Arbeitsmarkt Hohenmölsen Arbeitsmarkt Hohenmölsen: Gutschein eröffnet neue Wege

HOHENMÖLSEN/MZ - Es sind mittlerweile tausende Lebensläufe, die Dietmar und Petra Straube kennen. Kein Wunder: Seit neun Jahren ist die private Arbeitsvermittlung Straube bereits am Markt. Und wieder betritt ein junger Mann das Büro in Hohenmölsen.
„Der will in Arbeit kommen, braucht nicht nur ein Alibi“, weiß Petra Straube sofort. „Er lässt sich garantiert vermitteln, wird wahrscheinlich sogar aussuchen können, welches Angebot er nimmt“, weiß sie nach dem Gespräch. Der junge Mann kommt aus Hohenmölsen, hat eine abgeschlossene Berufsausbildung als Anlagenmechaniker und schon im Beruf gearbeitet, bis ihn ein Unfall aus der Bahn warf. Längst ist er gesundheitlich wieder hergestellt, hat mittlerweile Arbeitserfahrungen im Ausland gesammelt, kann gut Englisch. Für Zeitarbeitsfirmen hat er schon Angebote von der staatlichen Arbeitsvermittlung erhalten, doch möchte er lieber direkt in einem Betrieb anfangen und wegen des Sports auch im Umfeld von Hohenmölsen bleiben. Deswegen nutzt er nicht nur die staatliche Arbeitsvermittlung, sondern will auch den Weg über die private gehen.
Das räumt ihm das Gesetz ein. Dafür gibt es seit 2002 den Vermittlungsgutschein. Und er hat schon vielen wieder in ein Beschäftigungsverhältnis geholfen, wissen Straubes. Anfänglich mehr Menschen als heute, denn die Situation auf dem Arbeitsmarkt hat sich zu Gunsten der Arbeitssuchenden verbessert. Es sind nicht mehr nur Zerspaner, die an computergesteuerten Maschinen arbeiten können, Elektriker, Vorrichter und Pflegekräfte, die gesucht werden. In immer mehr Berufen sind Fachkräfte gefragt und die Betriebe wissen mittlerweile, was sie an ihnen haben, sagt Straube. Das wirkt sich günstig aus für die Langzeitarbeitslosen. „Heute vermitteln wir zu zwei Dritteln Empfänger von Arbeitslosengeld II“, so Straube. Da seien aber vorher oftmals noch Vorurteile beim Arbeitgeber abzubauen. „Das gelingt, wenn man sich kennt“, sagt Petra Straube. „Die Unternehmen wissen, was sie von uns kriegen“, schätzt ihr Mann ein.
Mehrere Vermittler können genutzt werden
Durchaus als Vorteil sieht es Dietmar Straube, dass heute zertifiziert sein muss, wer über den Vermittlungsgutschein Menschen in Beschäftigung bringen möchte. Als stellvertretender Landesvorsitzender des Berufsverbandes Ring der Arbeitsvermittler e.V. betrachtet er stets kritisch die Veränderungen der Durchführungsbestimmungen für die Arbeit mit dem Vermittlungsgutschein. So waren Kunden verunsichert, als im April 2012 eine Formulierung die Arbeitssuchenden an einen einzigen zugelassenen Vermittler binden wollte. Nein, sie könnten mehrere nutzen, die Vergütung erhält, wer erfolgreich ist.
Auswirkungen hat für die Vermittler auch, dass sie heute eine Vermittlung im Umkreis von 50 Kilometern umsetzen müssen. Trotzdem sind Straubes guter Dinge, denn sie haben ihre Büros in Merseburg und Hohenmölsen und vermitteln stets möglichst wohnortnah. „Aus Borna, Leipzig, selbst Gera kommen zu uns Menschen“, lobt Petra Straube den günstigen Standort Hohenmölsen. Selbst wer nicht auf einen Gutschein zugreifen könne, käme manchmal, um ihre Leistungen zu nutzen.