Tour: Tour: Im Trecker an die Ostsee

GONNA/MZ - Frank Heiser hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. „Jeder Mann muss einmal in seinem Leben etwas völlig Verrücktes machen“, ist eine dieser von ihm gern zitierten Lebensweisheiten. Derzeit ist der Mann aus dem kleinen Dörfchen Gonna nun dabei, eben diese Weisheit zur Realität werden zu lassen und etwas völlig „Verrücktes“ zu machen. „Flocki“, wie ihn Freunde und Bekannte nur nennen, ist gemeinsam mit seinem Kumpel Otto Billert auf großer Fahrt. Mit einem Trecker der Marke „Eigenbau“ nebst Wohn-besser Schlafanhänger, düst das Duo nach Boltenhagen.

Wenn man bei einer Geschwindigkeit vom sechs Stundenkilometern von „gedüst“ reden kann. Vier Tage Fahrt sind eingeplant, pünktlich am Ziel sein. Denn: Am Dienstag wollen sie den 50. Geburtstag von Frank „Flocki“ Heiser an der Ostseeküste feiern.

Insgesamt 365 Kilometer lagen vor den Beiden, als sie sich Sonnabend ziemlich zeitig auf die Tour machten. In Gonna verabschiedet von einem halben Dutzend Freunden und Familienangehörigen. Die Zurückbleibenden verabschiedeten sich von den beiden mit einer unübersehbaren Mischung von breitem Grinsen im Gesicht und Kopfschütteln. Diese Mischung von Skepsis und mehr oder weniger stiller Bewunderung bekommen die Beiden seit dem Tag zu spüren, an dem sie ihr Vorhaben verkündeten. „Die Leute haben zu uns gesagt, ihr seid nicht ganz sauber, ihr habt einen Schuss“, lacht Otto Billert, mittlerweile 65 Jahre und Rentner im Unruhestand.

Dabei, so ganz unbedarft ging das Duo die ganze Sache dann doch nicht an. „Wir haben vor einem Jahr zu Himmelfahrt einen Wagen gesehen. Auf dem stand: Mit dem Trecker von Helbra nach Paris. Da habe ich gesagt, ich mache auch so was“, blickt Heiser, im Zivilleben als Maurer auf Achse, auf die Idee zurück. Und daran, dass für Billert sofort klar war, dass er bei dem ganzen Unternehmen mitmischt.

Dann ging es auch schon an die Planung. Die genaue Route für die 365 Kilometer lange Tour wurde per Computer und durch intensives Kartenstudium ermittelt. „Wir dürfen nicht über Autobahnen oder vierspurige Straßen fahren, nehmen vorrangig Landstraßen“, erklärt Heiser. Dann fügt er hinzu, dass allerdings ein Navigationsgerät mit auf die Reise geht, für alle Fälle. Mit auf die Reise, die übrigens in eigens dafür gestalteten T-Shirts aufgenommen wurde, geht auch genügend Proviant. Trockenfutter und ausreichend Flüssigkeit sind an Bord.

Dabei, einen festen Zeitplan für die Unternehmung gibt es nicht. 100 Kilometer am Tag sind das selbst gesteckte, ziemlich anspruchsvolle Ziel. Doch auch hier bauen beide vor: „Wir setzen uns dabei nicht unter Druck. Wir wollen die Fahrt einfach genießen, da, wo es uns gefällt, einfach mal Pause machen.

Vertrauen, dass der Trekker das Ganze durchhält, haben sie. Und wenn er doch mal Probleme macht? „Wir haben ihn im Winter generalüberholt und kennen jede Schraube“, so Billert. Dann erzählt er, dass der Traktor gerade einmal fünf bis sechs Liter „Sprit“ auf 100 Kilometern frisst, und dass sie sogar in Oma Riebe einen Sponsor für den „Sprit“ gefunden haben.

Ansonsten ist die ganze Tour ohnehin schon durchgeplant. Zwei Wochen Urlaub sind vorgesehen, Silke, Franks Frau, reist den beiden nach. Im Auto. Was sie zur Ostsee-Tour ihres Mannes und dessen besten Kumpels sagt? „Ich hab vor zehn Jahren einen verrückten Mann geheiratet. Es hat sich bis jetzt nichts geändert“, lacht sie.

Dann ist es, kurz vor der Abfahrt, doch für Sekunden still: „Kommt gesund wieder“, sagt Silke. Und alle anderen, die zuvor mit flotten Sprüchen und gut gemeinten Ratschlägen nur so um sich warfen, sind bei der Verabschiedung nachdenklich. Und selbst Frank Heiser kloppt da keinen Spruch.

Das aber wiederum dürfte sich ändern, wenn das Duo von großer Ostsee-Fahrt zurückkommt. Dann gibt es was zu hören. Und zu sehen, Fotoapparat und Videokamera sind schließlich mit dabei. Und Frank Heiser wird die Tour kommentieren - mit flotten Sprüchen.