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Bande auf frischer Tat erwischt Bande auf frischer Tat erwischt: Polizei gelingt Schlag gegen Planenschlitzer

Von Jan Iven 22.03.2015, 19:23
Wenn Lkw-Fahrer wie hier auf dem Autohof Zorbau halten, gehen sie das Risiko ein, dass ihre Ladung von Planenschlitzern gestohlen wird.
Wenn Lkw-Fahrer wie hier auf dem Autohof Zorbau halten, gehen sie das Risiko ein, dass ihre Ladung von Planenschlitzern gestohlen wird. Michael Thomé Lizenz

Weißenfels - Nachts kommen die Planenschlitzer. Auf Autobahnraststätten huschen sie über die Parkplätze und schneiden die Planen von Lkws auf, um nach lohnender Beute Ausschau zu halten. Stoßen die Kundschafter auf wertvolle Ladungen wie Elektrogeräte, rufen sie ihre Komplizen herbei, die häufig in Kleintransportern unterwegs sind. Heimlich, still und leise laden die Diebe die Ware um. Die im Lkw schlafenden Fahrer bekommen davon oft nichts mit. Wer an der Straße nächtigt, muss lernen, jeden Lärm zu überhören. Die wenigen, die aufwachen, rühren sich oft aus Angst vor den Kriminellen nicht.

„Die Planenschlitzer sind gut organisiert und gehen sehr arbeitsteilig und präzise vor“, sagt Veit Raczek, Sprecher der Autobahnpolizei Weißenfels, auf Nachfrage der MZ. Die Dienststelle ist für rund 420 Autobahn-Kilometer in der Region verantwortlich, darunter Teile der A9, A14, A38, A71 sowie A143. In dem Gebiet liegen 22 Parkplätze, vier Raststätten und vier Autohöfe. Hier verlaufen wichtige Verbindungswege von Norden nach Süden sowie Osten und Westen. Unzählige Lkws fahren jeden Tag durch die Gegend. Nicht wenige Fahrer übernachten auf den Raststätten. Und werden dort immer wieder Opfer der Planenschlitzer.

Beschädigte Plane kostet etwa 3.000 Euro

„Wir haben jeden Tag etwa zwei Dutzend gemeldete Angriffe auf Planen, bei denen die Kundschafter die Ladung untersuchen“, sagt Veit Raczek. Dabei schauen sie zum Teil mit optischen Geräten in den Frachtraum.“ Die Dunkelziffer ist vermutlich noch höher. Etwa ein bis zweimal am Tag werden die Diebe in der Region fündig und stehlen unter anderem Drucker, Autobatterien oder Reifen. Der Wert einer Lkw-Ladung kann sich schon mal auf 150.000 Euro belaufen. Auf rund 1,5 Millionen Euro schätzt die Polizei den Schaden, der im vergangenen Jahr durch Diebstahl und Sachbeschädigung entstanden ist. Allein eine beschädigte Plane kostet etwa 3.000 Euro.

Die Autobahnpolizei ist Teil der Schutzpolizei der Landespolizei und überwacht die Autobahnen. Zu ihren Aufgaben gehört die Verkehrslenkung, die Aufnahme von Verkehrsunfällen, das Beseitigen von Verkehrsstörungen und die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten.

In den vergangenen Jahren musste sich die Autobahnpolizei immer mehr mit dem Diebstahl von ganzen Lkw-Ladungen auf Raststätten beschäftigen. Für die Diebe ist dies ein relativ einfaches Verbrechen, da keine Türen aufgebrochen werden müssen. Stattdessen schneiden die Täter mit einem Messer Löcher in die Planen der Fahrzeuge. Die Planen werden danach oft von den Fahrern notdürftig zugeklebt.

Zeit für eine Anzeige nehmen sie sich bei einem erfolglosen Versuch häufig nicht. Seit Anfang des Jahres wurden bereits Waren im Wert von 400.000 Euro von Lkw gestohlen. (ivn)

Für die Ermittler ähnelt die Jagd auf die Planenschlitzer einem Katz- und Mausspiel. Nachts patrouilliert die Polizei auf den Autobahnraststätten oder legt sich vor Ort auf die Lauer. Schlagen die Beamten zu, suchen die Täter sofort das Weite und entkommen. Doch diese Woche konnte die Autobahnpolizei einen Erfolg verbuchen. „Wir haben fünf junge Männer festgenommen, die sich nachts auf einem Autobahnparkplatz an einem Lkw zu schaffen gemacht haben“, sagt Raczek. Ob es jedoch für eine Verurteilung reicht, muss sich noch herausstellen. „Die größte Herausforderung besteht für uns darin, Beweise zu liefern, die vor Gericht Bestand haben.“ Denn die Diebe werfen häufig die Beute weg, wenn die Polizei auftaucht und stellen sich dumm. Doch die Ermittler bleiben an den Tätern dran. Mittlerweile setzt die Autobahnpolizei verstärkt auf Prävention. „Wir kommen mit den Lkw-Fahrern auf den Parkplätzen ins Gespräch und verteilen mehrsprachige Broschüren“, sagt Veit Raczek. „Wir raten ihnen, achtsam zu sein und sich bei uns zu melden, wenn sie etwa Verdächtiges bemerken.“ Soll sich die Brummifahrer auch dann bei der Polizei melden, wenn die nur die Plane beschädigt, aber nichts gestohlen wurde. „So erfahren wir mehr über die Bewegungen der Planenschlitzer, was uns der Verfolgung hilft.“

Mehr Willen zur Zusammenarbeit von Speditionen gewünscht

Mittlerweile arbeitet die Autobahnpolizei auch mit den Kollegen in den angrenzenden Bundesländern zusammen. „Die Kriminellen halten sich schließlich auch nicht an die Landesgrenzen von Sachsen-Anhalt. Die Zusammenarbeit ist wichtig, damit wir die Planenschlitzer nicht nur einfach woanders hin verdrängen, sondern sie schließlich auch festnehmen können“, sagt Raczek.

Mehr Willen zur Zusammenarbeit würde sich die Polizei auch von den Speditionen wünschen. „Es sollte eigentlich möglich sein, dass die Unternehmen Bewegungsmelder und Alarmanlagen in die Lkw einbauen“, sagt Raczek. Doch im Zweifelsfall würden immer noch die Versicherungen den Schaden übernehmen. Offenbar ist der Leidensdruck für die Speditionen nicht so groß, dass sie sich aktiv an der Vorbeugung und Aufklärung beteiligen möchten. Auch bei einer beschädigten Plane nehmen sich viele Fahrer kaum Zeit für die Polizei. Denn stets muss die Ladung so schnell wie möglich zum Kunden. (mz)

Hier haben Täter zunächst die Lkw-Ladung begutachtet.
Hier haben Täter zunächst die Lkw-Ladung begutachtet.
Michael Thomé Lizenz