Mehrkosten für Hausbesitzer Wie teuer wird der Pflicht-Versicherungsschutz gegen Elementarschäden in Mansfeld-Südharz?
Pflichtversicherung steht im Koalitionsvertrag. Auf welche Mehrkosten müssen Hausbesitzer in Mansfeld-Südharz sich einstellen und wie groß ist hier überhaupt das Flutrisiko?

Sangerhausen/MZ. - Eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden für Hauseigentümer steht im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung. Die Umweltminister der Länder wollen jetzt Druck machen und den Bund auffordern, die neue Pflicht schnell umzusetzen. Um wie viel teurer könnte die Gebäudeversicherung für Hauseigentümer in Mansfeld-Südharz dadurch werden?
Normalerweise kalkulieren Versicherer ihre Angebote nach den Risiken. Je größer die Gefahr von Schäden durch Starkregen oder Hochwasser, umso höher der Versicherungsbeitrag. Was die Pflichtversicherung kosten würde, kann man für einen Landkreis aber nicht pauschal sagen, erklärt Katrin Jarosch, Sprecherin des Gesamtverbands der Versicherungswirtschaft (GDV). Denn beim Abschätzen des Risikos ordnen Versicherer die konkreten Wohnadressen in Gefährdungsklassen ein.
Elementarschäden in Mansfeld-Südharz: Versicherer ordnen Adressen nach Gefährdungsklassen
Dazu haben sie ein Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen entwickelt – das ZÜRS Geo 2023. „Das fußt unter anderem auf den konkreten Zahlen der Wasserwirtschaft zu Überschwemmungen“, erklärt Jarosch. 92,4 Prozent und damit die ganz große Mehrheit aller Wohnadressen in Deutschland gehören zur Gefährdungsklasse 1 und sind nach gegenwärtiger Datenlage nicht vom Hochwasser eines größeren Gewässers betroffen. In Gefährdungsklasse 2 gab es seltener als einmal in hundert Jahren Hochwasser, in Klasse 3 einmal in zehn bis hundert Jahren.
Häuser, die zur Gefährdungsklasse 4 gehören, stehen an einer Stelle, an der es mindestens einmal in zehn Jahren ein Hochwasser gibt. Das betrifft 0,4 Prozent aller Wohnadressen in Deutschland – im Schnitt also eine von 250.
Versicherungsschutz gegen Flutschäden: Das Starkregen-Risiko für MSH
Zusätzlich zur Hochwassergefahr teilt die ZÜRS Geo 2023 die Adressen auch in Starkregengefährdungsklassen ein. 22,5 Prozent der deutschen Wohngebäude gehören zur sichersten Klasse 1, weil sie auf einer Kuppe oder im oberen Bereich eines Hangs stehen. Zwei Drittel der Gebäude werden in die Gefährdungsklasse 2 eingestuft – sie stehen in der Ebene oder im mittleren Bereich eines Hangs, aber nicht in der Nähe eines Bachs.
Gebäude im Tal oder nur bis zu hundert Meter von einem Bach entfernt gehören zur Gefährdungsklasse 3. Das betrifft etwas mehr als jedes achte Haus.
Gefahr von Flut und Starkregen: Für die eigene Adresse im Netz überprüfen
Wer sehen will, in welche Klassen sein Haus fällt, kann das im Hochwasser-Check des GDV im Internet überprüfen. Dort gibt man die Adresse ein und erhält eine Einschätzung der Wahrscheinlichkeit von Hochwasser- und Starkregenschäden. Zudem erfährt man, dass es in Mansfeld-Südharz seit 2002 insgesamt 131 Starkregen-Ereignisse gegeben hat. Zum Vergleich: Im Kreis Nordhausen waren es 66, im Kreis Stendal 169.
Hochwasser-Check des GDV unter www.dieversicherer.de
In Deutschland sind im Jahr 2023 insgesamt 54 Prozent der Wohngebäude auch gegen Elementarschäden versichert gewesen. Im Landkreis Mansfeld-Südharz waren es 53 Prozent, wobei der Anteil seit 2020 von damals 49 Prozent kontinuierlich angestiegen ist. Ein allgemeiner Trend, wie Kathrin Jarosch bestätigt. „Bei Neuabschlüssen haben um die 80 Prozent der Verträge eine Absicherung gegen Elementarschäden mit drin“, sagt sie.
Wie teuer wird die Pflichtversicherung? Konkrete Form ist noch offen
Eine Markterhebung der Stiftung Warentest vom März diesen Jahres habe gezeigt, dass der Baustein Elementarschadenschutz bei den Versicherern für Häuser in der Gefährdungsklasse 1 für „sehr deutlich unter 100 Euro“ zu haben sei. In Klasse 2 seien es mehrere Hundert Euro, in den Klassen 3 und 4 teurer. „Da könnte man überlegen, ob man mit einem Selbstbehalt arbeitet“, sagt Jarosch.
Zurzeit ist aber unklar, ob die mögliche Pflichtversicherung überhaupt risikobasiert kalkuliert wird. Ein von der CDU in der vergangenen Legislatur eingebrachter und im Bundestag abgelehnter Vorschlag sah das vor. Hausbesitzer hätten sich demnach auch gegen die Versicherung entscheiden können, dann aber im Schadensfall keine Hilfe vom Staat mehr erwarten können.
Sachsen-Anhalts Umweltminister Armin Willingmann (SPD) plädiert dagegen für eine Pflichtversicherung mit Einheitsbeitrag für alle Hausbesitzer – egal, wie gefährdet ihr Gebäude tatsächlich ist.