Altenpflege in Hohenmölsen Altenpflege in Hohenmölsen: "Residenz am Wasserturm" stellt Zuwanderer ein

Hohenmölsen/MZ - Angelica Balan, Constantin Miron, Christina Alexa und Stefan Iftinea werden in den nächsten Tagen ihre Wohnung in Hohenmölsen beziehen. Ab 1. Februar gehören die 36 bis 42-Jährigen zum Team der 36 Mitarbeiter im Altenheim „Residenz am Wasserturm“. „Wir freuen uns auf die Verstärkung des Quartetts aus Rumänien“, sagt die Heimleiterin Cornelia Reimann. Skepsis oder Vorbehalte habe sie nicht. „Die wollen wirklich arbeiten, suchen einen sicheren Job und ein solides Einkommen.
Seit 1. Januar 2014 haben sich für Rumänen und Bulgaren im Rahmen der Arbeitnehmerfreizügigkeit der Europäischen Union die Grenzen zum deutschen Arbeitsmarkt geöffnet. Das Berliner Institut für Bevölkerung und Entwicklung geht davon aus, dass nicht zu erwarten ist, dass Deutschland von Geringqualifizierten überrannt wird. Nach Auswertung des Mikrozensus 2010 hätten die damals nach Deutschland Zugewanderten zu 55 Prozent einen Fach- oder Hochschulabschluss vorweisen können. Im vergangenen Jahr seien rund zehn Prozent der in Deutschland lebenden Menschen auf Hartz-IV-Bezug angewiesen gewesen. Der Wert liegt zwar noch deutlich über der Quote der Gesamtbevölkerung von 7,5 Prozent, aber doch deutlich unter der aller Ausländer mit 15 Prozent, bewertet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. (zny)
“ Die Lebensweise der rumänischen Menschen, nämlich im Familienverband zu leben, komme dem Stil der familiär geführten Einrichtung sehr entgegen. „Ich denke, wir machen da wirklich einen guten Griff und sind auch ein wenig Wegbereiter hier in der Stadt“, meint die 37-Jährige. Doch sie ist sich auch sicher, dass nicht jeder in Hohenmölsen ihre Offenheit gegenüber den Fremden teilen wird. „Wir essen beim Griechen und fahren nach Marokko. Warum in aller Welt sollen wir uns nicht von Rumänen pflegen lassen“, kontert sie und ist sich sicher, dass diese Einstellung erlernbar ist und gute Arbeit überzeugen wird.
Die private Einrichtung hatte im vergangenen Jahr im April ihre Pforten geöffnet. Die 54 Plätze sind zu hundert Prozent ausgebucht. Mit der Zusammenstellung des Personals habe es jedoch etwas gehakt, fügt die Qualitätsbeauftragte Anja Zech-Reimann hinzu. Zunächst sei es recht schwer gewesen, Fachpersonal auf dem Arbeitsmarkt zu bekommen. Doch nach einiger Zeit musste die Leitung feststellen, dass einige Fachkräfte immer auf der Suche nach noch Besserem seien. Einige schreckten dann die Schicht, andere die doch recht schwere Arbeit in der Altenpflege. Zwischenzeitlich sei die Hälfte des Personals bereits ausgewechselt worden.
Über den Landesverband der Hauskrankenpflege knüpfte die Heimleiterin Kontakt zum Mediziner Helmut Ohme aus Mansfeld. Der leitet seit rund 15 Jahren eine Personalagentur, sucht speziell in Rumänien ausgebildete Pflegekräfte, die arbeitslos sind und nach Deutschland kommen wollen. In medizinischen Einrichtungen von Hettstedt und Aschersleben, aber auch in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg würden bereits Rumänen arbeiten. „Der Bedarf wird steigen“, ist er sich auf Grund des Fachkräftemangels in Deutschland sicher. Zwischenzeitlich hat sich das rumänische Quartett in der Hohenmölsener Pflegeeinrichtung vorgestellt. In deutscher Sprache, mit Gesang und kleinen Geschenken. Sie stammen aus dem Nordosten des Landes und aus der Bukarester Region.
Dort waren sie arbeitslos. Zwei von ihnen werden in der ambulanten und zwei in der stationären Pflege arbeiten. Ihr Beruf - sie sind Pfleger und Krankenschwestern - werden nach der Absolvierung bestimmter Sprachkurse anerkannt. Das Team vom „Wasserturm“ unterstützt das. Im Haus werden Räume zur Verfügung gestellt, damit das Quartett lernen kann. Im August ist Prüfung. Seien die vier sesshaft in Hohenmölsen geworden, wollen sie ihre Familien in die Stadt der drei Türme nachholen. Anja Zech-Reimann lacht. „Wohnungen werden vermietet, Arbeitsplätze geschaffen, die Kinder gehen in die Schulen - das sind doch gute Aussichten, oder?“
