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Unfall am Bahnübergang Erdeborn Unfall am Bahnübergang Erdeborn: Knall in den Morgenstunden

Von Frieder Fahnert 14.10.2003, 17:14

Erdeborn/MZ. - "Es hat auf einmal gerumst, dann standen meine Frau und ich im Bett." Günter Demmin zeigt sich immer noch geschockt, wenn er an den tragischen Unfall vom Dienstag früh am Bahnübergang Erdeborn denkt. Der 71-jährige wohnt seit fast 30 Jahren in dem Bahnhäuschen am Übergang.

So einen Knall wie bei dem Zusammenstoß zwischen dem Güterzug und dem Lkw habe es in der ganzen Zeit noch nicht gegeben, sagt er. Der Fahrer hatte versucht, den Übergang bei geschlossener Halbschranke zu überqueren. Der 61-jährige Beifahrer im Lkw stirbt noch an der Unfallstelle, der 29-jährige Fahrer - beide aus dem Bördelandkreis - wurde schwer verletzt in die Klinik gebracht.

So tragisch der Unfall auch sei, "irgend wann musste so etwas ja einmal passieren", meint Demmin. Regelmäßig hätten in der Vergangenheit Fahrzeuge die geschlossenen Halbschranken umkurvt, nur um ein paar Minuten Zeit zu sparen. "Am schlimmsten sind dabei die Motorradfahrer."

Demmin, der nach dem Zusammenstoß sofort zur wenige Meter entfernten Unglücksstelle eilte, bot sich ein schreckliches Bild. Der mit Blumen beladene Laster war hunderte Meter mitgeschleift worden, die Ladung lag auf den Gleisen zerstreut. Der Lokführer des Güterzuges habe keine Chance gehabt, seinen Zug rechtzeitig zum Stehen zu bringen. Demmin weiß, wovon er spricht, denn er hat fast 40 Jahre als Lokführer gearbeitet.

In dieser Zeit ist er selbst vor vielen Jahren in zwei tödliche Unfälle verwickelt gewesen. Auf offener Strecke hatten sich damals Menschen in Selbstmordabsicht auf die Schienen geworfen und wurden überrollt. Einmal bei Helfta, einmal bei Nordhausen. Er habe damals genauso unter Schock gestanden wie der Güterzug-Fahrer von gestern, so Demmin. Man müsse danach auf alle Fälle psychologisch betreut werden, vergessen könne man so etwas trotzdem niemals.