20. Werkstatt-Jubiläum 20. Werkstatt-Jubiläum: Wie sich Pettstädter Kfz-Meister selbstständig gemachte

Pettstädt - Die Wende hat bei Wolfram Schiel nicht zum beruflichen Aus wie bei vielen Weißenfelsern geführt. Der jetzt 65-Jährige hatte damals in einer Autowerkstatt in der Innenstadt gearbeitet, in der nach der Wende zunächst Pkw vom Typ Samara verkauft und gewartet wurden. Der Zuspruch war gut und manche zahlten lieber moderate 10.000 D-Mark (rund 5.000 Euro) als mehr Geld für teurere Pkw auszugeben.
Herumschrauben an der Schwalbe legt Grundlage für eigene Werkstatt
Später folgte der Proton, der für Mitsubishi in Malaysia produziert wurde. Schiel machte seinen Meister und nachdem die Firma in die Insolvenz gehen musste, suchte er eine neue Herausforderung und gründete 2000 eine Autowerkstatt.
Dass er als Jugendlicher in die Autobranche wollte, hatte auch damit zu tun, dass der Pettstädter schon beizeiten an seinem Moped Schwalbe herumschraubte. Dann zog er das große Los und war unter den glücklichen sechs Jugendlichen, die von 60 Bewerbern eine Lehrstelle in einem volkseigenen Betrieb in der Weißenfelser Merseburger Straße bekamen, der mit Pkw Wartburg handelte und den Service anbot.
Pettstädter absolvierte bei der Handwerkskammer Halle einen Existenzgründerlehrgang
Er lernte Autoschlosser und die mussten etwas können in einer Zeit, in der es Wartezeiten bis zu zehn Jahre für einen Neuwagen gab. Damals wurde vom Pkw Trabant 500 das komplette Fahrgestell verwendet, wurden darauf Aufbauten des neuen Typs 601 montiert. Die Autos wurden gepflegt, eben weil sie so schwer zu kriegen waren. „Es gab seinerzeit ganz andere Wertevorstellungen“, sagt Schiel. Heute richtet sich das Interesse der Jüngeren vor allem auf die Optik des Fahrzeuges.
Wegen der Insolvenz der Weißenfelser Firma, in der er arbeitete, ging der Pettstädter in die Arbeitslosigkeit und absolvierte bei der Handwerkskammer Halle einen Existenzgründerlehrgang. Vor allem aber baute er auf seinem Grundstück eine Werkstatt aus. Damit war er noch beschäftigt, als er Anfang Juli 2000 sein Gewerbe anmeldete.
Ein großes Einzugsgebiet
Das Einzugsgebiet ging wie heute bis nach Weißenfels, Naumburg und Braunsbedra. Und da es ältere Kunden gibt, die sich ungern hinter das Lenkrad eines Ersatzwagens setzen, war seine Frau Renate auch Chauffeur. Die ersten Jahre arbeitete er allein, hatte dann einige Zeit einen Mitarbeiter, aber schon bald stieg sein Sohn Michael (33) in den väterlichen Betrieb ein, den er mal übernehmen will.
Wolfram Schiel sagt: „Er hatte beizeiten Interesse, machte ein Praktikum, lernte in einer Droyßiger Firma und hat auch schon seinen Meisterbrief.“ Selbst Schiels Frau hilft als Rentnerin noch auf 450-Euro-Basis.
Von Tüv über Reparatur von Unfallwagen bis zur Durchsicht
Angeboten wird das gesamte Paket rund ums Auto. Das reicht von der Reparatur von Unfallwagen bis zur Durchsicht. Er biete Abgasuntersuchungen und Tüv an und lagere Winter- beziehungsweise Sommerräder ein. Beizeiten angeschafft wurde Auslesetechnik, um schnell Fehler zu diagnostizieren. Heute könne man zudem aufs schnelle Internet zurückgreifen, denn niemand wisse alles.
Eines hat sich Wolfram Schiel mit seiner Frau aber immer gegönnt: einen Urlaub irgendwo in Deutschland. Diesmal geht es in ein Ferienhaus am Elbedeich hinter Hamburg. Dort fahren die Schiffe vorbei und mit Rädern kann man die Gegend erkunden. (mz)