Befreiungskriege 1813 - Teil 2 Befreiungskriege 1813 - Teil 2: Verbündete verschenken Sieg

Grossgörschen/MZ - Weißenfels wurde im April 1813 zum Ausgangspunkt für die Truppen, die schließlich am 2. Mai an der Schlacht bei Großgörschen beteiligt waren. In der damals 6000 Einwohner zählenden Stadt waren zeitweise gleichzeitig mehr als 40 000 Soldaten einquartiert.
Am 30. April gegen 15 Uhr traf bei strömendem Regen Napoleon von Naumburg kommend in Weißenfels ein und bezog im Haus des Akziseinspektors und späteren Bürgermeister Oelzen (heute Leipziger Str. 11) sein Quartier, Marschall Ney im Jägerhof und Marschall Bessieres im Hardenbergschen Haus, dem heutigen Novalishaus.
In den Morgenstunden des 1. Mai gegen 9 Uhr ritt der Kaiser mit seinem Gefolge in Richtung Lösau aus der Stadt. Napoleon wollte eine Erkundung des Geländes in Richtung Lützen durchführen, Auch die Truppen begannen sich langsam marschbereit zu machen um dem Kaiser zu folgen.
Napoleon verliert Vertrauten
Bei Rippach gerieten die Franzosen in die Reichweite der russischen Artillerie, die sich auf den Anhöhen bei Rippach befand. Es kam zum Gefecht bei Rippach, bei dem Marschall Jean Baptiste Bessieres durch eine Kanonenkugel tödlich verwundet wurde. Bessières gehörte zu jenen Offizieren, die sich vom Soldaten hochgedient hatten. Napoleon verlieh ihm den Titel eines Herzogs von Istrien, er war bei allen Feldzügen Napoleons dabei.
Als er gefallen war, schrieb Napoleon an die Witwe des Marschalls: „Ihr Verlust und der Ihrer Kinder ist gewiss sehr groß, doch der meine ist es noch mehr. Der Herzog von Istrien ist gestorben, ohne zu leiden; er hatte den schönsten Tod, den es gibt. Er hinterlässt einen untadeligen Ruf, das schönste Erbe, das er seinen Kindern vermachen konnte“.
Nach dem Rückzug der Verbündeten setzte Napoleon seinen Marsch in Richtung Lützen fort, wo er nach dem Besuch des Gustav-Adolf-Denkmals im alten Amtshaus Quartier nahm und die Nacht zum 2. Mai verbrachte. Die Truppen des Marschall Ney verließen Weißenfels in Richtung Großgörschen. Napoleon vermutete die Hauptstreitmacht der Verbündeten bei Leipzig und wollte sie umfassen, was sich als Irrtum herausstellen sollte.
Wie stellte sich die militärische Situation am Abend des 1. Mai dar? Die Spitze der französischen Truppen stand bei Lützen. Die langgezogene Marschkolonne reichte bis nach Weißenfels. Weitere Divisionen standen noch rückwärts in Naumburg und seitwärts bei Stößen und Merseburg. Das 11. Korps stand bei Markranstädt und Quesitz. Das Armeekorps unter Ney biwakierte im Dörferviereck Groß- und Kleingörschen, Kaja und Rahna. Napoleon hatte den Großteil seines Heeres auf einem Raum von ungefähr zehn Quadratkilometern rund um Lützen zusammengezogen. Keiner der französischen Soldaten ahnte etwas vom bevorstehenden Angriff.
Die Verbündeten Truppen standen im weiten Bogen zwischen Zwenkau, Borna, Rötha und Altenburg. Das Hauptquartier der verbündeten russischen und preußischen Monarchen befand sich in Borna. Es standen sich etwa 90 000 Mann auf Seiten der Verbündeten und zirka 145 000 auf französischer Seite gegenüber. General Wittgenstein der Oberbefehlshaber der Verbündeten entschloss sich, die französischen Truppen in der Ebene bei Lützen anzugreifen.
Da der Angriff für den Tagesanbruch des 2.Mai Vorgesehen war, mussten die Truppen durch lange Nachtmärsche herangeführt werden. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass der Angriff auf 12 Uhr verlegt wurde. Napoleon hatte mit seinen Garden Lützen in Richtung Leipzig verlassen.
Pünktlich 12 Uhr begann der Angriff der Verbündeten mit einem Artillerieüberfall auf die ahnungslosen Franzosen. Bereits 14 Uhr waren die Dörfer Klein- und Großgörschen, Rahna und Kaja durch die Verbündeten eingenommen. Der Sieg war zum Greifen nah.
Verbündete werden sich nicht einig
Zwei Umstände trugen wesentlich zur Wende in der Schlacht bei. Zum einen hatte Napoleon bei Markranstädt das Geschützfeuer vernommen und sofort kehrt gemacht und traf gegen 14.30 Uhr unter dem Jubel seiner Soldaten auf dem Schlachtfeld ein. Zum zweiten gab es erhebliche Mängel in der Führung bei den Verbündeten.
Mehrmals wechselten die Dörfer ihre Besatzungen, bis endlich gegen 18.30 Uhr die Franzosen bis auf Großgörschen alle Dörfer in erobnert hatten und die Kampfkraft der Verbündeten erlahmte. Napoleon hatte zwar den für ihn wichtigen Sieg errungen, aber den Verbündeten war es gelungen, sich geordnet zurückzuziehen.
Die Angaben über die Verluste auf Seiten der Verbündeten schwanken zwischen 10 000 und 15 000 Mann. Auf französischer Seite reichen die Angaben von 20 000 bis 30 000 Mann.
Der preußische Feldmarschall Blücher und General Scharnhorst wurden beide im Verlauf der Schlacht verwundet. Während Blücher wieder genesen konnte, starb Scharnhorst am 28. Juni 1813 in Prag an den Folgen der Verletzung. Ebenso wurde auf französischer Seite Marschall Ney verwundet.