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Ungewöhnliche Sammelleidenschaft Ungewöhnliche Sammelleidenschaft: Radkappen zaubern den Silberstreif

Von Jochen Miche 25.04.2002, 16:30

Hettstedt/MZ. - Diesen Virus, den Virus der Sammelleidenschaft, hat sich Helmut Dittmar eindeutig bei seinem Sohn Lars Kilian eingefangen. Als dieser nämlich vor genau zehn Jahren - damals war er 15 Jahre alt - die erste Radkappe mit nach Hause brachte, fragte sich der Vater noch: "Was soll denn das?" Er begann erst zu sammeln, als der

Sohn damit aufhörte. Heute reihen sich an den Gartenmauern des Grundstücks in der Hettstedter Maxgasse am Freimarkt mehr als 400 Radkappen. Sie bilden ein silbernes Band, das in der Mittagssonne weithin sichtbar von dem glänzenden Hobby kündet.

Lars kam seinerzeit mit seinem Fahrrad viel herum. Irgendwann brachte er eine gefundene Rad-Zierblende mit. Es folgten weitere, wobei er "die vom Baumarkt, die schon beim Angucken kaputt gehen", meist liegen ließ. Als er in Stendal eine Lehre begann, verschwand sein Interesse an den Kappen. "Heute gucke ich gar nicht mehr zu den Dingern am Straßenrand", sagt er. Dafür aber hatte sein Vater Feuer gefangen und sammelte weiter. Platz für die Scheiben gab es an der riesigen Gartenmauer genug. Helmut Dittmar ist begeisterter Autofahrer, bis zu 50 000 Kilometer legt er pro Jahr zurück. Unterwegs sieht er aber nicht nur Radkappen. "Da liegen unglaubliche Mengen Unrat herum, den die Leute weggeworfen haben."

Für seine Radkappenwand erntete er auch Kritik. Eine Frau schimpfte, das sehe unmöglich aus. Darauf meinte er, erstens sei es auf seinem Grundstück, zweitens sei nichts geklaut, drittens sorge er damit auch für eine saubere Umwelt. Ein Mann aus der Promenade schenkte ihm vor zwei Jahren über 40 Radkappen. Ein anderer, ein Bayer, fragte, ob er mit Radkappen handle und welche verkaufe. "Leider nicht", war die freundliche Antwort.

Nachts bei Mondschein bewirkt die Silberwand eine erstaunliche Wirkung: Sie taucht den urgemütlich gestalteten Garten hinterm Haus mit seinem hoch wachsenden Grün, dem Teich mit Springbrunnen und der Sitzecke in ein angenehm mildes, geradezu warmes Licht, das Herr Dittmar nicht mehr missen möchte. Hat er eigentlich schon mal selbst eine Radkappe von seinem Opel Vectra verloren? Der Vielfahrer lacht und antwortet: "Ich habe noch nie eine Radkappe verloren. Wenn sie vom Fachbetrieb ordentlich montiert wird, der Fahrer die Bordsteinkanten in Ruhe lässt und Holperstrecken meidet, dann kann er kaum eine Radkappe verlieren." Zum Glück gibt es aber noch die Billigangebote von Märkten, die laienhafte Montage vieler Radkappen sowie einige schlechte Straßen. Damit Sammler auch künftig etwas finden.