Aus Peru nach Weißenfels Aus Peru nach Weißenfels: Geldverdienen wird für Straßenmusiker schwieriger

Weißenfels - Nur wenige Menschen flanieren am Freitagmittag auf der Jüdenstraße entlang. Sie aber hören die melancholischen Töne, die über den Boulevard hallen. Die zaubert Gustavo Montoro aus seiner Panflöte. Mit geschlossen Augen gibt sich der Mann im roten Poncho mit den bestickten Mustern dem Spiel hin. Ab und zu mischt sich in die Musik ein leises Klimpern. Dann haben Zuhörer einige Geldstücke in das kleine Kästchen neben dem Mann getan.
Gustavo Montoro ist Straßenmusiker. Der Leipziger schaut morgens als erstes aus seinem Fenster, wie das Wetter ist. Sieht es ganz gut aus, nimmt er seine Instrumente, stülpt sich den Poncho über und setzt sich in den Zug. „Dann fahre ich nach Gera, Halle, Chemnitz, Zeitz oder nach Weißenfels“, sagt der 51-Jährige. Dort sucht er sich einen Platz und fängt an zu spielen.
Straßenmusiker in Weißenfels: „Das Spiel hat mir mein Bruder beigebracht“
In Weißenfels gönnt er sich in diesem Moment eine kleine Pause, setzt sich auf den Schaufenstersims des Müller-Kaufhauses. „Das Spiel hat mir mein Bruder beigebracht“, erzählt der ruhige Mann. Zu diesem kam er vor 17 Jahren nach Leipzig. Bis dahin wuchs er in Peru, nördlich der Hauptstadt Lima, in einem kleinen Ort auf. „Die Zeiten waren damals schwierig“, erzählt er von seinen Kindheitserlebnissen.
Es habe wirtschaftliche und politische Probleme gegeben. Die Inflation stieg immer weiter an, das Geld wurde immer weniger wert und die Preise stiegen, sagt der Mann und schaut die Jüdenstraße entlang. Es sind immer noch nur vereinzelt Passanten unterwegs. Dass Geld knapp ist merkt der Mann mittlerweile auch in Deutschland. Die Einwohner von Städten würden immer weniger geben, weil sie es selbst brauchen, erzählt der Mann mit der braunen Haut und den pechschwarzen Haaren.
Gustavo Montoro bleibt meist einige Stunden an dem Ort
Gustavo Montoro erinnert sich weiter. Als er nach Leipzig kam, verliebte er sich und heiratete. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich gemeinsam mit einer Gruppe Straßenmusiker. Das lief ganz gut. Dann änderte sich einiges in seinem Leben. Die Ehe zerbrach und die Mitglieder der Gruppe zerstreuten sich. Seitdem ist der Peruaner alleine unterwegs.
Gustavo Montoro bleibt meist einige Stunden an dem Ort, an dem er musiziert. Anschließend fährt er nach Hause. Um die 20 Euro seien es, die er sich im Schnitt pro Auftritt erspiele. „Ich muss davon auch noch meine Fahrkarte bezahlen“, sagt er. Es ist klar, viel bleibt nicht übrig.
Gustavo Montoro hat zwei Alben aufnehmen lassen
Gustavo Montoro zeigt auf einen Stapel CDs. Zwei Alben hat er aufnehmen lassen und verkauft sie. Auf der einen befinden sich klassische deutsche Weihnachtslieder, wie „Ihr Kinderlein kommet“ oder „Leise rieselt der Schnee“ gespielt auf seiner Panflöte. Auf der anderen CD wurden seine Lieder aufgenommen, die er auch auf der Straße spielt. Es sind Titel von Weltstars wie ABBA, der Kelly Family oder der Band Queen.
Manchmal hat er Heimweh nach Peru, verrät der Mann und wirkt dabei nachdenklich. Früher reiste er öfter zu Besuch dahin. Aus dieser Zeit stammt sein Sohn. Wenn Gustavo Montoro noch etwas älter ist, möchte er zu ihm nach Peru zurückkehren, sagt er. Dann will er sich zur Ruhe setzen und sich um seinen kleinen Enkel kümmern, den es mittlerweile gibt.
Bis dahin wird er weiterhin auf den Straßen Panflöte spielen - so wie an diesem Freitag in Weißenfels. Wann er das nächste Mal hier ist, kann er nicht sagen. (mz)