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25 Jahre "Altes Brauhaus" 25 Jahre "Altes Brauhaus" in Weißenfels: Gastronom musste Ruf "Zum dreckigen Hahn" aufpolieren

Von Andrea Hamann-Richter 01.02.2019, 14:30
Wirt Wolfgang Hoffmann schaut sich im Alten Brauhaus Fotos an, die den Werdegang seines Gasthauses dokumentieren. Am Freitag feiert der 65-Jährige mit Freunden und Bekannten das 25-jährige Bestehen seiner Gastwirtschaft.
Wirt Wolfgang Hoffmann schaut sich im Alten Brauhaus Fotos an, die den Werdegang seines Gasthauses dokumentieren. Am Freitag feiert der 65-Jährige mit Freunden und Bekannten das 25-jährige Bestehen seiner Gastwirtschaft. Peter Lisker

Weißenfels - Wolfgang Hoffmann sitzt an einem seiner Tische im Gasthaus „Altes Brauhaus“ in Weißenfels. Schwarz-weiß karierte Hose, Kochschürze - so erleben ihn seit 25 Jahren die Gäste in dem Haus an der Alten Fischgasse. Wolfgang Hoffmann hat viele Geschichten gehört und Schicksale hautnah erlebt. „Von der Taufe bis zur Beerdigung“, fasst er zusammen.

Das 25-jährige Bestehen des Gasthauses wird er an diesem Freitag feiern. Freunde, Bekannte, Familie, Geschäftspartner - sie alle werden dabei sein. Wolfgang Hoffmann schaut zurück. „Tierpfleger im Zoo, Gärtner oder Koch - das wollte ich werden“, beginnt er. Gärtnerisch gab es zu DDR-Zeiten nicht viele Möglichkeiten und um in den Beruf des Tierpflegers zu gelangen, brauchte es Beziehungen. Die hatte Hoffmann nicht.

Im Januar 1994 konnte das „Alte Brauhaus“ eröffnet werden

Blieb also der Koch. Der gebürtige Weißenfelser lernte also ab 1970 in Gera, weil es in Weißenfels keine Stelle gab. Später kehrte er zurück und eröffnete 1990 ein Café in der Jüdenstraße. In den Jahren der Wende kam es zu Schwierigkeiten und der Unternehmer musste das Café schließen. Was nun?

„Der Druck, Geld zu verdienen, war da“, sagt er unumwunden. Eines Tages trat Peter Oettler in sein Leben. „Herr Hoffmann, ich habe gehört, Sie wollen arbeiten. Kommen Sie mal mit“, sagte der Eigentümer des Hauses in der Fischgasse. Wolfgang Hoffmann ging mit, stand in dem Haus, Baujahr 1894, in dem es eine alte Tradition des Bierbrauens der Familie Oettler gab und welches zu DDR-Zeiten als „Goldbroiler“ betrieben wurde. Wolfgang Hoffmann sollte dort hinein. Und zwar mit einer Gastronomie ganz nach seinen Vorstellungen, die Peter Oettler umsetzen wollte.

Ihm lag etwas an dem Haus, in dem sein Vater früher die Bierbrauerei betrieb. Im Januar 1994 konnte das „Alte Brauhaus“ eröffnet werden. Bis zur letzten Minute hatten Arbeiter zu tun. „Die letzten Handwerker gingen zur Tür hinaus und der erste Gast kam herein“, so Hoffmann.

„Altes Brauhaus“ Weißenfels: „Ich habe den schönsten Biergarten von ganz Weißenfels“

Trotz seiner Passion als Koch hatte der Gastronom seine Leidenschaft zur Gärtnerei nicht vergessen. Nahtlos an die Eröffnung begann er ein weiteres Projekt: die Einrichtung eines Biergartens im Innenhof. Hoffmann richtete eine alte Sandsteinmauer her, er richtete Nischen für Tische ein, bepflanzte Kübel und Böden. Zwei Jahre später war es vollbracht. „Ich habe den schönsten Biergarten von ganz Weißenfels“, sagt er. In den warmen Monaten genießen die Gäste das mediterrane Flair zwischen Oleander und anderen Sträuchern, Stauden, Bäumchen und Blumen.

Es gab aber auch schwere Zeiten. Zum einen war die die Konkurrenz groß. Das „Alte Brauhaus“ hatte aufgrund seiner Vergangenheit als „Goldbroiler“ ein schlechtes Image. Es trug lange noch den Ruf „Zum dreckigen Hahn“. Fünf Jahre dauerte es, um das Image aufzupolieren. Besonders lagen ihm, seiner Frau Mechthild und dem Team immer die Frische der Zutaten am Herzen. So stellt er noch heute selbst Sülze her, kauft frische Nierchen, bereitet sie zu, brät die Gans im Ofen, knetet sogar noch die Klöße aus selbst hergestelltem Kartoffelteig. „Wenn die Gäste sagen, es schmecke wie bei Muttern, dann freut mich das“, so der ruhige Mann. Und er ist stolz auf seine große Stammkundschaft.

Nachfolger für das „Alte Brauhaus“ in Weißenfels ist gefunden

In diesem Jahr wird er in Rente gehen. Lange machte ihm das Ausscheiden Sorgen, denn es gab niemanden, der das „Alte Brauhaus“, das auch über Gästezimmer verfügt, übernehmen wollte. Nun hat er einen Nachfolger, dessen Namen er auf dessen Wunsch noch nicht verrät. Aber er ist davon überzeugt, den richtigen Gastronom gefunden zu haben.

Hoffmann weiß noch nicht so richtig, wie er den neuen Lebensabschnitt gestalten wird. Er weiß aber genau, dass ihm vor allem sein Biergarten fehlen wird. Daher sucht er eine Parzelle, um dort seine zweite Leidenschaft - das Gärtnern - zu genießen. (mz)