gäste und jeden Tag waren wir praktisch immer an einem anderen Ort“, erzählt die Gymnasiastin. Sie selbst habe sich auf dieser Reise neu in ihre Heimat verliebt, verrät die junge Frau.
Durch Barbaras und Harolds Blick die Orte neu kennen zu lernen, habe sie verändert. „Selbst eine Currywurst hat plötzlich anders geschmeckt“, erzählt sie lächelnd.
Die Höhepunkte der Reise durch Ostdeutschland: Weißenfels und Bienenstich haben es den Millers angetan
Gefallen gefunden haben die Reisenden vor allem an den Dingen, die sie aus ihrer Heimat USA nicht kannten. „Dass man in einem Café sitzt und auf historische Gebäude wie eine 700 Jahre alte Kirche blicken kann, ist etwas ganz Besonderes für mich“, erzählt Barbara Miller und erinnert sich vor allem gern an Weißenfels und Umgebung zurück.
Bienenstich und Schüttelgurken kannten beide vor dem Besuch ebenfalls nicht. Nun fliegen im Koffer der Millers die Rezepte mit nach South Dakota. Diese vielen neuen Eindrücke möchten die beiden mit nach Amerika nehmen und nicht nur Souvenirs.
„Ich habe beobachten können wie viel es Barbara und Harold gegeben hat, sich mit meinen Eltern auszutauschen über die DDR und die Berliner Mauer zum Beispiel“, sagt Annica beeindruckt.
Lange Gespräche haben sie geführt und ihre Erfahrungen miteinander geteilt und ausgetauscht. „Aber wir haben auch viel gemeinsam gelacht“, verrät Harold Miller zufrieden. Die Millers freuen sich jetzt schon, wenn die ganze Familie Sonderhoff sie irgendwann in ihrer Heimat besuchen wird. (mz)