Tag der Berufe in Wolfsberg Tag der Berufe in Wolfsberg: Jugendliche erhalten Einblick ins Sägewerk

Wolfsberg - Blauer Himmel, Schlamm und Lärm empfangen die Besucher auf dem Rundholzplatz im Sägewerk Worch, das ein wenig abseits der Straße zwischen Wolfsberg und Hayn liegt. „Kaiserwetter“, sagt Martina Scherer, Chefin der Sangerhäuser Agentur für Arbeit, und schaut sich um. Auch der 14-jährige David Pultar aus Einzingen ist zum ersten Mal hier. Gemeinsam mit seinem Bruder Lukas, der ein Jahr jünger ist, will er sich am Tag der Berufe im Betrieb umsehen. Eine bessere Gelegenheit gebe es schließlich kaum mal, sagt Vater Rüdiger Pultar. Die müsse man schon nutzen.
Die Agentur für Arbeit Sangerhausen hat den Tag der Berufe im Landkreis Mansfeld-Südharz unter dem Motto „Mach doch, was du willst“ organisiert. 52 Unternehmen hatten in diesem Jahr angeboten, Schülern aus den siebten und achten Klassen sowie deren Eltern oder Großeltern einen Einblick in ihre Arbeitsabläufe zu gewähren und Fragen über den Ausbildungsweg zu beantworten. 205 Schüler hatten sich zum gestrigen Tag der Berufe in 45 Unternehmen in Mansfeld-Südharz angemeldet. Darunter waren 190 Mädchen und Jungen aus dem Landkreis und 15 aus benachbarten Landkreisen. Wie viele letztlich diese Möglichkeit genutzt haben, dazu liegen keine Zahlen vor. (hko)
Rundgang durch das Sägewerk
Edgar Worch, Chef des Familienbetriebes mit 35 Beschäftigten, erklärt den Schülern und ihren Eltern zuerst, was auf dem Rundholzplatz passiert. Hier kommen täglich zwei bis vier Lkw an. „Das sind 60 bis 100 Festmeter Holz. Ausschließlich Laubholz. Hauptsächlich Eiche, Buche, Esche und Ahorn“, zählt Worch auf. Zuerst werden die Stämme auf Länge geschnitten, dann maschinell entrindet. Eine Windböe wirbelt winzig kleine Späne durch die Luft. Die Maschine ist laut, das eigene Wort kaum zu verstehen. „Gehörschutz ist überall nötig“, sagt Worch. Gearbeitet wird hier draußen auch bei Schnee oder Regen. Weiter geht es in die Sägehalle. Der Chef erklärt den Jugendlichen, mit welchen Sägen aus den Stämmen Schnitt- und Kantholz, Balken oder Parkett gesägt werden. Andy Buchmann aus Braunschwende ist seit sieben Jahren im Unternehmen. „Ich habe hier drei Jahre gelernt als Holzbearbeitungsmechaniker“, erzählt der 26-Jährige. Der Job gefalle ihm, sagt Sebastian Becker aus Schielo. Er arbeitet seit fünf Jahren hier. „Es macht Spaß in so einem Familienbetrieb.“
Acht Frauen arbeiten in Firma
Doch es ist längst nicht nur Spaß, sondern auch harte körperliche Arbeit. Da müsse man schon mal 100 oder 150 Kilogramm schwere Stämme ausrichten, bevor sie gesägt werden, sagt Edgar Worch. Frauen seien deshalb nicht überall ständig einsetzbar, aber beispielsweise beim Vermessen der Brettware. Acht Frauen arbeiten in der Firma. Silvia Schleicher aus Hayn ist eine von ihnen. „Ist ein Knochenjob“, sagt sie. Nächstes Jahr ist sie 20 Jahre im Sägewerk, davor hat sie im Forst gearbeitet. Sie markiert Bürstenhölzer auf Länge, gerissene oder Aststücke müssen rausgeschnitten werden; die werden als Brennholz oder an Köhlereien abgegeben. Der Haynerin gefällt es: „Die Arbeit ist in Ordnung, das Klima gut.“ An Staub und Lärm hat sie sich längst gewöhnt, und auch daran, dass es in der großen Halle immer mal zieht. Dann trägt man eben mehrere Schichten Kleidung übereinander, sagt sie und lacht.
Mathe ist wichtig in der Ausbildung
Wie das in der Berufsschule ist, interessiert die Siebt- und Achtklässler natürlich auch. „In der Berufsschule ist Mathe das Wichtigste. Durchmesser ausrechnen, Pythagoras, Flächenberechnung. Deutsch und ein paar andere Fächer gibt es auch, aber Rechnen ist am wichtigsten“, sagt Worch. Wer sich ausprobieren will, könne gern ein Praktikum machen. Der 19-jährige Nick Wurzler aus Sangerhausen schaut sich um und hört aufmerksam zu. Er ist zurzeit in einer Maßnahme zur Berufsvorbereitung, und zwar im Holzbereich. „Ich würde hier gern eine Ausbildung machen“, sagt er. „Es gefällt mir ganz gut.“ Die 18-jährige Laura Schröter aus Sangerhausen könnte sich ebenfalls vorstellen, eine Ausbildung im Sägewerk zu machen: „Warum soll das nichts für Mädchen sein?“ Für Zehntklässlerin Marie Worch steht es längst fest, dass sie zur Fachoberschule Technik und danach zum Studium nach Nordhausen gehen will. Als Ingenieurin will sie ebenso wie ihr 19-jähriger Bruder Carsten später in den Familienbetrieb einsteigen. (mz)