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Zu Hause in der «Alten Schäferei»

Von HELGA KOCH 03.06.2010, 14:52

BEYERNAUMBURG/MZ. - Er fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: "Projekt 3 gehörte schon immer zu den ,nicht-normalen' Trägern." Die jüngst eröffnete Villa Terra in Beyernaumburg ließ die zahlreichen Gäste staunen und viel Lob zollen, unter ihnen Staatssekretär André Schröder, Vizelandrätin Christine Hepner sowie Allstedts Bürgermeister Jürgen Richter (CDU).

Rund 2,5 Millionen Euro sind in die Villa Terra geflossen. Aus der alten Schäferei ist eine moderne, stationäre Pflegeeinrichtung geworden. Wobei noch immer viel an die Schäferei erinnert. Etwa das eine oder andere alte Möbelstück, das sich in den verschiedenen Wohnbereichen befindet. Rustikale Bretter auf den Fensterbänken. Alte Türen. Kuschelige Teppiche. Und in den Zimmern der Bewohner taucht das Bild des Schäfers mit seinem Hirtenstab und der Herde auch immer wieder auf - als Motiv auf den Kleiderschränken der Bewohner, aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Die Villa Terra verfügt über 34 Zimmer, davon zehn Doppel- und 17 Einzelzimmer sowie sieben Plätze in der Pflegeoase - also 44 Plätze insgesamt. Zwei Dutzend Frauen und Männer haben schon in der Villa Terra ein neues Zuhause gefunden. Doch ganz verschieden sind die Ursachen, warum sie hier leben. Einige leben mit einer Behinderung, die durch eine Suchterkrankung entstanden ist. Andere sind geistig behindert. Wieder andere Bewohner sind schwerst dement oder so immobil, dass sie gar nicht mehr aktiv am Leben teilnehmen können. Deshalb gibt es in der Villa Terra vier verschiedene Wohnbereiche: Alte Schäferei, Mühlental, Auenland und Pflegeoase. "Denn Menschen mit einer geistigen Behinderung benötigen eine andere Begleitung als Menschen mit einer ausgeprägten Demenz - auch im Alter", begründet Klein.

Völlig neuartig - zumindest in Sachsen-Anhalt - ist die Pflegeoase. Hier können neun altersverwirrte, schwerstpflegebedürftige Menschen mit einer Demenz im Endstadium betreut und begleitet werden. "Sie leben in einem Zustand, in dem sie praktisch nichts mehr für sich selbst tun können", beschreibt Pflegedienstleiterin Barbara Klose. Im 200 Quadratmeter großen Gemeinschaftsraum gibt es sieben Schlafplätze, wie Nischen gestaltet. Die Pflegebetten sind dank zusätzlicher Elemente wie etwa Betthimmel kaum als solche erkennbar. Wer hier liegt, verständigt sich vielleicht noch mit leichten Bewegungen, den Augen, durch Rufen oder Stöhnen. Empfindet es als angenehm, dreimal in der Woche gebadet zu werden oder die Kinder zu sehen, die draußen, vor den großen Glasfenstern, spielen.