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Apotheken in Weißenfels Apotheken in Weißenfels: Früher gab es noch Originale

Von Alexander Kempf 08.12.2017, 06:00
In der Burgstraße 5 befand sich viele Jahre eine Drogerie. Nach der Familie Kurze leitete die zuletzt die Familie Ohl.
In der Burgstraße 5 befand sich viele Jahre eine Drogerie. Nach der Familie Kurze leitete die zuletzt die Familie Ohl. Peter Lisker

Weißenfels - Den Duft aus dem Geschäft ihrer Familie in der Weißenfelser Burgstraße hat Hannelore Ganter nie vergessen. Gerade an dem Parfüm im Laden fand sie als Kind gefallen. Wenn die heute 76-Jährige von der einst so schicken Einrichtung in der Drogerie erzählt, dann wird besonders deutlich, wie austauschbar Drogerien mittlerweile geworden sind. Im ganzen Land gibt es Filialen großer Handelsketten mit dem selben Sortiment.

Das war nicht immer so. Die Drogerie Kurze in der Burgstraße 5 etwa arbeitete einst eng mit der Seifenfabrik am Weißenfelser Markt zusammen. Auch Hannelores Vater Erich Kurze hat noch eigene Salben und Teemischungen hergestellt. Oder er fertigte aus Wachs und Sägespänen Kohlenanzünder an. Ob Farben oder Kosmetik – vieles, das verkauft worden ist, entstand lange im Geschäft selbst. Die Tochter hatte das so nachhaltig beeindruckt, dass sie später Pharmazie studierte.

Auch in der Weißenfelser Neustadt gab es noch nach dem Krieg zwei Drogerien

Die Drogerie fortzuführen, erschien ihr wenig attraktiv. Denn Hannelore Ganter reizte das Selbermachen. „Das Herstellen wurde aber zunehmend unterbunden“, erzählt die Tochter der Drogisten-Familie. Erworben hatte das Haus nämlich einst ihr Großvater Richard Kurze. Kurz nach der Wende versuchte die Familie mal das Haus zu erwerben, doch es blieb angesichts verschiedener Erben beim Versuch. „Heute würden wir es gar nicht mehr wollen“, sagt Hannelore Ganter. Zumal vieles wie das Hinterhaus schon verschwunden sei.

Was bleibt, sind Erinnerungen. Etwa an die großzügige Diele und den Stuck im ersten Stock. Auch eine Badewanne hat es schon früh im Haus gegeben. „Das war ein Luxus in den fünfziger Jahren“, sagt Hannelore Ganter. Während ihrer Kindheit gab es in Weißenfels noch etliche Drogerien. Sie erinnert sich an eine in der Leipziger Straße, der Jüdenstraße und am Lutherplatz. Aber auch in der Weißenfelser Neustadt gab es noch nach dem Krieg zwei Drogerien.

Hat im Barockhaus einst Johann Sebastian Bach gelebt?

In unmittelbarer Nachbarschaft der Familie Kurze befand sich zeitweilig auch die Schloss-Drogerie. Betrieben hat die Anika Schmiedings Vater, der 1946 von Zerbst in die Saalestadt wechselte. „Mein Vater hat viele Farben gemacht“, erzählt die 75-Jährige. Im Gegensatz zur ehemaligen Drogerie Kurze ist jenes Gebäude aber schon vor Jahren verschwunden. Dass heute so viele Geschäfte in Weißenfels leer stehen, bedauert Anika Schmieding. „Das ist wirklich schade“, sagt sie.

Mancher Weißenfelser vermutet auch, in dem Barockhaus mit der Nummer 5 habe einst Johann Sebastian Bach gelebt. Das kann Historiker Gerhard Bach aber nicht bestätigen. Zwar seien die Hausbesitzer zu Herzogszeiten einst verpflichtet worden, Gäste aufzunehmen. Dafür dass der Musiker in der Burgstraße residierte, gäbe es keinen Nachweis.

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Die Burgstraße 5
Die Burgstraße 5
Peter Lisker