Traditionelles Handwerk Traditionelles Handwerk: Deutschlands bester Jung-Müller
Wallhausen/MZ. - Die Stationen, die er vom Wettbewerb aufzählt, erinnern gar nicht mehr an die romantischen Darstellungen des Müllerhandwerks. "Da ist nichts mehr mit Mehlsäcke schleppen", sagt er. Labortechniken sind gefragt, um Eiweißwerte und Enzymaktivitäten zu bestimmen. Zehn Mischfutterkomponenten musste er erkennen und schließlich in der Werkstatt handwerkliches Können beweisen.
Ja, auch planerisch und handwerklich ist die Ausbildung so umfassend, dass er sich die Mühle in Wallhausen selbst wieder aufbauen könnte. Nur ernähren würde sie ihn nicht. "Das bisschen Schroten, was jetzt noch gemacht wird, reicht nicht", weiß er.
1994 wurde in der väterlichen Mühle in Wallhausen die "Notbremse" gezogen. Die Verarbeitung von 24 Tonnen Roggenmehl pro Tag war nicht mehr rentabel.
Der junge Müller schwärmt von riesigen Anlagen, die die Jahresproduktion der "Handelsmühle Neumann" an einem Tag verarbeiten. Sein Vater, Hans-Dieter Neumann, baute inzwischen anderswo Mühlen auf, zum Beispiel in Russland. Diesen riesigen Arbeitsmarkt als Anlagenbauer vor sich sehend, hat er sich ganz bewusst für das Müllerhandwerk entschieden.
Als der jetzt 21-jährige Paul Neumann Mühlenbauer / Anlagenbauer werden wollte, argumentierte sein Vater: "Wenn du Mühlenanlagen bauen willst, musst du wissen, wie ein Müller denkt." "Gut, dann lerne ich bei dir Müller", konterte der Sohn und lernte bei ihm das Müllerhandwerk.
Der "strenge" Lehrmeister Hans-Dieter Neumann hatte Glück mit seinem ersten Lehrling. Im Eildurchlauf schaffte Sohn Paul die Lehre an der Berufsschule in Wittigen, denn ein Lehrjahr konnte er sich wegen entsprechender Leistungen schenken. Seit September studiert er an der Deutschen Müllerschule Braunschweig - Internationale Fachschule für Mühlenbau, Getreide- und Futtermitteltechnik. 2005 will er seinen Abschluss als "Staatlich geprüfter Techniker mit Schwerpunkt müllereibezogener Verfahrenstechnik bzw. Anlagenbau" in der Tasche haben. Nebenbei belegt er den Meisterkurs.
In der Braunschweiger Schule kam er auch in die Studentenverbindung "Glück zu", in der schon sein Großvater, Müllermeister Hans-Heinrich Neumann, Mitglied war.
Oma Waltraud Neumann meint: "Mein Mann wäre stolz auf Paul."