Anwohnerkampf in Borau Anwohnerkampf in Borau: Ist an der Selauer Straße Gefahr in Verzug?

Weißenfels - Die Stadt Weißenfels hat im Haushaltsentwurf für dieses Jahr 150.000 Euro für die Reparatur eines Gehweges in der Ortschaft Borau eingeplant. Das hat Andreas Bischoff, zuständiger Fachbereichsleiter bei der Stadt, am Montag bestätigt. Damit sollen die Folgen eines Hangrutsches vor einem Jahr beseitigt werden. Der Haushalt ist allerdings noch nicht beschlossen.
Bis September vergangenen Jahres war die Selauer Straße in dem rund 50 Meter langen Abschnitt halbseitig gesperrt. Nachdem im September ein Gutachten bescheinigt hatte, dass für die angrenzenden Grundstücke keine unmittelbare Gefahr droht, wurde die halbseitige Straßensperrung aufgehoben.
Richten Lkw trotz Tempo 30 weiteren Schaden an?
Doch einige Borauer befürchten, dass die Lkw, die hier theoretisch mit 30 Kilometern pro Stunde durchfahren dürfen, im Laufe der Zeit weiteren Schaden anrichten. „Bis zur Reparatur sollte die Straße für Lkw komplett gesperrt werden“, fordert deshalb Adelheid Pricha und verweist auf die vorhandene Weißenfelser Ortsumgehung. Pricha ist Mitglied einer Gruppe von Borauern, die sich seit Jahren für den Lärmschutz in dem Ortsteil einsetzt.
In Borau jedenfalls mag so mancher nicht daran glauben, dass nicht auch die Straße selbst infolge des Hangrutsches in Mitleidenschaft gezogen wurde. Während die Stadt für den Gehweg zuständig ist, ist das Land für die Straße an sich verantwortlich. Wie auf der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates informiert wurde, sieht das Landesstraßenbauamt derzeit jedoch in Borau keinen Handlungsbedarf.
Selauer Straße in Borau: Anwohner befürchten Loch wie bei der A20
Was Adelheid Pricha und ihre Mitstreiter ganz anders beurteilen. „Wir sehen hier Gefahr im Verzug“, meint sie und sieht Parallelen zu den Ereignissen an der Autobahn 20 in Mecklenburg-Vorpommern.
Dort klafft mittlerweile ein riesiges Loch, nachdem die Fahrbahn im September vergangenen Jahres nahe der Ausfahrt Tribsees abgesackt war. In Borau vermutet so mancher, dass dort vorher auch Gutachter am Werk waren... „Die ganze Selauer Straße braucht einen tragfähigen Untergrund“, ist jedenfalls Ortschaftsrat Wolfgang Gotthelf überzeugt.
„Alltäglicher Wahnsinn“ auf der Selauer Straße geht weiter
Klar ist für die Borauer indes: Wenn schon Lkw überhaupt auf der Selauer Straße fahren dürfen, dann muss die Tempo-30-Begrenzung für Laster auch nach der Reparatur des Gehweges unbedingt beibehalten werden. Das Tempolimit sei schließlich aus Gründen des Lärmschutzes und nicht wegen der halbseitigen Sperrung eingerichtet worden, so steht es laut Pricha in einem Schreiben des Landes. Die Entscheidung über eine Geschwindigkeitsbegrenzung liegt beim Landkreis.
Während zumindest die Reparatur des Gehweges vorbereitet wird, geht der „alltägliche Wahnsinn“ auf der vom Verkehr gebeutelten Straße offenbar weiter. In der vergangenen Woche habe die Stadt in der Selauer Straße die Geschwindigkeit kontrolliert, so Pricha. Eigentlich im Sinne der Anwohner. Allerdings sei mittlerweile so mancher Eigentümer nicht begeistert, wenn vor seinem Grundstück geblitzt wird. „So mancher hat Angst, dass er von Kraftfahrern beschimpft und beleidigt wird“, weiß Pricha. Und die Borauerin fügt hinzu: „Was sich auf dieser Straße abspielt, ist einfach nicht normal.“
››Nächste Sitzung des Ortschaftsrates Borau: 21. März, 19 Uhr, Gemeindebüro Hinter den Gärten 3. (mz)