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Bauvorhaben in Zorbau Bauvorhaben in Zorbau: Angst vor Lärm und Staub

Von HEIKE RIEDEL 14.02.2016, 18:07
Neben der Müllverbrennungsanlage in Zorbau soll eine Trocknung für den Klarschlamm entstehen. So wird der Klärschlamm Brennmittel.
Neben der Müllverbrennungsanlage in Zorbau soll eine Trocknung für den Klarschlamm entstehen. So wird der Klärschlamm Brennmittel. Peter Lisker Lizenz

Lützen - Neben den großen Müllöfen in Zorbau soll eine Anlage zur Trocknung von Klärschlamm entstehen. Das Vorhaben bringt vor allem Borauer und Zorbauer auf die Palme. Denn sie sehen sich als Leidtragende, wenn zukünftig täglich zig Lkw Klärschlamm bringen und das, was nach der Trocknung davon als Granulat übrig bleibt, zur Verbrennung in Zementwerke oder Kraftwerke gefahren wird.

Ortschaftsrat lehnt Klärschlammtrocknung ab

Der Ortschaftsrat hat die Errichtung einer Klärschlammtrocknung im Gewerbegebiet Zorbau abgelehnt. Im Genehmigungsverfahrens nach Bundesimmissionsschutzgesetz sind in der Lützener Verwaltung zudem 50 schriftliche Einwendungen von Bürgern und Betrieben nach der öffentlichen Auslegung der Unterlagen eingegangen. Im Kern zielen sie laut Steve Kähler, Leiter des Lützener Bauamts, auf das gleiche Problem, die Staub- und Lärmbelästigung durch zunehmenden Straßenverkehr. Einige der Kritiker haben sich direkt mit den Unterlagen vertraut gemacht, andere sich auf das gestützt, was im Ortschaftsrat und in den Dörfern im Gespräch ist.

Jährlich bis zu 75 000 Tonnen Schlamm aus Kläranlagen

Vorgesehen ist, dass jährlich bis zu 75 000 Tonnen Schlamm aus kommunalen Kläranlagen neben der Abfallverwertungsanlage der Sita-Unternehmensgruppe getrocknet werden. Der Standort wurde gewählt, weil bei der Verbrennung des Mülls die Wärme entsteht, mit der kostengünstig der nasse Schlamm getrocknet werden kann. Von 75 000 Tonnen sollen nach dem Entzug des Wassers 27 000 Tonnen übrig bleiben. Allerdings ist das Material dann nicht geeignet, gleich in den benachbarten Müllofen zu wandern, sagt Klaus Libuda, Geschäftsführer der Sita-Abfallverwertungsanlage.

Die Trockenmasse findet ihre thermische Verwertung vor allem in der Zementindustrie sowie in Kraftwerken, sagt Matthias Hoger, Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Verarbeitungszentrums (LAV) Markranstädt, das neben der Sita der zweite Investor der Anlage ist. Im LAV ist die Klärschlammverwertung Kerngeschäft. Der Betrieb muss sich zukünftig neuen Rechtsnormen stellen.

Auf der nächsten Seite lesen Sie, wie der Trocknungsvorgang abläuft.

So funktioniert die Trocknung:

Der Klärschlamm wird über Lkw angeliefert, die ihn in einem Nassschlammbunker abkippen. Von dort wird er so weiterbefördert, dass Störstoffe abgetrennt werden und dem Schlamm in einem Trockenraum auf einem Bandtrockner das Wasser entzogen wird. Die Bänder sind doppelstöckig, perforiert und damit luftdurchlässig, so dass ein erwärmter Luftstrom die Masse gut trocknen kann. Bis zum Abtransport kommt das getrocknete Material in Silos.

Trocknungsluft aus den Abfallbunkern der Müllverbrennungsanlage

Die benötigte Trocknungsluft wird über Rohrleitungssysteme aus den Abfallbunkern der Müllverbrennungsanlage abgesaugt. Die wasserbeladene Abluft geht in die Müllverbrennungsanlage zurück. Dadurch arbeitet der Trockner abwasser- und geruchsfrei, heißt es. Die benötigte Energie kommt in Form von Heizdampf von den Müllöfen und das beim Abkühlen des Heizdampfes entstehende Kondensat wird in den Wasserkreislauf der Müllverbrennung zurückgeführt. Bis auf die Staubemissionen, die vom Lkw-Verkehr ausgehen und die durch Reinigungen gering gehalten werden sollen, werden negative Auswirkungen auf die Umgebung ausgeschlossen.

Einmalig in Ostdeutschland

„Was in Zorbau entstehen soll, wird in Ostdeutschland einmalig sein“, sagt Hoger von der LAV. Es werde die Richtung der thermischen Verwertung des Klärschlamms mitbestimmen. Habe der Klärschlamm im trockenen Zustand doch Heizwerte ähnlich der Braunkohle. Doch dass dieses Wissen die Bedenken der an den Zufahrtsstraßen wohnenden Bürger ausräumt, ist zu bezweifeln.

Sie können zum Erörterungstermin, der voraussichtlich im März in Lützen ansteht, erfahren, wie mit ihren Befürchtungen umgegangen wird. Nicht die Stadt Lützen ist Genehmigungsbehörde, sondern das Landesverwaltungsamt. Das wird die Stellungnahmen bewerten und den Erörterungstermin bekanntgeben. Dem schließt sich wieder eine Prüfung an, die binnen sieben Monaten erfolgen muss. Das Ergebnis mündet dann in den Genehmigungsbescheid. (mz)

Neben der Müllverbrennungsanlage in Zorbau soll eine Trocknung für den Klarschlamm entstehen. So wird der Klärschlamm Brennmittel.
Neben der Müllverbrennungsanlage in Zorbau soll eine Trocknung für den Klarschlamm entstehen. So wird der Klärschlamm Brennmittel.
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