ADAC und Polizei informieren ADAC und Polizei informieren: Wie sicher ist der Schulweg?

Weißenfels - In Sachsen-Anhalt sind am Donnerstag die Ferien vorbei. Am Montag darauf beginnt für 1.415 Abc-Schützen im Burgenlandkreis ein neuer Lebensabschnitt. Damit die Kinder sicher zur Schule kommen, fordert der ADAC alle Verkehrsteilnehmer zu besonderer Rücksichtnahme auf. Doch die Frage lautet: Wie sicher ist der Schulweg?
Die Fakten sprechen eine klare Sprache: „In Sachsen-Anhalt verunglückten im letzten Jahr 793 Kinder unter 15 Jahren im Straßenverkehr, sechs davon starben“, erklärt ADAC-Pressesprecherin Andrea Kainer in Magdeburg. Ähnlich sieht es im Burgenlandkreis aus: Dort gab es vor zwei Jahren auf dem Weg zur Schule 19 verletzte Kinder, im Vorjahr waren es elf Schüler, die bei Verkehrsunfällen zu Schaden kamen. Doch das ist nicht die ganze Wahrheit, denn insgesamt gab es im Landkreis auf der Straße 38 Unfälle mit Kindern, von denen neun schwer und 22 leicht verletzt worden sind. So wollte am 18. April des Vorjahres gegen 13 Uhr laut Polizei ein Kind in der Hanns-Eisler-Straße in Weißenfels hinter dem Bus auf die andere Straßenseite laufen, dabei kam es zur Kollision mit einem Pkw. Der Junge wurde leicht verletzt ins Klinikum gefahren, berichtet Polizeihauptmeister Klaus Krause vom Polizeirevier Burgenlandkreis.
Erwachsene sind oftmals keine Vorbilder
Spätestens an der Stelle muss nach der Verantwortung gefragt werden. Seitens der Verkehrswacht und der Polizei wird viel getan, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen: Verkehrserziehung im Kindergarten und in der Schule, Erstklässler werden mit roten Mützen ausgestattet, Eltern erhalten einen Brief, was sie alles zu beachten haben in punkto Verkehrssicherheit und es geschieht noch vieles mehr. Und die Eltern? Verhalten die sich vorbildlich? „Man kann allzu häufig das Gegenteil besichtigen“, erklärt der Landtagsabgeordnete und Innenexperte Rüdiger Erben.
Geschwindigkeitsbegrenzungen würden offensichtlich nicht eingehalten. Im Halteverbot vor dem Schultor werde wild geparkt, hier nannte er die Einsteinschule, Kinder seien auf dem Weg im Auto oftmals nicht angeschnallt und manche seien gar ohne Kindersitz unterwegs, ergänzt er. Klaus Krause und auch Polizeihauptmeister Raul Reichold bestätigen das. „Wir haben das mal an der Schule in Burgwerben beobachtet, wie sich manche Mütter und Väter dort verhalten, da kann einem schlecht werden“, erklärt Klaus Krause. Denn was soll man groß sagen, wenn Eltern, die ihr Kind mit dem Auto bringen, es auf der Seite aussteigen lassen, wo der Verkehr fließt, berichtet er. Das Verhalten etlicher Kraftfahrer werde schlechter, sagt Polizeipressesprecher Dirk Seyffarth. So sind im vergangenen Schuljahr beim Feststellen der Geschwindigkeit vor Schulen innerhalb von zehn Tagen 1.290 Fahrzeuge gemessen worden, von denen 64 zu schnell unterwegs waren. Der Spitzenreiter fuhr statt des erlaubten Tempo 50 satte 91 Kilometer pro Stunde.
Auch in diesem Jahr will die Polizei zu Schuljahresbeginn vor Ort sein, erklärt Dirk Seyffarth, der ferner darauf verweist: „Wie sich einige Kraftfahrer an Schulen verhalten, ist unverantwortlich.“
Mehr Tempo-30-Zonen
Ähnliche Verhaltensweisen hat auch Rainer Zimmermann festgestellt. „Es gibt Eltern, die würden ihr Kind am liebsten bis in den Klassenraum fahren. Sie verhalten sich vor der Schule mit ihrem Fahrzeug absolut rücksichtslos“, sagt der Chef der Gebietsverkehrswacht Hohenmölsen/Teuchern. „Sicherheit auf dem Weg zur Schule zu schaffen, ist eine Daueraufgabe“, meint auch Rüdiger Erben. „Man kann nie sagen, dass Schulwege absolut sicher sind“, setzt der Weißenfelser hinzu. Eine Möglichkeit, die Sicherheit zu erhöhen, sei, vor Kindergärten und Schulen Tempo-30-Zonen einzurichten. Die würden sinnvoll sein - aber es müsse dann auch regelmäßig Geschwindigkeitskontrollen geben. Sicherlich „verdiene“ man beim Blitzen in der Tempo-30-Zone nicht so viel, aber der eine oder andere Fahrer gehe eben doch schneller vom Gas, sagt Erben. In Weißenfels seien die Tempo-30-Zonen schon realisiert, bestätigt Katharina Vokoun. „Vor allen Grundschulen und Kitas gibt es entweder eine Tempo-30-Zone oder einen verkehrsberuhigten Bereich“, sagt die Pressesprecherin der Stadtverwaltung. Grundlage hierfür sei ein Stadtratsbeschluss zum Verkehrsentwicklungsplan aus dem Jahr 2003, der eine Verkehrsberuhigung in den Nebenstraßen der Kernstadt vorsieht. Künftig werde es durch die Änderung der StVO leichter sein, vor Kindergärten und Schulen generell eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h anzuordnen, erklärt Rüdiger Erben.
Mit Beginn des Schuljahres 2016/2017 werden im Burgenlandkreis rund 5.720 Grundschüler, 5.650 Sekundarschüler und zirka 4.640 Gymnasiasten unterrichtet. Hinzu kommen an der Gemeinschaftsschule Droyßig zirka 60 und an der Gesamtschule Lützen rund 200 Schüler. (mz)
