Babystation in Weißenfels schließt Babystation in Weißenfels schließt: Der Rettungswagen als Geburtsort?

Weissenfels - Die Nachricht über die vorläufige Schließung der Weißenfelser Geburtenstation ab Mitte Dezember stößt in der Stadt vielerorts auf Kritik. „Ist ja unfassbar“, kommentiert etwa eine junge Mutter bei Facebook. Ihr erscheint der Weg für in den Wehen liegende Frauen nach Zeitz recht weit. „Ich will nicht wissen, wie viele Babys dann auf der B91 geboren werden“, fragt die junge Frau mit Blick auf die längeren Wege zum Kreißsaal. Sie sei jedenfalls froh, dass ihr Sohn noch im Weißenfelser Krankenhaus zur Welt gekommen ist.
Geburtenstation in Weißenfels schließt - dabei ist die Geburtenrate gestiegen
Doch schon in einem Monat könnte der Geburtsort Weißenfels Geschichte sein. Das verwundert mit Blick auf die jüngste Geburtenstatistik der Stadt. Kamen 2015 noch 297 Kinder in Weißenfels zur Welt, waren es im vergangenen Jahr schon 319. In diesem Jahr sind nun bis zum 9. November sogar schon 431 Kinder geboren worden. Das ist ein deutlicher Anstieg von 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bedarf für eine Geburtenstation gibt es also.
Doch an Schwangeren fehlt es ja in Weißenfels auch gar nicht. Das Asklepios-Klinikum muss die Geburtenstation schließen, da es nicht ausreichend Hebammen findet. Die bisherigen Beleghebammen haben ihren Vertrag mit dem Krankenhaus gekündigt und werden künftig in Merseburg entbinden. Viele Weißenfelser hätten sich gewünscht, dass die Klinik den freien Hebammen stärker entgegen gekommen wäre. „Die Hebammen haben es lange angekündigt und die Probleme öffentlich gemacht“, kommentiert ein Nutzer via Facebook. Die Chefetage des Asklepios Krankenhauses aber, so sein Vorwurf, habe das Problem ignoriert.
Geburtenstation in Weißenfels schließt: Asklepios-Klinikum argumentiert mit angespannter Lage auf Arbeitsmarkt
Die Klinikleitung hingegen versteht sich auch als Opfer der angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt. Mit rund 260 Hebammen in ganz Sachsen-Anhalt gebe es einfach zu wenig Fachkräfte im Land, argumentiert das Unternehmen. Dass die Schließung ein herber Schlag für die Stadt ist, unterstreicht aber auch der Geschäftsführer der Klinik. „Für uns und die Stadt Weißenfels ist das eine wirklich traurige Nachricht. Uns ist bewusst, welche Bedeutung die Geburtshilfestation in Weißenfels für die Bürgerinnen und Bürger hat und welche persönlichen Bindungen zu unserem Haus durch die Erinnerungen an die Geburt der eigenen Kinder und Enkel aufgebaut wurden“, so Christian Lorch.
Die offizielle Pressemitteilung nutzte er schon, um dem Team seinen Dank für die vergangenen Jahre auszusprechen. Für die Zukunft lässt das wenig Gutes erhoffen. Wenngleich Asklepios die Suche nach neuen Hebammen noch nicht aufgeben will.
Geburtenstation in Weißenfels schließt: OB Robby Risch sieht keine Alternativen
Der Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) nimmt die Entwicklung unaufgeregt zur Kenntnis. Entstehen Weißenfels dadurch Nachteile? „Es ist nur bedingt ein Standortnachteil“, so der Oberbürgermeister.
Rückblickend bewertet mancher Weißenfelser die Privatisierung des Krankenhauses bei Facebook zwar als einen großen Fehler. Die aber sei der damaligen Zwangsverwaltung des Landkreises Weißenfels geschuldet, erklärt Robby Risch. Sieht das Stadtoberhaupt eine Alternativlösung für die geschlossene Geburtenstation? „Nein, es gibt keine kommunalen Alternativen“, so Robby Risch, „Zumal die Situation vordergründig dem Personalmangel im Bereich der Hebammen geschuldet ist.“ (mz)