Ausstellung in Pettstädt Ausstellung in Pettstädt: 100 Jahre alte Klassenfotos sind Besuchermagnet

Pettstädt/MZ - Zehn Postkarten von Pettstädt kennt Susanne Riemer-Ranscht. Das klingt viel, ist es aber nicht, weil sie ab 1900 aus vier Jahrzehnten stammen. Nun sind die alten Karten neben vielen Fotos auf mehreren Tafeln in einer Ausstellung in der Dorfkirche des Ortes zu sehen. Zweimal hat die Künstlerin Christina Simon, die auch die Chorfenster gestaltet hat, hier ihre Arbeiten gezeigt. Nun zieht Alt-Pettstädt in seinen Bann. „Die Alteingesessenen schauen besonders auf die Bilder von Schulklassen, ob sie darauf noch jemanden wiedererkennen“, sagt die 35-Jährige. Freilich lebt von den Kindern von vor 100 Jahren keines mehr. „Und die Jüngeren ziehen Vergleiche mit der Gegenwart.“
Mit Faible für Geschichte
Susanne Riemer-Ranscht hat in den vergangenen Jahren mehrere Kalender gestaltet. Zunächst waren es rein private, die Verwandte und Bekannte bekommen haben, aber seit der Eingemeindung sucht sie mit ihrem Mann Jörg Riemer historische Ansichten und Geschichten über Weißenfels und seine Ortsteile heraus. Die erscheinen im Verlag Ille & Riemer und sind sehr gefragt, zumal es in diesem Jahr in der Saalestadt keine Kalenderflut wie zuletzt gibt. Für Geschichte hatte die dreifache Mutter, die am Lauchaer Gymnasium evangelische Religion und Geschichte unterrichtet und Kirchenälteste im Kirchspiel Goseck ist, schon immer ein Faible. „Schließlich haben uns die Eltern als Kinder zu allen Burgen in der Umgebung mitgenommen.“ Mit ihrem Mann hat sie noch als Abiturientin einen Stadtführerlehrgang besucht und wenn es - wie diesmal - um ihren Heimatort geht, spielt noch etwas mehr Lokalpatriotismus mit.
Wer die „Historischen Ansichten von Pettstädt“ sehen möchte, kann sich unter der Telefonnummer 03443/33 79 70 anmelden.
Immerhin sind auf den Fotos auch ihre Verwandten zu sehen. Sie verweist auf Helmut Hoffmann, der im Ort von 1913 bis 1930 Lehrer war und mit Hedwig Ranscht eine seiner früheren Schülerinnen geheiratet hat. Das heutige Gemeindehaus ist als Schulhaus zu sehen. Auf einem anderen Foto gibt es eine Skatrunde mit Ur-Ur-Großvater Otto Ranscht und auf dem Bild posiert auch Willy Reifert im Matrosenanzug.
Von Luftschiff und weißem Reiter
Und natürlich spielt das Luftschiff eine Rolle. Auf einer Postkarte sind zudem Denkmäler zur Schlacht bei Roßbach 1757 zu sehen. Immerhin haben Truppen der Reichsarmee nach der verlorenen Schlacht im Ort geplündert und Samuel Ranscht erschossen. Auch Preußenkönig Friedrich II. ist kurz darauf hier gewesen. Mitnichten gehe der Name Luftschiff laut Susanne Riemer-Ranscht auf Studenten vor 200 Jahren zurück, denen der Wind Essen und Getränke vom Tisch fegte. Es sei schon früher ein Gasthaus gewesen, das zwischenzeitlich „Der weiße Reiter“ hieß.