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Stiller Erfolg Stiller Erfolg: 70-Jähriger ist Weltmeister im Schießen mit der Flinte

Von Ralf Kandel 27.09.2019, 09:34
Alfons Hufenhäuser aus Hohlstedt ist Weltmeister.
Alfons Hufenhäuser aus Hohlstedt ist Weltmeister. Ralf Kandel

Hohlstedt - Die Hohlstedter haben einen frischgebackenen Weltmeister im Ort. So weit, so gut. Schade nur, dass kaum ein Einwohner des Ortes weiß, dass Alfons Hufenhäuser jüngst den Titel bei der „1. ISSF World Masters Shooting Sport Championship“, also der Weltmeisterschaft der Senioren im Schießen in der Disziplin „Flinte Trap Senioren“ holte.

„Ich gehe damit nicht hausieren. Ich hab da keinen großen Zirkus draus gemacht, aber ein WM-Titel ist doch schon was Besonderes“ sagt der 70-Jährige bescheiden. Und freut sich, das ist ihm anzumerken, doch sehr über den Triumph beim Titelkampf auf dem Suhler Friedberg.

Drei Anläufe zu Olympia

Schon zu DDR-Zeiten war der gebürtige Quenstedter ein ausgezeichneter Wurftauben-Schütze. DDR-Meister war er, hielt den Landesrekord.

Dreimal nahm er Anlauf, die Qualifikation für die Olympischen Spiele zu schaffen. Ebenso oft scheiterte Hufenhäuser, verpasste die Spiele in Mexico (1968), München (1972) und Montreal (1976) nur knapp.

„Ich war nah dran, es hat nicht geklappt. Vor München hat eine einzige Scheibe gefehlt, ich bin zu Hause geblieben“, hat er das Thema ohne Blick zurück im Zorn abgehakt.

Nach seiner Zeit als Leistungssportler „ist die Flinte dann im Schrank geblieben“, wie der 70-Jährige selbst sagt. Irgendwann im Jahr 1994 aber änderte sich das. „Holdenstedt hatte einen Wurfscheiben-Stand, aber das war mir zu weit.

Dann haben sie in Ichstedt einen Stand gebaut. Da bin ich mal hingefahren. Ich habe es probiert, und es ging noch“, erinnert sich Alfons Hufenhäuser an diese Zeit zurück. Und lacht: „Das soll jetzt nicht überheblich klingen. Aber ich dachte: Was die hier können, kannst du lange noch.“

Meisterschütze in Suhl

Schnell war auch der sportliche Ehrgeiz zu neuem Leben erwacht. „Ich bin dann auch Landesmeister in Thüringen geworden. In Suhl, auf dem besten Schießstand der Welt“, sagt er. 1998 folgte dann der erste Start bei der Deutschen Meisterschaft der Altersklasse in München.

Rang zwei sprang bei der Premiere heraus, es folgten Titelgewinne in den folgenden zwei Jahren. Dann aber kam die nächste Pause. „Ich hatte beruflich so viel um die Ohren, es ging einfach nicht mehr“, blickt er zurück.

Vor zwei Jahren aber erwachte bei Hufenhäuser, viele Jahre als Gastronom in Hettstedt tätig, das „Jagdfieber“ wieder. Dann ging alles wieder ziemlich schnell.

„Ich bin wieder in den Verein eingetreten. Dann bin ich auch wieder Landesmeister in Thüringen geworden. Und ich habe die Norm geschossen, die man zur Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft braucht“, blickt Hufenhäuser zurück.

Weil er aber gesundheitliche Probleme hatte, verzichtete der Hohlstedter auf einen Start beim Titelkampf in München.

2019 aber sollte dann seine große Stunde schlagen. Er entscheid sich für einen Start beid er Weltmeisterschaft, die in Suhl über die Bühne ging. „Man kann da bei entsprechenden Leistungen ohne Vorqualifikation starten“, erzählt er von seiner und der Premiere der WM für Senioren überhaupt.

Weit über 600 Schützen aus 36 Ländern waren schließlich in Suhl in den unterschiedlichen Wettbewerben dabei.

Alfons Hufenhäuser war einer von ihnen. „Ich weiß, wie man sich auf so einen Wettkampf vorbereiten muss“, sagt er. Und ging bestens gerüstet an den Start. Im Finale der Besten verwies der Hohlstedter dann drei Schützen aus Deutschland sowie jeweils einen Akteur aus Finnland und der Ukraine auf die Plätze.

107 von 125 Wurfscheiben traf der Hohlstedter. Wie überlegen sein Erfolg ausfiel zeigt die Tatsache, dass der Silbermedaillengewinner am Ende 13 Scheiben weniger für sich verbuchen konnte.

Keine große Siegesfeier

Entsprechend groß war am Ende natürlich die Freude nach dem Triumph in Thüringen. Gab es denn eine richtige Feier? Jetzt lacht Alfons Hufenhäuser. „Dazu war ich viel zu kaputt. Ich habe zwei Tage später mit meiner Frau ein Glas Wein getrunken.“

Und wie geht es nun weiter. Ob es in zwei Jahren wieder ein Weltmeisterschaft gibt, steht noch nicht fest. Aber wenn, wird der dann 72-Jährige sicherlich wieder starten. Dann aber wissen garantiert mehr Hohlstedter davon. (mz)