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"Ambulant betreutes Wohnen" in Weißenfels "Ambulant betreutes Wohnen" in Weißenfels: Erste Mieter ziehen an der Promenade 9 ein

Von bärbel schmuck 31.03.2014, 18:15
Einzug in die neue Wohnung: Katrin Böhme bekommt an der Weißenfelser Promenade 9 viel Unterstützung von ihrem Freund Uwe Bachmann.
Einzug in die neue Wohnung: Katrin Böhme bekommt an der Weißenfelser Promenade 9 viel Unterstützung von ihrem Freund Uwe Bachmann. Peter Lisker Lizenz

weissenfels/MZ - Ihr Weg zur Arbeit ist jetzt ein Stück weiter, doch der Busbahnhof befindet sich fast vor ihrer Haustür. „Ich kann mit dem Stadtbus zum Dienst fahren oder auch zu Fuß gehen. Hauptsache, ich wohne jetzt mitten in der Stadt, so wie ich es immer wollte“, sagt Katrin Böhme.

Die Weißenfelserin , die seit ihrer Geburt Entwicklungsdefizite bei Sprache und Konzentration hat, steht inmitten von Kartons, denn sie ist gerade aus der Wohngemeinschaft (WG) in der Heinrich-Schütz-Straße ausgezogen und hat in ihren neuen vier Wänden an der Promenade 9 viele Helfer an ihrer Seite. Mutter und Freund unterstützen die 29-Jährige ebenso wie Kollegen von der Integra.

„Ambulant betreutes Wohnen“ kommt gut an

Katrin Böhme hat sich ein paar Tage Urlaub genommen, um die moderne Zweiraumwohnung mit Küche samt Wohnbereich und Bad sowie einem separaten Schlafraum in der ersten Etage einzurichten. Dazu gehört auch, die Uhr auf Sommerzeit umzustellen. Die junge Frau, die im Reinigungsdienst der Integra in der Naumburger Straße beschäftigt ist, zählt zu jenen Mietern, die im Ersatzneubau am Standort der ehemaligen Hoffischerei das „Ambulant betreutes Wohnen“ in Anspruch nehmen.

Mit der Schaffung weiterer Wohnungen für Menschen mit Handicaps im Ersatzneubau an der Weißenfelser Promenade 9 (ehemalige Hoffischerei) verfügt die Integra „Weißenfelser Land“ als gemeinnützige GmbH inzwischen über 47 Angebote der Wohnform „Ambulant betreutes Wohnen“. Frauen und Männer mit Behinderungen sind weitestgehend selbst in der Lage, ihren Haushalt zu führen. (ck)

Diese Wohnform bietet die Integra für Menschen mit geringfügigen Handicaps an, erklärt Wohnstättenleiterin Ines Pfau. Sie bescheinigt Katrin Böhme viel Selbstständigkeit, die sie sich in der WG erworben habe. Dort hat sie zusammen mit drei weiteren Menschen mit Behinderungen gewohnt, die wie sie bei der Integra arbeiten. Jeder hat in der WG ein Zimmer zum Wohnen und Schlafen zur Verfügung, es gibt zwei Bäder und eine Küche zur gemeinschaftlichen Nutzung, beschreibt Ines Pfau. Katrin Böhme habe die Zeit dort, etwa zweieinhalb Jahre, genutzt, um Hilfe zur Selbsthilfe zu erhalten. „Dieses Potenzial zu nutzen, hat ihr gut getan, sich zu entwickeln, selbstständiger zu werden“, schätzt die Wohnstättenleiterin ein.

Selbstständigkeit und Nähe zur Innenstadt

Und Katrin Böhme selbst erklärt, dass sie froh über diese Erfahrungen sei. „Ich gehe alleine einkaufen, habe gelernt mit Geld umzugehen, Wäsche zu waschen und alles andere, was eben zu einer Haushaltsführung dazu gehört“, sagt sie. Aus diesem Grund traue sie sich zu, nun allein zu wohnen. „Als ich das meinen Mitbewohnern gesagt hatte, haben sie sich erst mal gewundert“, berichtet sie. Inzwischen würden sie es verstehen, „wir bleiben ja in Kontakt“, meint Katrin Böhme. Denn mit Claudia Lindner, Uwe Nindelt und Thomas Rumpel sei sie gerne in der Freizeit unterwegs gewesen - besonders beim Bummeln durch die Innenstadt.

Jetzt sei es für die neue Bewohnerin von der Promenade nur ein Katzensprung bis zum Marktplatz und zum Boulevard mit seinen Geschäften. Auch die Nähe zu Gaststätten, zur Sparkasse, zu Arztpraxen, Museen, Behörden und Apotheken weiß Katrin Böhme zu schätzen. „Ich kann alles zu Fuß erreichen“, sagt sie. Der Platz, den sie in der WG in der Heinrich-Schütz-Straße hinterlässt, bleibt laut Ines Pfau nicht lange frei. „Es gibt Klienten, die sich für diese Wohnform interessieren, um zu testen und zu trainieren, selbstständiger zu werden.