Alte Salzstraße Alte Salzstraße: Fuhrwerk passiert Lützen
KLEINGÖHREN/MZ. - Sonntagmorgen wurden die Pferde in Lößnitz vor einen etwa 100 Jahre alten Planwagen gespannt, um für die mit dem Salzhandel gewachsene erzgebirgische Stadt Holzkohle nach Halle zu bringen und dort gegen Salz der Halloren einzutauschen. So wie es vor 200 Jahren das letzte Mal geschah.
163 Kilometer legt das Fuhrwerk auf der historischen Route des Salzhandels zurück, um gemeinsam mit dem Verein Alte Salzstraße Halle - Prag und den Salzbrüdern im Thale zu Halle einen Höhepunkt zum diesjährigen Salzfest auf der Saline zu gestalten. 13 Säcke Holzkohle lassen sie sich am Vormittag gegen Salz aufwiegen, das sie mit nach Hause ins Erzgebirge nehmen wollen.
Mit Helmut Roth und Christian Suhr hat die Stadt Lößnitz das richtige Paar gefunden, die Historie auf diese Weise lebendig zu halten. Der 69-jährige Roth kennt sich mit Pferden aus, war er doch mit ihnen in seinem Arbeitsleben für Forstbetriebe als Holzrücker im Wald im Einsatz. Heute setzt er gelegentlich sein letztes Pferd, den siebenjährige Ramses, noch für Arbeiten auf dem Feld ein. Oder der Mann aus Aue spannt ihn vor, wenn Umzüge in der erzgebirgischen Umgebung gestaltet werden. Da ist er mit dem 31-jährigen Suhr schon oft ein Paar geworden. Denn der Lößnitzer liebt wie er Pferde. Er nimmt sich neben seinem Beruf als Werkzeugmacher die Zeit, um mit der Familie einen kleinen Bauernhof mit Pferd, Ziege, Hühnern und Hund lebendig zu halten. Samson wird da nicht nur vorgespannt, um etwas aus Feld und Wald zu holen, mit ihm geht es auch schon mal auf Urlaubsfahrt an die Talsperre Pöhl.
Doch auf einen so langen und fremden Weg wie den nach Halle hatten sich die Männer noch nicht mit ihren Tieren gemacht. "Die Stadt Lößnitz hat das Vorhaben spitzenmäßig vorbereitet", lobt Roth die Unterstützung. Die Strecke wurde festgelegt, Übernachtungen für Mensch und Tier gefunden. Schmied, Stellmacher, Zimmermann haben den Planwagen auf Vordermann gebracht. Immerhin waren auf so einem Gespann einst 34 bis 36 Zentner Salz zu transportieren.
"Wir haben die Pferde über den Sommer trainiert und sie vor der Abreise beschlagen", sagt Suhr. Das Reisegepäck, Unterlagen, Werkzeug und kleine Ersatzteile wurden neben Kraftfutter und der Notration Heu und Wasser für die Pferde auf dem Fuhrwerk verladen. Denn bis Holleben ist gut Platz auf dem Wagen. Dort erst nimmt das Gespann die Holzkohle auf.
Die Möglichkeiten der heutigen Zeit wurden auch genutzt, um sich genauere Streckenkenntnis zu verschaffen. Mit dem Kleintransporter haben die Männer die Route schon einmal abgefahren. Ein kleiner blauer Bus ist am Mittwoch in Kleingörschen mit angekommen. Hin und wieder taucht er an der Seite des Fuhrwerks auf, um den Lößnitzern einen Film von der Tour zu drehen. Ein Handy ist natürlich auch dabei, denn es gibt unterwegs noch viele Absprachen zu treffen. Zum Beispiel, wo und wie man sich der Öffentlichkeit unterwegs präsentiert. Und es muss gesichert werden, dass die Stempel in den Salzpass kommen, um Zoll- und Steuerrecht einzuhalten. Vom Rathaus Lützen wurde der Stempel extra nach Kleingöhren gebracht - und ein Verpflegungs- und Präsentpaket gab es dazu.
"Alles klappt wunderbar", freut sich Suhr. Kein Wunder, dass die Männer während dieser Salztour schon von einer bis Prag träumen.