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25 Jahre Fremdenverkehrsverein 25 Jahre Fremdenverkehrsverein Weißenfelser Land: Vorsitzender Bernd Steudtner warnt vor Überforderung

Von Andreas Richter 27.06.2016, 08:07
Ein Blick in die Festveranstaltung am gestrigen Sonntag.
Ein Blick in die Festveranstaltung am gestrigen Sonntag. Nico Weber

Weißenfels - Der Fremdenverkehrsverein Weißenfelser Land sollte sich nach Ansicht seines Vorsitzenden Bernd Steudtner in erster Linie auf die „Basisarbeit vor Ort“ konzentrieren. Zugleich plädierte Steudtner im Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung für Realitätssinn und warnte vor einer Überforderung,

Der Fremdenverkehrsverein Weißenfelser Land besteht seit einem Vierteljahrhundert. Am Sonntag, auf den Tag genau 25 Jahre nach der Gründung, fand ein festlicher Empfang für geladene Gäste im Weißenfelser Fürstenhaus statt. Dabei würdigten Jörg Freiwald, Vorsitzender des Weißenfelser Stadtrates, und Thomas Böhm, Leiter des Wirtschaftsamtes beim Burgenlandkreis, die Basisarbeit des Vereins mit heute 86 Mitgliedern. Bernd Steudtner, seit 2011 an der Spitze des Vereins, blickte anhand zahlreicher Bilder auf die vergangenen Jahre zurück.

Er habe seine Rolle zunächst darin gesehen, die finanziellen Grundlagen dafür zu legen, dass der Verein weiter existieren kann, sagte er gegenüber der MZ. Dieses Ziel sei mittlerweile erreicht, schätzte er ein. Zur Rolle des Vereins meinte er: „Wir sind ein Bestandteil der Region an Saale und Unstrut.“ Es sei in erste Linie Aufgabe des Vereins Saale-Unstrut-Tourismus (SUT), Ideen und Konzepte für den Fremdenverkehr in der Region zu unterbreiten.

In der Diskussion um das Selbstverständnis des Vereins, die auch auf der jüngsten Jahresmitgliederversammlung im Frühjahr geführt worden war, vertritt Steudtner vor allem einen pragmatischen Standpunkt.

Im Jahr 2007 wollten vor allem touristische Visionäre den 350. Jahrestag der Gründung der Sekundogenitur-Fürstentümer als Impulsgeber für den Fremdenverkehr in der Region nutzen. Eine nachhaltige Wirkung über die Region hinaus blieb jedoch aus.

Auf der Mitgliederversammlung des Fremdenverkehrsvereins im März dieses Jahres vertrat der Weißenfelser Kommunikationswissenschaftler Tobias Liebert, Gründungsmitglied und erster Vorsitzender des Vereins, die Auffassung, dass Weißenfels, Zeitz und Merseburg die Tradition der Fürstentümer stärker in den Mittelpunkt stellen sollten. Das Thema Residenzstädte sei eine reale Chance für Weißenfels, sein Potential innerhalb des Saale-Unstrut-Tourismus einzubringen.

Nach dem testamentarischen Willen des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I wurden 1657 für seine drei jüngeren Söhne Sekundogenitur-Fürstentümer in Weißenfels, Zeitz und Merseburg eingerichtet. Das Herzogtum Sachsen-Weißenfels existierte bis 1746.

Herzog August, der in Halle residierte, legte 1660 den Grundstein für  Schloss Neu-Augustusburg, das künftig Domizil der insgesamt fünf Herzöge von Sachsen-Weißenfels sein sollte. Sein Sohn Herzog Johann Adolf I zog 1694 in das Barockschloss ein. (ari)

Es sei wenig Erfolg versprechend, die Leute über historische Ansätze, wie etwa die Sekundogenitur-Fürstentümer, in die Region locken zu wollen (siehe Beitrag „Geschichte. . .“). „Wir müssen touristische Pakete schnüren, Angebote machen, die die Leute wirklich interessieren, bei denen sie Spaß haben und Erholung finden“, meinte Steudtner und nannte als Beispiel Lützen mit seinem Martzschpark.

Über solche Angebote könne man im besten Fall Leute an das heranführen, was früher einmal war. Aufgaben wie die Vermittlung von Unterkünften und kultureller Angebote sowie die Information über touristische Ziele bezeichnete Steudtner als das „Brot- und Buttergeschäft“ des Vereins.

Für wenig zeitgemäß hält der streitbare Vorsitzende den Namen Weißenfelser Land. Eine Änderung, etwa in Tourismusverein Weißenfels, könne er sich durchaus vorstellen. Was die Strukturen betrifft, so geht Steudtner sogar noch weiter. So ist für ihn eine Fusion mit dem Weißenfelser Stadtmarketingverein eine realistische Option. „Es gibt große Schnittmengen und ähnliche Ziele“, sagte er im MZ-Gespräch.

Die Zusammenarbeit mit der Stadt Weißenfels funktioniert nach Einschätzung Steudtners in der Alltagsarbeit „auf Mitarbeiterebene“ sehr gut. Der Verein erhält für seine Arbeit jedes Jahr einen Zuschuss von 15.000 Euro von der Stadt.

Nicht ohne Probleme ist hingegen die Zusammenarbeit mit den Städten Lützen und Hohenmölsen. Während Lützen sowohl Mitglied im Verein SUT als auch im Weißenfelser Fremdenverkehrsverein ist, will Hohenmölsen in Weißenfels aussteigen und stattdessen im SUT mitarbeiten.

Die Mohrenapotheke am Markt, in die die Touristinformation zu Beginn dieses Jahres umgezogen ist, hält Steudtner für einen „zukunftsfähigen Standort“. (mz)