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Das Grauen ist greifbar Babyleiche in Weißenfels: Polizei fahndet nach der Mutter

Von Birger Zentner 26.04.2017, 14:07
Der Fundort des toten Babys in Weißenfels.
Der Fundort des toten Babys in Weißenfels. Peter Lisker

Weißenfels - Das Grauen ist beinahe greifbar, wenn man im Bereich rund um die Grundstücke an der Ecke Zeitzer und Selauer Straße jemanden anspricht. Noch am Dienstag ist das entsetzliche Geschehen in den Köpfen und Gesprächsthema. Am Montagnachmittag ist bei Gartenarbeiten der grausige Fund gemacht und ein totes Baby entdeckt worden. Wie lange es da schon gelegen hatte, ist derzeit noch unklar.

„Wir können im Moment nur sagen, dass es zwischen Karfreitag und Montag dieser Woche dort hingelegt worden sein muss“, sagt Staatsanwalt Hans-Jürgen Neufang. Die Person, die den kleinen Leichnam gefunden hat, sei zuletzt am Karfreitag an derselben Stelle gewesen, da habe das Kind nicht dort gelegen. „Nach diesem Ausschlussverfahren können wir den Zeitraum bislang nur so bestimmen“, erklärt Neufang.

Babyleiche in Weißenfels: Obduktionsergebnis liegt vor

Daran ändert auch das vorläufige Obduktionsergebnis nichts, das seit Dienstagnachmittag vorliegt. Demnach ist laut Neufang klar, dass das Baby gewaltsam zu Tode gekommen ist. „Es war Gewalt gegen den Körper“, sagt der Staatsanwalt. Den Todeszeitpunkt zu bestimmen, sei aber bislang nicht möglich, das brauche noch Zeit, weil dabei viele Einflussfaktoren wie das Wetter berücksichtigt werden müssen. Deshalb bleibe es vorerst bei der Zeiteingrenzung seit Karfreitag.

Auch aus ermittlungstaktischen Gründen sagen Polizei und Staatsanwaltschaft bislang nicht mehr zur Todesursache und zur Auffindesituation. Lediglich soviel ist bestätigt, dass der kleine tote Körper bei den Gartenarbeiten gefunden worden ist und dass er nicht begraben war. Mittlerweile ist bei der Polizei eine Ermittlungsgruppe gebildet worden, die den verschiedensten Spuren nachgeht. Da ist sozusagen Laufarbeit angesagt, um nach weiteren potenziellen Zeugen zu suchen und um die diversen Spuren aufzuarbeiten.

Babyleiche in Weißenfels: Staatsanwalt geht von vermutlichem Totschlag aus

Nach Meinung des Staatsanwaltes hat man es in dem Fall vermutlich mit dem Tatbestand des Totschlages zu tun. Das ist eine Straftat für die eine Haftstrafe bis lebenslänglich möglich ist. Aber da man bisher keinen Tatverdächtigen hat, bleibt erst einmal offen, wie die Tat zu bewerten ist. Neufang macht zum Beispiel darauf aufmerksam, dass man möglicherweise die psychische Situation der Mutter genauer beleuchten muss. Nach den bisherigen Erkenntnissen geht man nämlich davon aus, dass Geburt und der gewaltsame Tod sehr nahe beieinander gelegen haben dürften.

Auch wenn es gerade am Montag in Naumburg ebenfalls die Tötung eines kleinen Kindes gegeben hat, handele es sich bei derartigen Taten um sehr seltene Fälle, erklärt Neufang. Einen ähnlichen Fall wie den von Weißenfels hatte es zuletzt im Burgenlandkreis vor knapp neun Jahren gegeben, als im Juni 2008 im Fockendorfer Grund in Zeitz ein totes Baby gefunden worden ist.

Babyleiche in Weißenfels: Suche nach der Mutter

Allerdings zeigt das Beispiel von damals auch, wie schwierig sich die Tätersuche gestalten kann. Die Mutter des Zeitzer Säuglings ist bislang nicht gefunden worden, also auch kein Täter oder eine Täterin. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar hoch, dass die Mutter aus dem osteuropäischen Raum kam, aber nachgewiesen ist das nicht und weitergebracht hat es die Ermittler auch nicht. Mittlerweile sind die Ermittlungen im Zeitzer Fall eingestellt worden. Die Möglichkeiten der Polizei seien komplett ausgeschöpft gewesen, hieß es zur Begründung.

Woher die Mutter im aktuellen Weißenfelser Fall kommen könnte, ist unklar. „Wir haben dazu keine Erkenntnis“, sagt der Staatsanwalt.

Babyleiche in Weißenfels: Staatsanwaltschaft und Polizei mit Aufruf an die Öffentlichkeit

Staatsanwaltschaft und Polizei wenden sich jetzt auch in einem Aufruf an die Öffentlichkeit. So werden Zeugen gesucht, die seit Karfreitag in dem Bereich um die Ecke Zeitzer und Selauer Straße in Weißenfels etwas ungewöhnliches bemerkt haben, das im Zusammenhang mit dem entsetzlichen Fund stehen könnte. Gefragt wird auch, wem Frauen aufgefallen sind, die kürzlich schwanger waren und jetzt kein Baby haben.

Informationen nimmt die Polizei in der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd entgegen. Staatsanwalt Neufang macht auch der Mutter Mut, sich eventuell selbst bei der Polizei zu stellen. Das könnte sich strafmildernd auswirken, sagt er.

Hinweise nimmt die Polizei unter folgender Telefonnummer entgegen: 0345/2241291  (mz)

Im Bereich dieser Grundstücke in Weißenfels wurde die Säuglingsleiche gefunden.
Im Bereich dieser Grundstücke in Weißenfels wurde die Säuglingsleiche gefunden.
Peter Lisker