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„Kümmerer“ fürs Zentrum Was ein Citymanager in Sangerhausens Innenstadt bewegen soll

In Sangerhausen soll es künftig einen Citymanager für die Innenstadt geben. Was die Stadtverwaltung genau plant.

25.04.2021, 09:00
Blick in die Göpenstraße, die Haupteinkaufsmeile von Sangerhausen
Blick in die Göpenstraße, die Haupteinkaufsmeile von Sangerhausen (Foto: Maik Schumann)

Sangerhausen

Die Sangerhäuser Innenstadt steht wie die Zentren vieler deutscher Städte nicht erst seit der Corona-Pandemie vor großen Herausforderungen. Der Online-Handel und die Läden auf der grünen Wiese machen den Händlern im Stadtkern seit Jahren zu schaffen. Zahlreiche leerstehende Geschäfte belegen das.

Stärkung des Tourismus in Sangerhausen

Die Stadtverwaltung will dem nun gegensteuern und mit Hilfe eines Förderprogramms der Landesregierung einen Citymanager etablieren. Stimmt der Stadtrat zu und wird der Fördermittelantrag genehmigt, soll es künftig einen Citymanager in der Kreisstadt geben. In einem Papier für die Stadträte ist von einem „zentralen, unterstützend und motivierend wirkenden Akteur“ die Rede, der als „Kümmerer“ arbeiten werde. „Der Citymanager soll nicht nur Ansprechpartner für die Innenstadthändler sein, sondern auch als ihr Vertreter gegenüber anderen Akteuren agieren“, heißt es in einer Beschlussvorlage für die nächste Stadtratssitzung am 6. Mai. Das Papier ist vom Referat Wirtschaftsförderung erarbeitet worden. Geplant ist, dass der Citymanager zwei Konzepte erstellt: zum einen ein „Konzept zur Entwicklung und Umsetzung eines ganzheitlichen Innenstadtmanagements“ und zum anderen ein „Konzept zur Stärkung des Tourismus in der Innenstadt“. So könnten unter anderem Kaufkraft- und Nachfragepotential erhöht werden.

Dass der „Kümmerer“ nötig ist, begründet die Stadtverwaltung mit altbekannten Problemen: Zum Beispiel profitiere der Handel im Zentrum nicht ausreichend vom Tourismus in Sangerhausen und im Südharz. „Touristen aus dem Europa-Rosarium oder dem Erlebniszentrum Bergbau finden nicht den Weg in die Innenstadt, da es keine Vernetzung gibt“, heißt es in dem Papier. Der Citymanager soll sich deshalb um eine bessere Verbindung zum Rosarium und eine bessere Zusammenarbeit der Händlerschaft mit dem Rosariumsbetreiber Rosenstadt GmbH kümmern. Geplant sind darüber hinaus ein gut erkennbares Leitsystem und „strategisch platzierte Busparkplätze“ im Zentrum.

Austausch mit Citymanagern aus Aschersleben, Eisleben und Nordhausen

Im Rahmen der Vermarktung der Stadt soll aber auch verstärkt für Sehenswürdigkeiten der Innenstadt geworben werden. In der Vorlage werden unter anderem die vielen Häuser aus der Epoche des „Neuen Bauens“ Anfang des vorigen Jahrhunderts, die „Straße der Romanik“, Spengler oder auch das Kobermännchen genannt. Ziel ist es zudem, Synergieeffekte mit Nordhausen und Eisleben zu nutzen, wo es ebenfalls Citymanager gibt. Außerdem sollen die Erfahrungen aus Aschersleben einfließen, wo so ein Citymanager bereits länger arbeitet. Und: Der Manager soll auch die einzelnen Händler dabei unterstützen, die vorhandenen Läden zukunftssicher zu machen, um die Innenstadt attraktiv zu halten und Arbeitsplätze zu sichern.

Ganz neu ist die Idee nicht: Klaus Peche, Weinhändler und Chef der Bürgerinitiative Sangerhausen (BIS), hatte bereits vor vier Jahren so einen Citymanager gefordert. „Das Ausbluten der Innenstadt muss gestoppt werden“, sagte er damals. Auch Gewerbevereinschef Marco Dauer hält so einen Manager für eine „sehr gute Idee“. Der Verein habe sich deshalb stark dafür eingesetzt: „Wir brauchen so etwas unbedingt“, betont er. Gerade die Pandemie mit ihren Lockdowns habe die Probleme des Zentrums noch einmal verschärft, sagte er. Der Manager könne ein Bindeglied zur Stadt und zur Rosenstadt GmbH sein und auch die Arbeit der ehrenamtlichen Gewerbevereinsmitglieder enorm erleichtern. Die Stadt plant, den Citymanager im Rahmen eines Dienstleistungsvertrags für 18 Monate zu beschäftigen. Als Beginn ist der 1. September dieses Jahres geplant. Als Kosten gibt die Stadt insgesamt 100.000 Euro an. 80.000 Euro sollen vom Land kommen, 20.000 Euro muss die Stadt selbst zur Verfügung stellen. (mz/Frank Schedwill)