Tuningtreffen "All Cars and Bikes" in Allstedt Tuningtreffen "All Cars and Bikes" in Allstedt: Komplett abgefahren

Allstedt - Qualm. Rauchschwaden, die in die Luft steigen. Es riecht nach verbranntem Gummi. Doch kein Einsatzfall für die Kameraden der Feuerwehr. Zum Tuningtreffen All Cars and Bikes (ACAB) laufen die Räder heiß. Besonders beim Burn-out-Battle. Kaum jemand verlässt dieses Flugplatzareal mit heilen Reifen. Der Gummi dreht sich, quietscht auf dem Asphalt, hinterlässt schwarze Spuren. Damit dieses Vergnügen noch ein paar Minuten länger anhält, bekommen zumindest die Vorderreifen eine Abkühlung zwischendurch. Ein notwendiges Unterfangen vor allem beim Driften. Ungefährlich werden die Manöver deshalb nicht.
Am 2. Oktober findet das nächste Event auf dem Flugplatz statt, bei dem sich alles um Beats dreht. Die Veranstaltung steht unter dem Motto des fünfjährigen Bestehens von „Gestört aber geil“. Unter anderem werden Elektro, House und Techno gespielt.
Wie auf einer Eisfläche
Mit Tempo 80 saust der BMW von Remo Clauß auf dem vorgesehenen Areal umher. Abrupte Bremsungen schleudern den behelmten Fahrer und Beifahrer Hendrik Weser aus Dornstedt bei Obhausen in die Driftrichtung. Das Fahrzeug rutscht nur wenige Meter entfernt von der Zuschauerabsperrung ähnlich wie auf einer Eisfläche. Kurz danach folgen Pirouetten, die man sonst wohl nur vom Pferdesport oder Ballett kennt. Die Hitze steigt, Gummiteile fliegen durch die Luft – und die Stoßstange vom „Spaßfahrzeug“ mit blauem Plüschkaninchen am Kühlergrill hängt unten. Kein Problem. Remos Freundin, die 19-jährige Christin Schade, winkt ab. „Ein bisschen Kabelbinder und dann geht das schon wieder.“ Bereit, an allen Drifteinheiten teilzunehmen.
„Fährste quer, siehste mehr“
Mehr Aufmerksamkeit schenkt der Görziger da dem Kühlergrill. Denn als er den Platz verlassen will, qualmt es mächtig aus der Motorhaube heraus. Auf dem Boden bildet sich eine Pfütze. Aber am Reifenvorrat mangele es in keinem Fall. „Wir sind mit 40 Reifen gekommen“, sagt Christin, während sich die selbst ernannte „Bodencrew“ ums Wechseln der komplett abgefahrenen Hinterräder kümmert. Abgefahren. Bis auf die Felge, die lediglich von spitzen Gummifetzen umrahmt wird. Das Paar hat sich seit Januar diesen Jahres dem Driften zugewandt. Christin ist das hiesige Areal dafür allerdings zu klein. Unsicherheit kommt auf, deshalb sitzt meist Freund Remo hinterm Steuer. Das Driften im Blut? Die 26-jährige Janine aus Großkugel, die ihren Nachnamen nicht verraten will, verneint. Driften kann man lernen – vor allem im Winter. Ihr Credo: „Fährste quer, siehste mehr.“
Michele Geiger aus Kirchscheidungen beschränkt sich aufs Geradeausfahren auf der Viertelmeile, bei der Bestzeiten zählen. „Heute bin ich hier die einzige Frau“, sagt die zweifache Mutter, die mit ihrem 125 PS starken Ford Fiesta die Meile in 18,6 Sekunden – ihrer persönlichen Bestzeit bei rund 20 Versuchen – absolviert. Es gebe nicht viele Männer, die gegen sie fahren wollten. Auch nicht Gatte Wolfgang. Der mag lieber seinen „Oldie“, einen Skoda aus dem Jahre 1959. Mit dem wolle man 2016 wiederkommen, denn: „Was hier zu dem Preis geboten wird, ist top“, findet sie. Sehenswertes für die beiden Söhne Mika (8) und Tommes (4) gebe es allemal. Beispielsweise in Steffen Eberts umgebautem Pick-up-Trabi aus dem Jahr 1983. Gelb-blau erstrahlt das gut 15 Zentimeter tiefer gelegte Fahrzeug des Gröbzigers. „Meine Besonderheit ist die Ladefläche, die aus sechs Boxen besteht“, erklärt er der neugierigen Familie Geiger. (mz/sus)