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Weihnachtsmarkt Weihnachtsmarkt: Lichter bleiben in Rottleberode aus

Von Viktoria Hoffmann 21.11.2013, 20:02
So sah es in den Vorjahren aus: Menschenmengen auf dem Weihnachtsmarkt in Rottleberode.
So sah es in den Vorjahren aus: Menschenmengen auf dem Weihnachtsmarkt in Rottleberode. Schumann/Archiv Lizenz

Rottleberode/MZ - Fällt Weihnachten in Rottleberode aus? Obwohl bis zum ersten Advent noch einige Kalenderblätter fallen müssen, geht es anderswo schon sehr weihnachtlich zu. Auf dem Hallenser Marktplatz sind alle Hütten aufgebaut, der Baum aufgestellt und man wartet nur noch darauf, dass die tausend Lichtlein endlich angeknipst werden. In den kleinen Orten rund um Sangerhausen müssen die Menschen noch etwas länger auf die Vorboten der Weihnachtsmärkte warten. Und Rottleberode warten sie erstmals vergeblich.

Das erste Adventswochenende war bislang für die Rottleberöder dick im Kalender angestrichen: Ein Weihnachtsmarktbesuch war Pflicht. Seit 2007 hatte Tobias Zimara jedes Jahr dafür gesorgt, dass der Weihnachtsmarkt als eine der seltenen Dorfgemeinschaftsaktivitäten in Rottleberode stattfinden konnte.

„Im ersten Jahr war alles noch etwas improvisiert, aber gut“, erklärte der Rottleberöder. In den nächsten Jahren habe Zimara privat Stück für Stück die Ausrüstung, Hütten und das technische Equipment aus Insolvenzen aufgekauft, um den Markt noch professioneller ausstatten zu können. „Natürlich hatte ich immer viele Helfer und am Anfang auch noch Mitorganisatoren“, machte er deutlich. Aber schnell sei klar gewesen: Leihgebühr der Bühnentechnik, Austausch kaputter Glühlampen und selbst das Gehalt des Weihnachtsmannes verschlangen große Mengen Geld, das über 25 Euro Standgebühr pro Tag und Hütte nicht reinzuholen war. „Ein Weihnachtsmarkt kostete zwischen 3 000 und 5 000 Euro“, legte Zimara, der auch den Vorsitz des Geschichtsvereins inne hat, offen.

Finanzierung durch Schrott

Die zündende Idee lag für den 33-Jährigen im Sammeln von Schrott. Viele Rottleberöder nutzen die Möglichkeit, ihre metallischen Abfälle auf dem Privatgelände von Zimara abgeben und somit den Weihnachtsmarkt unterstützen zu können. „Das lief manche Jahre sehr gut, so dass der Weihnachtsmarkt vollständig finanziert werden konnte“, weiß Zimara.

Doch der Einsatz des jungen Unternehmers machte ihn auch angreifbar: Es wurde ihm vorgeworfen, auch in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben. Geld aus dem Schrott soll zur Anschaffung eines neuen Autos und einer Immobilien mit Mietwohnungen genutzt worden sein. Zimara kann über diese Vorwürfe nur den Kopf schütteln.

Finanzieller Reinfall 2012

Als der Weihnachtsmarkt 2012 dann allerdings zum finanziellen Reinfall für ihn privat wurde, wurde es Zimara doch zu viel. Die Gema hatte sich mit einer Abrechnung über mehrere hundert Euro an die Gemeinde Südharz gewendet. Die schickte die Rechnung postwendend an Tobias Zimara weiter, der bezahlte: „Insgesamt hat mich persönlich der Weihnachtsmarkt 2012 über 1200 Euro gekostet“. Einige Rottleberöder Firmen konnten durch Spenden die Summe auf knapp 1000 Euro reduzieren. Fakt ist: Zimara macht es dieses Jahr nicht! Und ohne ihn als Zugpferd kommt der Markt nicht zustande, da bislang niemand Neues das Ruder übernehmen wollte oder konnte.

Zwar haben die ortsansässigen Vereine jedes Jahr Stände auf dem Markt gehabt und beim Auf- und Abbau mitgewirkt, aber es versäumt, die Planung gemeinsam auch ohne Zimara anzugehen. „Wir wussten ja lange offiziell gar nicht, dass es keinen Weihnachtsmarkt gibt“, sagte Peter Hellwig vom Sportfischerverein. Aber die Vereine haben Verständnis für Zimara. Man fragt sich, warum die Gemeinde die Gema-Kosten nicht übernehmen konnte. Laut Gemeinde wendet sich die Gema auf der Suche nach dem Kostenträger oft an die Kommunen, und man könne dann nur an den jeweiligen Veranstalter weiterleiten. Lediglich Hellwigs Vereinsfreunde werden voraussichtlich an diesem ersten Adventswochenende einen Stand mit Backfisch und Fischbrötchen auf der Domäne stellen, wo sich auch sonst der Weihnachtsmarkt befand. Damit hängen sich die Angler an Jens Kahlmann. Der Inhaber des Bistros „Zum Herrenhaus“ will an diesen Tagen die Erweiterung seiner Gasträume begehen und Glühwein ausschenken.

"Ich stelle gern meine Ausrüstung zur Verfügung"

Woher die Hütte für den Fischverkauf allerdings stammen wird, ist sich Vereinsmitglied Peter Hellwig noch nicht sicher. Vorjahresorganisator Zimara hingegen beteuerte: „Ich stelle gern meine Ausrüstung zur Verfügung“.

Bei dem Glühweinfest handelt es sich vermutlich um ein schwaches Trostpflaster für die Rottleberöder, die schon sehnsüchtig die Bäume nach Weihnachtsmarkt-Plakaten absuchen. Apropos Baum: Wenigstens in dem Punkt besteht Hoffnung. „Die Gemeinde bemüht sich, auch auf der Domäne einen Weihnachtsbaum aufzustellen“, erklärte die Leiterin des Bau- und Ordnungsamtes Katrin Buchmann.

Ein Fest in Miniatur: In Rottleberode wird es diesmal keinen großen Weihnachtsmarkt geben.
Ein Fest in Miniatur: In Rottleberode wird es diesmal keinen großen Weihnachtsmarkt geben.
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