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Tourismus Tourismus: Biker-Hotel in Stolberg

Von Helga Koch 25.06.2013, 17:42
Das Hotel „Waldblick“ besticht nicht nur durch sein Fachwerk, sondern auch seine Lage am Waldrand oberhalb der Thyragrotte.
Das Hotel „Waldblick“ besticht nicht nur durch sein Fachwerk, sondern auch seine Lage am Waldrand oberhalb der Thyragrotte. Archiv/Schumann Lizenz

Stolberg/MZ - Das Stolberger Hotel „Waldblick“ soll zu einer Adresse für Motorradfahrer aus ganz Deutschland werden. Zumindest, wenn es nach den Plänen des Stolbergers Clemens Ritter von Kempski geht. Der Gemeinderat der Gemeinde Südharz wird heute über die Aufstellung des Bebauungsplan entscheiden, um das Hotel zu erweitern. Der Rat tagt im Hainröder Bürgerhaus, die Sitzung beginnt 18 Uhr. Der Ortschaftsrat hat bereits zugestimmt, und Bauamtsleiterin Katrin Buchmann hat das Thema inzwischen im Bauausschuss vorgestellt.

Das Konzept zur Umgestaltung, Erweiterung und Nutzung des Hotels hat eine externe Firma erarbeitet. Von Kempski hatte das Haus im Herbst 2011 bei einer Auktion in Berlin ersteigert: „Es ist eines der schönst gelegenen Hotels nicht nur in Stolberg, sondern im Südharz, es hat eine große Historie und steht unter Denkmalschutz.“ Allerdings stelle der Denkmalschutz auch besondere Ansprüche. Das Haus sei mit der bisherigen Kapazität zu klein und werde angesichts seiner Lage von der „Laufkundschaft“ kaum wahrgenommen.

Das Stolberger Hotel „Waldblick“ hat eine interessante Geschichte.

Ein Schiffsmagnat aus Bremen ließ das Fachwerkhaus im Jahr 1894 als Sommerresidenz erbauen.

Das Landhaus wurde, nachdem der Eigentümer wenige Jahre später gestorben war, an einen Berliner Industriellen verkauft.

Nach 1945 wurde das Haus dann zu einem Hotel und Erholungsheim für Handwerker umgebaut.

Das „Handwerkerheim“ wurde dann im Jahr 1995 komplett renoviert.

Die Handwerkskammer Halle ließ das Hotel im Herbst 2011 versteigern, seitdem gehört es zur Jagd- und Forstgesellschaft Stolberg.

Die größten Kopfschmerzen habe das Konzept bereitet, räumt von Kempski ein. „Wir wollen zusätzliche Gäste herholen, die sonst nicht zwingend in Stolberg übernachten würden.“ Und diese Gäste würden vor allem Touren-Motorradfahrer sein, „die den Harz als wunderbares Mittelgebirge entdecken, selbst von Süddeutschland aus, und die hier eine vernünftige Unterbringung brauchen - im gehobenen Segment.“ Ärzte, Juristen, Sparkassendirektoren zum Beispiel. Sie suchten Hotels, wo Motorradfahrer willkommen sind. „In ihrer dicken Kluft, in Leder und mit Helm sehen sie nun mal etwas angsterregend aus“, sagt von Kempski humorvoll. Wichtig sei ihnen, ihre teuren Motorräder sicher unterzustellen. „Das sind keine Rowdys, die ihre Maschinen lange laut laufen lassen, sondern Gäste, die den Harz und Kultur auf zwei Rädern genießen wollen.

Die andere Kleidung mitbringen, Stolberg entdecken, in den Restaurants essen und trinken, das Schloss und die Museen besichtigen wollen. Ich glaube, dass das passt.“

Der „Waldblick“ würde vor allem von der Logis leben und solle ein gutes Drei-Sterne-Haus werden. Um das Hotel einschließlich Kutscherhaus wirtschaftlich sanieren und betreiben zu können, soll es von 18 auf 40 Zimmer erweitert werden. Dazu sei ein Neubau geplant: am Hang unterm Hauptgebäude oder zum Wald hin. Das sei mit der Denkmalschutz- und der Naturschutzbehörde abzuwägen. Er habe keinen Zweifel, dass die Gemeinde Südharz die touristische Entwicklung in Stolberg gutheißt.

Wie Claudia Hacker von der Tourist-Information sagt, gibt es in Stolberg rund 500 Betten in Hotels und etwa 200 in Ferienwohnungen. Hinzu kommen knapp 200 Betten im Forsthaus am Auerberg für Kinder- und Jugendgruppen.