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Soll das Planetarium nach Sigmund Jähn benannt werden? Soll das Planetarium nach Sigmund Jähn benannt werden?: Ein Pro von Eva von Angern

Von Eva von Angern 18.02.2021, 13:30
Eva von Angern
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Halle (Saale) - Halle bekommt ein neues Planetarium. Eine gute Nachricht. Halle hatte seit 1978 ein Planetarium. Es trug den Namen „Raumflugplanetarium Sigmund Jähn“. Das alte Planetarium war ein Pionierbau des DDR-Bauingenieurs Herbert Müller („Schalenmüller“). Zu Recht stand es unter Denkmalschutz. Es wurde durch das Hochwasser 2013 beschädigt, blieb in seiner Substanz aber erhalten. Im Jahr 2014 beschloss der Stadtrat den Abriss, weil man nur so an Fluthilfe-Mittel herankommen könne. Ich empfinde das als geschichtsvergessenen, prinzipienlosen Pragmatismus. Denkmal gegen Geld für etwas Neues.

Was hat das alles mit dem Streit um den Namen des neuen Planetariums zu tun? Sehr viel, denke ich. Baudenkmäler sind Brücken in die Geschichte. Die DDR ist und bleibt Teil unserer Geschichte. Die DDR ist zudem Teil des Lebens vieler Ostdeutscher. Ostdeutsche haben seit 1990 erlebt, dass kein gutes Haar an der DDR gelassen wurde. Sie hatten und haben das Gefühl, dass auch nichts Gutes an ihrem Leben in der DDR gewesen sei. Leistungen in der DDR waren für das vereinte Deutschland leider zu oft keine respektablen Leistungen, weil es Leistungen in einer Diktatur waren. Das Planetarium von Herbert Müller, das die Parkanlage auf der Peißnitz über Jahrzehnte prägte und in dem unzählige Kinder und Jugendliche ihre Begeisterung für die Sterne und ferne Galaxien entdeckten, an dem schöne Alltagserinnerungen hängen? Kann weg.

An Sigmund Jähn soll auch nichts mehr erinnern. Wohl auch, weil er für eine Stolz machende Leistung der DDR steht. Er blieb trotz seiner Pionierleistung ein zurückhaltender ostdeutscher Himmelsstürmer. Mit den Worten von Bundespräsident Steinmeier 2019 zu seinem Tod: Er sei ein Mann gewesen, der am 26. August 1978 als erster deutscher und einziger DDR-Bürger im All vielen Menschen das Gefühl gegeben habe, zum ersten Mal sei einer von uns hinaus ins All geflogen, der sich trotz allen Ruhms treu und liebenswürdig bescheiden geblieben sei, der sich um unser Land in herausragender Weise verdient gemacht habe, den wir deshalb nie vergessen würden.

Viele Ossis werfen Wessis vor, sich nicht für die Heimatlosigkeit vieler Ostdeutscher zu interessieren. Halle zeigt, dass dies auch ein ostdeutsches Phänomen ist. Sigmund Jähn ist ein Stück dieser Heimat, auf die man noch heute stolz sein kann und darf. Ich bin es. Für das Sigmund-Jähn-Planetarium!  (mz)