Selbsthilfegruppe "Süße Pumpies" Zuckerkrankheit: Selbsthilfegruppe"Süße Pumpies" - Leben mit der Pumpe

Sangerhausen - Sie nennen sich „Die süßen Pumpies“. Ein ziemlich fröhlicher Name für eine sehr ernste Sache. Denn die Pumpies sind Insulinpumpenträger. Ihre Bauchspeicheldrüse produziert kein Insulin mehr. Stattdessen versorgt ein kleines, elektronisches Gerät sie rund um die Uhr mit dem lebensnotwendigen Hormon. Ein Leben lang.
Bei Yvonne König wird die Zuckerkrankheit festgestellt, da ist sie 13. Ein Freitag im Jahr 1993. Die ersten Unterrichtsstunden im Gymnasium bekommt sie noch bewusst mit. Der Rest versinkt im Nebel. „Wie ich damals nach Hause gekommen bin - keine Ahnung“, erzählt die junge Frau.
Der Zuckerwert in ihrem Blut ist drastisch angestiegen, die Zellen werden nicht mehr richtig mit Blut versorgt, der Körper droht zu kollabieren. Sie kommt nach Halle in die Klinik, die Ärzte bestimmen in den folgenden Wochen, in welchen Dosen der Körper fremdes Insulin braucht, um wieder normal zu funktionieren. Yvonne König hat Diabetes Typ I, die Krankheit ist angeboren. Ein Schicksal, das sie mit rund 300.000 Menschen in Deutschland teilt.
Schwangerschaft ist ein besonderes Risiko
Warum gerade ich? Diese Frage quält sie am Anfang. Aber sie lernt, mit der Krankheit umzugehen. Um 6 Uhr und um 22 Uhr muss sie ihre Grunddosis spritzen. Und zu jedem Essen. Jeden Tag, auch jeden Sonn- und Feiertag, egal, ob sie gerade auf Reisen ist oder auf einer Party. „Ich hab mir dann immer eine ruhige Ecke gesucht und das Besteck ausgepackt“, erzählt sie.
Yvonne König macht ihr Abitur, lernt Bürokauffrau. Mit 23 steht das Thema Familienplanung an. Doch eine Schwangerschaft ist für Diabetikerinnen ein besonderes Risiko. Die Blutzuckerschwankungen erhöhen auch die Gefahr von Fehlbildungen. Yvonne König entschließt sich für die Insulinpumpe.
Pumpe gibt Insulin automatisch unter die Haut
Das Gerät soll ihr dabei helfen, den Blutzuckerspiegel während der Schwangerschaft besonders genau zu kontrollieren und richtig einzustellen. Die vom Arzt ermittelte Grunddosis muss sie sich nun nicht mehr selbst spritzen. Die Pumpe gibt das Insulin automatisch unter die Haut, den Zugang klebt sich die junge Frau mit einem speziellen Pflaster auf den Körper.
Auch den so genannten Bolus zu den Mahlzeiten verabreicht sie sich nun über die Pumpe - oder über das kleine Testgerät, das dazu gehört und wie ein Handy aussieht. Bei besonderen Umständen wie Krankheit oder sportlicher Anstrengung kann sie den Grundwert anpassen, auch stundenweise.
Die Angst, zu erblinden, bleibt
Yvonne König nimmt die Blutzuckerkontrolle sehr ernst. Sie hat zwei gesunde Kinder bekommen. Der Große ist jetzt elf, die Kleine wird bald sechs. Ein Spaziergang ist die Krankheit dennoch nicht. Einmal im Quartal muss sie ins Krankenhaus, die Insulin-Grundrate überprüfen und notfalls neu einstellen lassen. Und trotz ihres genauen Umgangs mit ihren Blutzuckerwerten haben sich schon Folgeschäden eingestellt. Der Diabetes hat an beiden Augen die Netzhaut geschädigt, alle drei Monate bekommt Yvonne König Spritzen in die Augen. Die Angst, irgendwann zu erblinden, sie bleibt.
„Die süßen Pumpies“ machen das Leben mit der Krankheit ein bisschen leichter. Allein das Wissen, mit diesem Schicksal nicht allein dazustehen, tut gut. Und die Gruppe hilft auch mit ganz praktischen Tipps. Jeder hat seine eigenen Erfahrungen gemacht und teilt sie gern mit den anderen.
Selbsthilfegruppe speziell für Insulinpumpenträger
Dr. Ingrid Salzborn sprach 2004 mehrere Diabetiker an, die bei ihr am Krankenhaus in Sangerhausen in Behandlung waren. Die Idee: eine Selbsthilfegruppe speziell für Insulinpumpenträger. Yvonne König war gleich dafür. Heute leitet sie die Gruppe, die sich einmal im Quartal trifft und sich dann oft einen Spezialisten einlädt.
Der schildert dann, welche Anzeichen auf drohende Folgeerkrankungen hinweisen. Oder was an neuer Pumpen- und Messtechnik auf dem Markt ist. Manchmal kommt man aber auch einfach nur mal zu einer gemütlichen Runde zusammen.
Das nächste Treffen findet am 10. Februar, 18 Uhr, in der Helios-Klinik in Sangerhausen statt. Zu Gast ist Oberarzt Thomas Bernasch, Leiter des Diabetes-Therapiezentrums. (mz)