1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Walpurgis-CD: Walpurgis-CD: Hexen regen Komponisten an

Walpurgis-CD Walpurgis-CD: Hexen regen Komponisten an

Von Ursula Schaber 30.04.2001, 15:46

Alterode/MZ. - Eigentlich, so gestehtder Komponist Erhard Künzel, komme er vonder E-Musik (ernste Musik, Klassik) nichtlos. Dabei hat der 57-jährige Tonsetzer, derseit 1998 in Alterode lebt, gerade mit seinemKomponisten-Freund und Texter Karl-Heinz Sermondaus Volkstedt unter dem viel sagenden Titel"Nacht der Nächte" eine Walpurgis-CD auf denMarkt gebracht, die alle nur denkbaren Elementeder Sparte U-Musik (Unterhaltung) enthält.

Die Pop-Titel von Sermond wechseln sich abmit Küchenlied und Bänkelgesang, sogar einMännerchor ist mit einem Trinklied zu hören.Dazwischen machen sich klangliche Strukturenaus dem "Soft-Metal"-Bereich bemerkbar.

"Uns ist aufgefallen, dass die Walpurgis-Feiernvon Jahr zu Jahr beliebter werden, dass esaber eigentlich keine Musik dazu gibt", sagteKünzel. Zumindest nicht jüngeren Datums, möchteman hinzufügen, und selbstverständlich istdann auch dem gestandenen OrchestermusikerKünzel (1990 bis 1995 Klarinettist beim PhilharmonischenKammerorchester Wernigerode) die "Symphoniephantasique" von Hector Berlioz ein Begriff.

Solche hohen Ansprüche hatten sich die "Macher"der Walpurgis-CD, die gerade noch rechtzeitigzur "Hexennacht" in diesem Jahr erschien,gar nicht gestellt. Mit der Sängerin RoswithaKnothe (Polleben) und mit Peter Habermann(Männerchor "Brockenklang") spielten sie Melodienund Texte ein, die im Ohr bleiben.

Zu haben ist die CD in den Stadtinformationender "einschlägigen" Hexen-Hochburgen im Harz,aber beispielsweise auch auf der Burg Falkensteinsowie gestern zur Walpurgisfeier auf dem Arnstein.Zehn CD?s haben sie dem Arnstein-Verein zurVerfügung gestellt, der Erlös fließt in denErhalt der Burg.

"Bei meinem Neffen habe ich erfahren, dassE-Musik nicht das ist, womit man heute unbedingtpopulär wird", stellt der Komponist, der eineSuite, Klaviertrios und Bläser-quintette sowieStudien für Klarinette solo verfasst hat,fest. Und in der Tat, Tobias Künzel als einerder "Prinzen" hat es von allen musikalischenMitgliedern der Familie am weitesten gebracht.Sechs Geschwister seien sie gewesen, erzähltder in Taucha geborene Erhard Künzel, undalle haben ein Instrument gespielt. <$7> Derälteste Bruder sei Geiger geworden, der zweiteFachlehrer für Saxophon und Klarinette. Harry,der Vater des "Prinzen", hat übrigens auchbereits eine CD produziert, allerdings mitGospels und Songs aus der Kirchenmusik.Erselbst arbeitete nach einem Musikstudium inLeipzig beim Rundfunk in Berlin als Musikredakteur,Produzent und Komponist. 1971 bis 1973 studierteer dann noch Komposition und Kontrapunkt ander Musikhochschule "Hanns Eisler" in Berlin,und seit 1990 ist er Gastdozent an der Bundesmusikschule.

Nach Alterode hat es die Familie Künzel verschlagen,weil sie dort einen alten Bauernhof erbte,den sie mit viel Aufwand und Liebe sanierthat. Da sein Herz auch der Folklore gehört,hat sich Erhard Künzel gleich im MansfelderLand "umgehört", und über das Lied vom MansfelderLand kam er auch an Karl-Heinz Sermond, indessen Tonstudio die gemeinsame CD produziertwurde. "Er hat einfach die bessere Studiotechnik",sagt er über den Freund, dessen Energie undAusdauer er bewundert.

Die "Nacht der Nächte" ist nicht auf Massenauflageangelegt, sie soll alle erfreuen, die Walpurgisnächteund Brockengespenster nicht tierisch ernstnehmen, sich aber ihrem wunderbaren Zauberauch nicht entziehen mögen.