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Restaurierung des Gotteshauses Unter brauner Farbschicht verborgen: Altes Gemälde in Breitenbacher Kirche entdeckt

In der Breitenbacher Kirche laufen derzeit Restaurierungsarbeiten. Im Zuge dessen wurde auch ein verborgenes Gemälde entdeckt.

Von Heinz Noack 13.09.2024, 08:00
Restauratorin Antje Pohl arbeitet hier an dem Bild.
Restauratorin Antje Pohl arbeitet hier an dem Bild. (Foto: Heinz Noack)

Breitenbach/MZ. - Millimeter für Millimeter löst die Restauratorin Antje Pohl mit einem Skalpell die braue Farbschicht ab. Sie legt ein altes, bisher den Blicken entzogenes Gemälde auf einer Holztafel am Altar in der St.-Martini-Kirche in Breitenbach frei. Dazu kniet sie auf der Altarplatte und trägt eine Lupe. „Ich arbeite jeden Tag als erstes eine Stunde an dem Bild“, erklärt sie, „dann wechsle ich die Aufgaben“.

Die schon freigelegten Teile des Bildes lassen erkennen, dass es sich um eine Darstellung des Heiligen Abendmahls handelt. Die zwölf Jünger sitzen mit Jesus Christus in der Mitte an einer Tafel und speisen.

„Das Bild ist eine alte volkstümliche Malerei, älter als der Altar und die heutige Kirche“, sagt Antje Pohl. „Vermutlich stammt es noch aus der alten Kirche und wurde in den neuen Altar eingesetzt. Im Jahre 1902 ließ die Gemeinde Altar, Emporen und Gestühl in einem mittelbraunen Farbton mit Holzimitation überstreichen.“

Das Bild wurde übermalt und der Spruch „Kommt es ist alles bereit“, die Einladung zum Abendmahl, aufgetragen.

Ein Blick auf die Kirche in Breitenbach
Ein Blick auf die Kirche in Breitenbach
(Foto: Heinz Noack)

Noch keine Signatur am Bild entdeckt

Eine Signatur hat sie bisher noch nicht entdeckt, aber noch ist nicht alles freigelegt. Nach 120 Jahren konnte sich niemand mehr in Breitenbach an dieses Bild erinnern. Es war in Vergessenheit geraten und wurde bei der Restaurierung wiederentdeckt.

Dieser Fund war für Pfarrer Folker Blischke und die Kirchengemeinde eine kleine Sensation. Man wurde sich schnell einig mit Antje Pohl, dass das Bild freigelegt und restauriert wird. Sie wird die Fehlstellen ergänzen und alles abschließend mit einer Schutzschicht aus Firnis überziehen.

Anfang Mai dieses Jahres begann die in Neustadt/Harz lebende Restauratorin mit ihren Arbeiten in Breitenbach. Sie sollte die ursprüngliche, beim Bau der Kirche 1825 auf die Empore und den Altar aufgetragene Bemalung wiederherstellen.

Durch Recherchen und bei einer Probennahme hatte man festgestellt, dass der Grundton weiß gewesen ist, dazu blau und gold sowie marmorierte Säulen am Altar. Diese Arbeiten sind fast abgeschlossen. Was früher mittelbraun und teilweise abgeblättert war, erstrahlt jetzt in kreideweiß und blau.

Die Empore
Die Empore
(Foto: Heinz Noack)

Kanzel und Schalldeckel stammen von älterem Altar

Der gesamte Eindruck hat sich dadurch geändert, lediglich die Tonne und das Gestühl behalten ihre alte Farbe. Am Altar stellte Antje Pohl an der Anzahl der Farbschichten auch fest, dass die Kanzel und der Schalldeckel noch von einem älteren Altar stammen und wieder eingebaut worden sind. Das zeigt an, das Breitenbach bereits früher eine Kirche besaß.

Ein Blick in die Chronik von Ingrid Pichl zeigt, dass sie bereits 1495 erwähnt wurde. Über das Aussehen und die Ausstattung des Vorgängerbaues ist nichts bekannt.

Das Schiff wurde innen für die Arbeiten eingerüstet.
Das Schiff wurde innen für die Arbeiten eingerüstet.
(Foto: Heinz Noack)

Arbeiten in der Kirche sollen bis zum Herbst andauern

Für die Arbeiten musste die jeweilige Seite im Kirchenschiff bis unter die Tonne eingerüstet werden. Dafür stellte Gemeindekirchratsmitglied Heiko Liebau kostenfrei eine Rüstung zur Verfügung. „Beim Aufbau und Umsetzen haben zahlreiche Breitenbacher geholfen“, erinnert sich Pfarrer Folker Blischke.

„Durch diese Spende sparen wir viel Geld und können es für die Restaurierung einsetzen.“ Die Restaurierung kostet insgesamt rund 47.000 Euro. „Es war kompliziert, das Geld aufzubringen“, sagte Pfarrer Blischke.

„Viele Fördermittelgeber haben abgewunken, weil die Arbeiten ja eher für die Schönheit und nicht für den Erhalt der Kirche, zum Beispiel Dachsanierungen, sind. Dazu mussten auch noch die Forderungen der Denkmalschutzbehörden berücksichtigt werden.“

Vermutlich im Herbst sind alle Arbeiten beendet und die Kirche kann eingeweiht werden. Dann einem Festgottesdienst zum 200-jährigen Jubiläum im Jahre 2025 nichts mehr im Wege.