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Uhrmachermeister Rudolf Steyer Uhrmachermeister Rudolf Steyer: 86-Jähriger Handwerker erhält diamantenen Meisterbrief

Von Helga Koch 15.01.2018, 19:00
Kürzlich hat Rudolf Steyer den Diamantenen Meisterbrief erhalten.
Kürzlich hat Rudolf Steyer den Diamantenen Meisterbrief erhalten. Schumann

Sangerhausen - Natürlich, Rudolf Steyers Diamantener Meisterbrief hängt im Geschäft in der Kylischen Straße in Sangerhausen aus. Genau wie der Goldene, der Silberne - und außerdem der Silberne Meisterbrief von Sohn Karsten, der beruflich in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist und 1995 das Uhren- und Schmuckgeschäft übernommen hat.

Auch wenn es inzwischen etwas seltener vorkommt, fast jede Woche schaut der 86-jährige Großleinunger an seiner einstigen Wirkungsstätte vorbei. Freilich nicht mehr, um an winzig kleinen Uhrwerken zu arbeiten, wie er es über Jahrzehnte hinweg mit Leidenschaft getan hat. „Ich habe einen sehr guten Nachfolger, meinen Sohn“, sagt Rudolf Steyer.

Uhrmachermeister Rudolf Steyer fühlt sich noch immer seinem Beruf und seinen Innungskollgegen eng verbunden

„Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander, wir wohnen ja auch unter einem Dach.“ Neben Ehefrau Ingrid gehören drei Kinder, sechs Enkel und zwei Urenkel zur Familie.

Seinem Beruf und seinen Innungskollegen fühlt sich Rudi Steyer, wie er ja meist genannt wird, nach wie vor eng verbunden. „2017 war für unsere Innung ein wichtiges Jahr“, erzählt er. Rolf Kutzleb aus Hainrode beging sein 25-Jähriges als Obermeister der Innung von Sangerhausen und Umgebung. Hans Böhnes Meisterprüfung lag 65 Jahre zurück, er erhielt die Ehrenurkunde für seine frühere, 27-jährige Tätigkeit als Innungsobermeister.

Die Kontakte zur Kreishandwerkerschaft in der Partnerregion Hildesheim, die der Großleinunger mit geknüpft hat, und die Arbeit in der Landesinnung lagen ihm in der Nachwendezeit ganz besonders am Herzen. Dass es neuerdings keine Landesinnung der Uhrmacher mehr gibt, tue ihm sehr leid, sagt Rudolf Steyer.

Uhrmachermeister Rudolf Steyer engagiert sich nach wie vor ehrenamtlich für die Handwerkskammer Halle

Für die Handwerkskammer Halle engagiert er sich nach wie vor ehrenamtlich und kann den jüngeren Mitstreitern in Vorträgen manch Wissenswertes aus der jüngeren Geschichte des Handwerks vermitteln.

Apropos Geschichte. Die liegt ihm als Ortschronist von Großleinungen ebenfalls sehr am Herzen. Denn als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, war er 14 und manches Ereignis aus jener Zeit ist ihm in Erinnerung geblieben. Einige Familienangehörige seien im Krieg gefallen, die Zeit habe ihn geprägt.

„Zur Ortsgeschichte von Großleinungen haben wir inzwischen 120 große Ordner voll. Sie stehen bei uns im Ratskeller im Chronik-Raum. Vier Schränke voll!“ Er investiere viel Zeit, erzählt der 86-Jährige, um die alten Dokumente in Folien zu verwahren und alle Unterlagen in Verzeichnissen aufzulisten.

Uhrmachermeister Rudolf Steyer ist Ortschronist von Großleinungen

Ob sich die Großleinunger Ortsgruppe der Volkssolidarität oder der Heimatchor trifft, der 86-Jährige und Ehefrau Ingrid sind dabei. Beim Sangerhäuser Rotary-Club gehörte Rudi Steyer sogar zu den Gründungsmitgliedern, mittlerweile ist er neben dem ersten Nachwendebürgermeister Klaus Czudaj der Älteste. „Wir haben jeden Montagabend Meeting“, erzählt der Großleinunger, daran teilzunehmen, sei ihm wichtig.

Falls dann noch Zeit bleibt, gebe es auf dem Grundstück und im Garten genug zu tun. Eigentlich sollte er ja etwas kürzertreten, sagt er und schmunzelt. (mz)