Wirte auf der «Insel» hoffen auf schnelles Bauende
KELBRA/MZ. - "Wir leben jetzt hier wie auf einer Insel." Volkmar Patzschke, dem Geschäftsführer der "Pension Weidemühle" in Kelbra, ist nicht wohl, wenn er an die Arbeiten quasi direkt vor seiner Haustür denkt. Rauscht dort sonst der Verkehr auf der stark befahrenen Bundesstraße 85 vorbei, herrscht jetzt weitgehend Ruhe. Die Straße ist seit Dienstag wegen Sanierungsarbeiten an zwei über 160 Jahre alten, denkmalgeschützten Brücken vollgesperrt. Sie sollen bis Ende November im Auftrag des Landesbetriebes Bau für rund 900 000 Euro instand gesetzt werden.
Patzschke rechnet deshalb mit gravierenden Umsatzeinbußen. Denn wer jetzt aus Richtung Berga zu ihm oder in das benachbarte "Landhotel Sachsenhof" will, muss einen Umweg von gut zehn Kilometern über Roßla fahren. "Vielen ist das zu umständlich", sagt er. Bei der letzten Straßensperrung vor zwei Jahren habe es in seiner Pension und der zugehörigen Gastwirtschaft gravierende Umsatzeinbußen gegeben. Damals war in der selben Straße sechs Monate lang die Grabenbrücke saniert worden und Patzschkes Unternehmen nur über Berga erreichbar gewesen. "Dabei laufen die festen Kosten zum Beispiel für Energie weiter. Nur die Einnahmen kommen nicht", sagt der Wirt. Es sei schwer gewesen, das aufzufangen.
Generell hatte die Straßensperrung damals für viel Ärger gesorgt. Die Stadt verzichtete im November 2008 sogar bewusst auf eine Einweihungsfeier der fertig gestellten Brücke. "Denn aus unserer Sicht gibt es nicht viel zu feiern", sagte Kelbras Bürgermeister Reinhard Teschke (parteilos) damals. Ihm und den Kelbraer Stadträten war die Bauzeit nämlich viel zu lang. "Es hätte alles schneller gehen können und auch müssen", monierte zum Beispiel Werner Tschochner aus der CDU / FDP-Fraktion. Bei Spaziergängen war ihm aufgefallen, dass die Baufirma meist nur sehr wenig Arbeiter auf der Baustelle im Einsatz hatte. Mal sei tagelang nur einer da gewesen, mal zwei, mal keiner, kritisierte er. Dabei hätten allein die Schulbusse, die Kinder ins Gymnasium nach Kelbra bringen, täglich Umwege von insgesamt 400 Kilometern fahren müssen.
Deshalb werden viele Kelbraer diesmal die Baufirma argwöhnisch beobachten. Auch Volkmar Patzschke will sich das Geschehen dort genau ansehen. Er hofft, dass die Bauleute vielleicht früher als geplant fertig werden. "Jeder Tag hilft." Generell wollen der Wirt und seine Familie kämpfen, damit die "Weidemühle" die Zeit übersteht. In wenigen Tagen soll es auch ein Hinweisschild geben, damit Autofahrer trotz der gesperrten Straße noch zu Patzschkes Pension auf der "Insel" in Kelbra finden.